Mobbing stoppen: Diese digitalen Tools und Unterrichtsmaterialien unterstützen Lehrkräfte im Schulalltag
Mobbing ist ein ernsthaftes Problem an Schulen, das nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch das gesamte Schulklima erheblich beeinträchtigen kann. Die Folgen für die Opfer sind oft gravierend und reichen von psychischen Belastungen bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Daher ist es von größter Bedeutung, dass Schulen gezielt gegen Mobbing vorgehen und Lehrkräfte eine aktive Rolle bei der Prävention und Intervention übernehmen.
In Deutschland gibt es rechtliche Grundlagen, die den Schutz von Schüler:innen sicherstellen. Das Grundgesetz (Art. 1 und 2) garantiert die Würde und die körperliche Unversehrtheit jedes Menschen, was auch für den Schulkontext gilt. Das Schulgesetz der einzelnen Bundesländer verpflichtet Schulen dazu, ein sicheres Lernumfeld zu gewährleisten. Zudem kann Mobbing in schweren Fällen strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, etwa durch den Tatbestand der Beleidigung (§ 185 StGB), der üblen Nachrede (§ 186 StGB) oder der Körperverletzung (§ 223 StGB). Schulen sind daher nicht nur moralisch, sondern auch gesetzlich verpflichtet, gegen Mobbing vorzugehen.
Als Lehrkraft haben Sie die Möglichkeit, aktiv gegen Mobbing vorzugehen und Ihre Schüler:innen zu unterstützen. Dabei spielen sowohl digitale Tools als auch gezielte Strategien eine entscheidende Rolle. Hier sind einige hilfreiche digitale Werkzeuge und Initiativen:
Exclamo ist eine App, die es Mobbing-Opfern ermöglicht, anonym Hilfe zu suchen. Schüler:innen können über eine Chatfunktion mit Ansprechpartner:innen wie Schulpsycholog:innen oder Vertrauenslehrkräften in Kontakt treten. Die App bietet zudem eine Möglichkeit zur anonymen Meldung von Mobbingfällen, wodurch Schulen frühzeitig eingreifen können. Lehrkräfte erhalten dadurch wichtige Einblicke in die Schulsituation und können gezielt Maßnahmen zur Verbesserung des Schulklimas einleiten.
BattBull ist eine App gegen Mobbing und Cybermobbing, die speziell für Jugendliche entwickelt wurde. Sie nutzt die Sprache und das Medienverhalten junger Menschen, um auf spielerische Weise aufzuklären und Betroffenen Hilfestellungen zu geben. Die App enthält interaktive Module, in denen Schüler:innen anhand von Fallbeispielen lernen, wie sie sich vor Mobbing schützen können. Zudem bietet sie Quizformate und Challenges, die das Bewusstsein für respektvolles Verhalten stärken.
WordsGuard ist eine App, die Nachrichten und Social-Media-Posts auf potenziell verletzende Inhalte überprüft. Sie hilft, Mobbing bereits im Ansatz zu verhindern, indem sie Schüler:innen darauf hinweist, wenn sie problematische Sprache verwenden. Lehrkräfte können WordsGuard in den Unterricht integrieren, um Gespräche über respektvolle Kommunikation im digitalen Raum zu fördern. Durch die automatisierte Analyse können Nutzer:innen sensibilisiert werden, bevor Nachrichten versendet werden, was dazu beiträgt, Konflikte zu vermeiden.
Die Plattform "Gemeinsam Klasse sein" stellt eine umfangreiche Sammlung an digitalen Materialien zur Verfügung, darunter Filme, Tutorials und Arbeitsblätter. Diese Materialien sind speziell darauf ausgelegt, Schüler:innen für das Thema Mobbing zu sensibilisieren. Die Plattform ermöglicht es Lehrkräften, interaktive Unterrichtseinheiten zu gestalten, die Diskussionen über Mobbingfälle und deren Folgen anregen. Die Kombination aus visuellen und interaktiven Lernmethoden macht das Thema greifbarer und unterstützt die Präventionsarbeit.
Canva ist ein benutzerfreundliches Grafikdesign-Tool, mit dem ansprechende und informative Materialien wie Präsentationen, Plakate und Flyer zum Thema Mobbing erstellt werden können. Diese visuellen Inhalte tragen dazu bei, das Bewusstsein für Mobbing zu schärfen und Präventionsstrategien effektiv zu vermitteln. Die Plattform bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche, die es auch ohne umfangreiche Design-Kenntnisse ermöglicht, professionelle Materialien zu gestalten. Besonders im Bildungsbereich bietet Canva zahlreiche Vorlagen, die sich leicht anpassen lassen, um spezifische Themen wie Mobbing zu behandeln.
