Wissen vermitteln an Generation TikTok

Eine Person hält ein Smartphone in der Hand und drückt auf die TikTok-App

Lehrkräfte können von den Erfolgsstrategien der TikTok-Creatoren lernen, um den Unterricht spannender zu gestalten. (Quelle: Canva)

Was wir von Creatoren auf TikTok lernen können, um Inhalte zeitgemäß zu vermitteln

Irgendetwas scheint deine Schüler:innen magisch in den Bann zu ziehen, wenn es um TikTok geht. Doch was ist es genau? Es sind nicht nur die kurzen Videos oder die lustigen Clips – es sind die Techniken, die “TikTok-Creatoren” anwenden, um Aufmerksamkeit zu halten und Inhalte auf den Punkt zu bringen. Diese Tricks können auch im Unterricht angewendet werden, um Wissen spannend zu vermitteln und eure Schüler:innen aktiv einzubinden.

Die Top 3 TikTok-Tricks für mehr Aufmerksamkeit im Unterricht

In diesem Beitrag geht es also um die kreativen Ansätze auf der Plattform und ihre Methoden, nicht um die Plattform selbst. Denn sogar etablierte Medien wie die Tagesschau nutzen die “Didaktik der TikToker”, um junge Zielgruppen zu erreichen. Wie aber können Lehrkräfte diese erfolgreichen Techniken in ihren Unterricht integrieren? Hier sind drei TikTok-Strategien, die sich leicht in einer 45-minütigen Unterrichtsstunde anwenden lassen.

TikTok-Trick 1: Offene Loops nutzen

Eine der erfolgreichsten Methoden, die TikToker anwenden, ist das Erzeugen von Spannung durch offene Loops. Sie beginnen ihre Videos oft mit einer unbeantworteten Frage oder einer kniffligen Situation und lösen sie erst später auf. Diese Technik kann Neugier wecken und die Zuschauer dazu bringen, bis zum Ende dranzubleiben.

Wie das im Unterricht funktioniert

Als Lehrkraft könnt ihr eure Unterrichtseinheiten ebenfalls mit einer spannenden Frage oder einer Herausforderung beginnen, die erst später beantwortet wird. Wichtig ist, dass die Frage im Interesse der Schüler:innen liegt und ihr ihnen das Gefühl gibt, dass die Antwort wertvoll für sie ist.

Beispiele für offene Loops im Unterricht:

TikTok-Trick 2: Umfragen clever einsetzen

TikToker verwenden Umfragen, um die Interaktion mit ihren Zuschauer:innen zu steigern. Sie stellen Fragen, die zum Mitmachen anregen und dabei oft tiefere psychologische Motive ansprechen. Im Klassenzimmer können Umfragen ebenfalls effektiv eingesetzt werden, um das Engagement zu steigern und eure Schüler:innen dazu zu bringen, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wie das im Unterricht funktioniert

Das Geheimnis liegt darin, Fragen zu stellen, bei denen es nicht um reines Wissen geht, sondern um Meinungen, Vorlieben oder Alltagsentscheidungen. Solche Fragen regen zum Nachdenken an und helfen den Schüler:innen, sich emotional mit dem Thema zu verbinden. Je mehr die Umfrage mit den Interessen eurer Schüler verknüpft ist, desto größer wird ihr Wunsch sein, sich zu beteiligen. Gleichzeitig können Umfragen als Einstieg in eine Diskussion oder als Basis für die Erarbeitung neuer Inhalte dienen.

Beispiele für Umfragen im Unterricht

1. Szenarienfragen:

2. Offene Umfragen mit geheimem Voting:

3. Schätzfragen:

4. Kurze, schnelle aufeinanderfolgende Fragen:

  1. Atmen Pflanzen CO₂ ein und O₂ aus, genau wie Menschen?
  2. Betreibt eine Pflanze schneller Photosynthese, desto mehr Wasser sie hat? 
  3. Wachsen Pflanzen schneller, wenn man sie regelmäßig im Dunkeln ausruhen lässt? 
  4. Betreiben Algen genauso Photosynthese wie das Blatt eines Baumes? 
  5. Übernehmen Wurzeln die Photosynthese, wenn im Winter die Blätter abgefallen sind? 

