Zweite gemeinsame Sitzung von Bildungsministerkonferenz und Jugend- und Familienministerkonferenz
13.12.2024. Am heutigen Freitag fand im Plenarsaal der Kultusministerkonferenz in Berlin die zweite gemeinsame Sitzung der Bildungsministerkonferenz und der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) statt. Im Mittelpunkt der Diskussion stand der anhaltend hohe Fachkräftebedarf in der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere in der Kindertages- und Ganztagsbetreuung, in den Hilfen zur Erziehung, bei den Inobhutnahmen, in der Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen und Ausländern sowie in den Jugendämtern. Die Ministerkonferenzen haben einen von den Vorsitzländern Bremen (JFMK) und Saarland (Bildungs-MK) entwickelten Maßnahmenkatalog verabschiedet, der die Fachkräftegewinnung und -bindung in diesen Bereichen adressiert. Dieser Katalog sieht neben der Verbesserung der beruflichen Qualifizierungsangebote auch die Verbesserung der Beschäftigungs- und Entwicklungsperspektiven vor.
Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2024 und saarländische Ministerin für Bildung und Kultur: „Mit dem beschlossenen Maßnahmenkatalog setzt die Kultusministerkonferenz ein klares Signal: Die Ausbildung sozialpädagogischer Fachkräfte wird nicht nur attraktiver und praxisnäher gestaltet, sondern auch in ihrer Qualität nachhaltig gestärkt. Dieser Schritt baut auf den Erfolgen der vergangenen Jahre auf, in denen die Länder durch erhebliche Investitionen die Ausbildungskapazitäten nahezu verdoppelt haben. Angesichts des akuten Fachkräftemangels in der Kinder- und Jugendhilfe ist es von zentraler Bedeutung, die Rahmenbedingungen für Ausbildung und Beruf weiter zu verbessern. Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung aller beteiligten Akteure – von der Politik über die Träger bis hin zu den Bildungseinrichtungen. So können wir den wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertigen Betreuungs- und Unterstützungsangeboten decken und allen Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Förderung und Begleitung bieten. Bildung und soziale Gerechtigkeit sind zentrale politische Schwerpunkte unseres Handelns. Unser Engagement für die Fachkräfte von morgen ist ein Engagement für die Zukunft unserer Gesellschaft.“
Bremens Senatorin für Kinder- und Bildung, Sascha Karolin Aulepp als Vorsitzende der JFMK, betonte: „Wir wollen jedem Kind ein Kita-Angebot machen für ein gutes Aufwachsen aller Kinder. Weil deshalb die Nachfrage nach sozialpädagogischen Fachkräften enorm steigt, ist es großartig, dass wir gemeinsam handeln. Wir müssen die Kitas öffnen für Menschen, die noch keine pädagogischen Fachkräfte sind, aber das Zeug dazu haben, gut und verantwortungsvoll mit Kindern zu arbeiten und zu guten Fachkräften zu werden. Unsere zehn Meilensteine werden nicht nur die Qualität der Ausbildung steigern. Es wird auch sichergestellt, dass wir Neu- und Quereinsteigern aufbauend auf ihre jeweiligen Kompetenzen, Berufs- und Lebenserfahrungen eine klare Perspektive und immer wieder neue Impulse zur Weiterqualifizierung geben, die für sie auch praktisch möglich ist. Ohne Hindernisse oder Sackgassen. Dies hilft allen Ländern, die Situation in den Kitas und für alle Kinder entscheidend zu verbessern.“
Bremens Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration Dr. Claudia Schilling, die gemeinsam mit Senatorin Aulepp den Vorsitz der JFMK innehat, hob hervor: „Ohne den Quer- und Seiteneinstieg werden wir für eine lange Zeit unter dem Mangel an Fachkräften leiden. Quer- und Seiteneinstiege fördern den Zugang von Menschen, die bereits in anderen Berufen Qualifikationen erworben haben. Je breiter diese Erfahrungen sind, desto mehr profitiert am Ende das gesamte Arbeitsfeld. Davon können insbesondere Kinder und Jugendliche in Jugendheimen, unbegleitete Minderjährige, die familienbegleitenden Angebote sowie die Jugendämter selber profitieren.“