Lehrkräfte können sich für Canva for Education anmelden, um kostenlosen Zugang zu erweiterten Funktionen und Vorlagen zu erhalten. Durch die Nutzung von Canva können Unterrichtsmaterialien visuell ansprechend gestaltet werden, was das Engagement und Verständnis der Schüler:innen für das Thema Mobbing fördert.
Tweedback ist ein datenschutzkonformes, webbasiertes Live-Feedback-System, das ursprünglich für den Hochschulbereich entwickelt wurde, aber auch im schulischen Kontext verwendet werden kann. Es ermöglicht Schüler:innen, anonym Feedback zu geben, Mobbing-Vorfälle zu melden oder das Klassenklima zu bewerten. Lehrkräfte können auf diese Weise frühzeitig Probleme erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um das Lernumfeld zu verbessern. Zu den Funktionen von Tweedback gehören die Erstellung von Quizfragen zur Wissensüberprüfung oder Stimmungsabfrage, ein Chatwall für den anonymen Austausch von Fragen und Kommentaren zwischen Schüler:innen und Lehrkräften sowie ein Panikbutton, um direktes Feedback zu Themen wie dem Unterrichtstempo zu geben.
Das Tool fördert ehrliches Feedback, da es den Schutz der Anonymität der Nutzer:innen gewährleistet. Zudem lässt es sich einfach in den Unterricht integrieren, sowohl im Präsenzunterricht als auch in Online-Formaten.
Die kostenlose Version bietet grundlegende Funktionen ohne Registrierung, während der Pro-Account für den Bildungsbereich für 60 EUR pro Jahr erweiterten Funktionsumfang bereitstellt.
Die Initiative "WAKE UP!" setzt sich aktiv gegen Cybermobbing, Desinformation und Hate Speech ein und bietet eine Vielzahl von Ressourcen, um Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern für einen respektvollen Umgang im Internet zu sensibilisieren. Zu den Angeboten gehört eine sechsteilige Webserie, in der die Charaktere Mina und Tom die Zuschauer:innen durch verschiedene Aspekte des Cybermobbings begleiten. Jede Episode endet mit praktischen Tipps und Handlungsempfehlungen für Betroffene und Unterstützer:innen. Lehrkräfte können die Arbeitsaufträge zu jeder Folge nutzen, um die Webserie in den Unterricht zu integrieren.
Zusätzlich gibt es die eduStories, interaktive Lernmodule, die multimedial aufgebaut sind und Themen wie Cybermobbing und Desinformation behandeln. Sie ermöglichen es den Schüler:innen, selbstständig Wissen zu erwerben und sich mit Fallbeispielen auseinanderzusetzen. Lehrkräfte können diese eduStories als Hausaufgabe vergeben oder als digitales Element im Unterricht verwenden.
Die Kombination aus Videos, interaktiven Aufgaben und praxisorientierten Beispielen fördert das Verständnis und die aktive Auseinandersetzung mit den Themen. Die Materialien sind so konzipiert, dass sie ohne großen Vorbereitungsaufwand in den Unterricht integriert werden können.
Alle Angebote der "WAKE UP!"-Initiative sind kostenlos zugänglich und bieten Schulen eine wertvolle Möglichkeit, einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Cybermobbing zu leisten und das digitale Bewusstsein der Schüler:innen zu stärken.
Saferinternet.at ist eine österreichische Initiative, die sich dem sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien widmet. Sie bietet eine breite Palette an Materialien und Ressourcen, die Lehrkräften dabei helfen, Schüler:innen über Cybermobbing aufzuklären und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Unter den Angeboten befindet sich das umfassende Unterrichtsmaterial "Aktiv gegen Cyber-Mobbing", das auf 54 Seiten in sieben Kapiteln eine Einführung in das Thema gibt, Cybermobbing definiert und zeigt, wie es sich unter Schüler:innen manifestiert.
Zusätzlich werden präventive Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Cybermobbing im schulischen Kontext vorgestellt. Ein weiterer hilfreicher Flyer erklärt, was Cybermobbing ist, welche Formen es annehmen kann und welche Auswirkungen es auf die Betroffenen hat – ein nützliches Informationsangebot für Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte. Im Rahmen des Safer Internet Day bietet Saferinternet.at zudem eine digitale Schnitzeljagd, die Schüler:innen spielerisch an das Thema Cybermobbing heranführt.
