„Extremismus entsteht, wenn Menschen überfordert sind“, sagt Ahmad Mansour in der Abschluss-Keynote beim Deutschen Schulleitungskongress (DSLK), die unter dem Thema Demokratiebildung stand. Während der Experte für Extremismusprävention vor 1000 Teilnehmenden auf der Bühne steht, nehmen Personenschützer Aufstellung vor den Türen des Vortragsraums des DSLK. Denn: Mansour engagiert sich gegen Islamismus, Antisemitismus und für die Demokratie – und wird selbst bedroht.
Angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen und der gegenwärtigen Ereignisse war der Schwerpunkt Demokratiebildung auf dem bundesweit größten Fachkongress für schulische Führungskräfte aktueller denn je. Die Demokratie steht weltweit unter Druck, sowohl durch Populismus als auch durch schwindendes Vertrauen in politische Institutionen. Die Rolle von Schule als Ort der Demokratieerziehung wird daher wichtiger denn je. Dazu referierte Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) und erklärte die Rolle der Lehrkräfte dabei folgendermaßen: „Nach dem Beutelsbacher Konsens sind Lehrkräfte zur Vermittlung demokratischer Grundwerte verpflichtet. Er sieht keinen Zwang zur politischen Neutralität, sondern betont die Aufgabe, kontroverse Themen aufzugreifen.“
Demokratiebildung beginnt häufig im Kleinen, erklärt Wissenschaftlerin Katharina Eckstein von der Universität Jena in ihrem Vortrag. Junge Menschen wünschen sich den Austausch zu aktuellen politischen Themen und sie wünschen sich Beteiligung. Der schulische Alltag biete zahlreiche Ansatzpunkte dafür, leider werde politische Bildung aber im Lehrplan häufig als Randthema betrachtet. So mangele es häufig an Zeit dafür.
Die Abschluss-Keynote hielt Extremismusexperte Ahmad Mansour. Er sieht eine Gefahr für die Demokratie durch die sogenannten Kommunikations-Blasen. Darunter leide die Fähigkeit, graue Töne wahrzunehmen. Demokratie bedeute aber nicht schwarz und weiß, nicht Harmonie, sondern immer wieder Austausch und Streit. Über unbequeme Themen zu reden ist wichtig. Ein mögliches Gegenrezept wäre es, Debattenkultur aktiv zu fördern. Beispielsweise in Debattierclubs wie es zum Beispiel bei „Jugend debattiert“ schon geschieht. In einer strukturierten Umgebung über aktuelle gesellschaftliche, politische oder soziale Themen zu diskutieren, fördert die Argumentationsfähigkeit, das Zuhören und das respektvolle Eingehen auf andere Meinungen.
Über die Veranstaltung
Mit über 3.000 Teilnehmenden fand der DSLK vom 7. bis 9. November 2024 in Düsseldorf unter der Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz statt. Unter seinem Dach fanden auch der Deutsche Schulträgerkongress (DSTK) und der erste Deutsche Schulaufsichtskongress (DSAK) inklusive diverser Fachforen parallel statt. Auch in der begleitenden Ausstellung der Vorträge waren Demokratiebildung und Kinderrechte, etwa über den Partner UNICEF, die Schwerpunktthemen.
Die Dichte an Entscheidungsträgern aus den Bereichen Schulleitung, -träger, -verwaltung und -aufsicht ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Gastgeber sind FLEET EDUCATION Events und der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Der nächste DSLK ist im November 2025.