Diese kurzen, schnellen Fragen steigern das Engagement in der Klasse, da sie wie ein Spiel auf Schnelligkeit und Intuition abzielen. Im Anschluss an die Abstimmung könnt ihr die richtigen Antworten auflösen und die wissenschaftlichen Hintergründe erklären. Gerade Fragen, die den ersten Gedankengang in die Irre führen, schaffen einen “Aha”-Effekt, der das Interesse am Thema vertieft.

TikTok-Trick 3: Rollenspiele und Dialoge

Rollenspiele und Dialoge gehören zu den effektivsten Methoden, um verschiedene Perspektiven und komplexe Themen lebendig zu vermitteln. TikToker verwenden oft einfache Mittel, um unterschiedliche Rollen oder gegensätzliche Meinungen darzustellen, und verdeutlichen dadurch wichtige Kontraste. Im Unterricht bieten solche Ansätze eine hervorragende Möglichkeit, die Klasse aktiv einzubinden und sie dazu zu bringen, sich intensiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

Beispiele für Rollenspiele im Unterricht

Auch im Klassenzimmer können Rollenspiele und Simulationen genutzt werden, um Diskussionen anzuregen und abstrakte Konzepte greifbar zu machen. Besonders spannend sind dabei immersive Lernformate wie Escape-Rooms oder interaktive Schnitzeljagden.

1. Escape-Rooms von Eduki (Chemie: Galvanische Elemente): 

In diesem Rollenspiel lösen eure Schüler:innen Rätsel, um die Funktionsweise von galvanischen Zellen zu verstehen. Sie schlüpfen in die Rolle von Wissenschaftler:innen, die durch verschiedene Aufgaben das Prinzip der Elektrochemie erarbeiten. (Quelle: illy Sunshine bei eduki)

2. Schnitzeljagd mit Dialog-Simulation (“Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”):

In dieser interaktiven Simulation, die auf echten DDR-Erlebnissen basiert, übernehmen eure Schüler:innen die Rolle von Fluchthelfern, sie treffen auf Stasi-Agenten und können durch verschiedene Rätsel und Dialoge den die Lebensrealität in der DDR nachempfinden. Ein solches Format verbindet historischen Inhalt mit interaktiver Problemlösung. (Quelle: Pädagogischer Aufbau der Berlin Schnitzeljagd SchoolRallye)

3. Podiumsdiskussion (zur sozialen Frage der Industrialisierung):

In einer fiktiven Podiumsdiskussion schlüpfen eure Schüler:innen in die Rollen von Fabrikarbeitern, Gewerkschaftsführern und Industriellen, um über die sozialen Missstände der Industrialisierung zu debattieren. Dadurch lernen sie nicht nur historische Fakten, sondern auch, wie unterschiedliche Interessen in einem gesellschaftlichen Kontext aufeinandertreffen. (Quelle: BildungsBizeps bei eduki)

Ausprobieren: TikToks Didaktik als Inspiration für den Unterricht

TikTok mag auf den ersten Blick wie eine Plattform für oberflächliche Unterhaltung wirken, doch die kreativen Techniken, die dort erfolgreich eingesetzt werden, können auch im Unterricht erstaunlich gut funktionieren. Offene Loops wecken Neugier, Umfragen aktivieren die Klasse, und Rollenspiele machen komplexe Themen lebendig und greifbar.

Warum also nicht mal etwas Neues ausprobieren? Diese Methoden bieten eine spannende Möglichkeit, den Unterricht frisch und interessant zu gestalten – und wer weiß, vielleicht sind eure Schüler:innen ja begeistert, wenn sie sehen, dass ihr euch aktiv mit der Plattform beschäftigt, die sie täglich nutzen. Es lohnt sich, die Erfolgsrezepte der Creator aufzugreifen und damit eine Brücke zwischen der Lebenswelt der Schüler:innen und dem Schulstoff zu schlagen. Einfach mal ausprobieren – und schauen, was passiert!

Anzeige

Mehr zum Thema

Mehr vom Autor

Neuste Artikel

Kommentare

Zurück nach oben Icon
No items found.