Die Aktivität dauert etwa eine Unterrichtseinheit und fördert das Bewusstsein für respektvolles Verhalten im digitalen Raum. Alle Materialien basieren auf aktuellen Forschungsergebnissen und sind so aufbereitet, dass sie für unterschiedliche Altersgruppen und Schulstufen geeignet sind. Zudem sind sie kostenlos zugänglich, sodass Schulen einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Cybermobbing leisten und das digitale Bewusstsein der Schüler:innen stärken können.
Das bayerische Landesprogramm "Mit Mut gegen Mobbing" unterstützt Schulen dabei, ein respektvolles und sicheres Lernumfeld zu schaffen und kompetent mit dem Thema Mobbing umzugehen. Ein zentrales Angebot ist der Praxisleitfaden "Mit Mut gegen Mobbing", der Schulen strukturierte Hilfestellungen zur Entwicklung von Präventionskonzepten und zur Einrichtung von Anti-Mobbing-Teams bietet. Der Leitfaden enthält wichtige Informationen über die Ursachen und Formen von Mobbing und stellt Unterstützungsangebote wie Interventionsansätze vor. Zudem werden Anregungen gegeben, wie Präventionskonzepte im Schulentwicklungsprogramm verankert werden können. Die Materialien sind speziell auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten von Schulen abgestimmt und ermöglichen eine einfache Integration in bestehende schulische Strukturen.
Der Leitfaden bietet eine klare Struktur und praxisorientierte Ansätze, die Schulen dabei unterstützen, effektive Maßnahmen gegen Mobbing zu entwickeln und umzusetzen. Der Praxisleitfaden "Mit Mut gegen Mobbing" steht kostenlos zum Download zur Verfügung und bietet Schulen die Möglichkeit, einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Mobbing zu leisten und das Wohlbefinden der Schüler:innen zu fördern.
Eine klare Haltung gegen jegliche Form von Mobbing sollte fester Bestandteil des Schulkodex sein. Dies sollte sowohl den Schüler:innen als auch den Eltern kommuniziert werden. Zudem sollten klare Konsequenzen für Mobbinghandlungen definiert werden.
Lehrkräfte sollten aufmerksam für Anzeichen von Mobbing sein und soziale sowie emotionale Veränderungen bei Schüler:innen wahrnehmen. Regelmäßig durchgeführte Umfragen oder Klassenklimabefragungen helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
Eine enge Zusammenarbeit mit Kollegen, Schulberatungsstellen und Schulpsychologen kann helfen, Mobbing effektiver zu identifizieren und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Eltern sollten ebenfalls einbezogen werden, um eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln.
Regelmäßige Einbindung von Anti-Mobbing-Maßnahmen in den Unterricht ist entscheidend. Tools wie Canva, Tweedback und WAKE UP! können genutzt werden, um das Thema Mobbing kontinuierlich zu behandeln. Rollenspiele, Fallbeispiele oder Gruppendiskussionen sind dabei besonders wirksam.
Sollte es zu einem Mobbing-Vorfall kommen, ist sofortiges Eingreifen erforderlich. Das Opfer sollte geschützt und aggressives Verhalten umgehend unterbunden werden. Eine offene Gesprächskultur und die Unterstützung durch Fachkräfte helfen, die Situation nachhaltig zu entschärfen.
Langfristige Konzepte sind der beste Weg, um Mobbing systematisch einzudämmen. Die Einrichtung eines Anti-Mobbing-Teams kann helfen, langfristige Präventionsstrategien zu entwickeln. Regelmäßige Fortbildungen für Lehrkräfte stellen sicher, dass alle Beteiligten bestmöglich vorbereitet sind.
Durch den gezielten Einsatz dieser digitalen Tools und Strategien kann ein sicheres und respektvolles Lernumfeld geschaffen werden, in dem sich alle Schüler:innen wohl und geschützt fühlen. Die Kombination aus technologischen Hilfsmitteln und pädagogischen Ansätzen ermöglicht es Lehrkräften, effektiv gegen Mobbing vorzugehen und eine positive Schulkultur zu fördern. Ein nachhaltiges Konzept zur Mobbingprävention erfordert kontinuierliches Engagement aller Beteiligten – Lehrkräfte, Schüler:innen und Eltern. Schulen sollten sich aktiv für eine offene und respektvolle Kommunikation einsetzen und sicherstellen, dass Mobbing keinen Platz im Schulalltag hat. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung kann langfristig eine inklusive, wertschätzende und sichere Lernumgebung für alle geschaffen werden.