Bundesfamilienministerin Lisa Paus: „Wir brauchen mehr gut ausgebildete Fachkräfte. Allen Kindern sollen gute Bildung und Teilhabe möglich sein, ebenso die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern. Trotz des großen Personalzuwachses - mehr als 840.000 Menschen haben sich bereits für die Arbeit in der frühen Bildung entschieden – wächst der Bedarf an Fachkräften weiter. Im Mai haben wir gemeinsam mit den Ländern eine „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“ vorgestellt. Ich freue mich, dass es auf dieser Grundlage nun konkrete Maßnahmen gibt, um den Beruf bundesweit attraktiver zu machen. Die Länder haben Vieles davon aufgegriffen und über viele Monate in enger Zusammenarbeit Ideen entwickelt: von der Aus- und Weiterbildung über Erleichterung von Quereinstiegen, bis hin zu besseren Rahmenbedingungen für Ausbildung und Fachkarrieren. Auch der Bund engagiert sich und stellt in den nächsten zwei Jahren mit dem weiterentwickelten Kita-Qualitätsgesetz zusätzlich rund 4 Milliarden Euro unter anderem für die Fachkräftesicherung bereit. Wir setzen alles daran, die besten Fachkräfte für die Zukunft unserer Kinder zu gewinnen und langfristig im Beruf zu halten.“
Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war die Bedeutung der Demokratiebildung in Kindertageseinrichtungen und Schulen. Die Ministerkonferenzen betonten, dass es wichtig sei, demokratische Grundprinzipien wie Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit, Akzeptanz von Vielfalt und gegenseitige Wertschätzung von Anfang an im Alltag zu verankern. Dies soll dazu beitragen, dass junge Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten heranwachsen und eine aktive, verantwortungsvolle Bürgerschaft bilden. Jugend- und Familienkonferenz und Bildungsministerkonferenz werden weiter gemeinsam an der Förderung der Demokratiebildung junger Menschen von Anfang an arbeiten.
Mit der Einführung des innovativen Programms „StarS - Stark in die Grundschule starten“ setzt die Kultusministerkonferenz (KMK) neue Maßstäbe in der Bildungslandschaft. Insbesondere angesichts der großen Bedeutung der frühen Bildung für den weiteren Bildungs- und Lebensweg machen die Länder mit StarS einen bedeutenden Schritt in der Sicherung der Bildungsstandards vom Anfang der Schulzeit an und der Einheitlichkeit im Bildungswesen. StarS wird umfassende diagnostische Werkzeuge bereitstellen, um Lehrkräften an Grundschulen präzise Informationen über die Lernausgangslagen und die Lernentwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen. Besonders im Fokus stehen dabei die basalen sprachlichen und mathematischen Kompetenzen sowie Aspekte der Selbstregulation und motivational-emotionalen Orientierung. Dies ermöglicht eine individuell angepasste Förderung schon zu Beginn der Grundschulzeit. Die wissenschaftliche Vorständin des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, Prof. Dr. Petra Stanat, hat heute den beiden Fachministerkonferenzen das Konzept vorgestellt. Es wurde vereinbart, hierzu weiter im Gespräch zu bleiben.
Senatorin Dr. Schilling betonte: „Wichtig ist, dass die Kinder mit einer großen Lernneugier, einem hohen Selbstbewusstsein und guten sozialen Kompetenzen in die Grundschule wechseln. Das kann und muss die frühkindliche Förderung gemeinsam mit den Elternhäusern leisten.“
Diese Sitzung baut auf den ersten gemeinsamen Austausch vom 13. Oktober 2023 auf und verfolgt das Ziel, den Dialog zu wichtigen Themen im Bereich der Bildung und Jugendhilfe fortzusetzen.