Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Die Situation im Lehrkräfteberuf

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit?  Die Situation im Lehrkräfteberuf

Am 08. März ist internationaler Frauentag: Im Lehrkräfteberuf sind drei von vier Lehrkräften Frauen. (Quelle: Pixabay)

In der Bildungslandschaft ist die Forderung nach gerechter Bezahlung von Lehrkräften ein allgegenwärtiges Thema, das nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch politische Entscheidungsträger:innen und die Öffentlichkeit gleichermaßen beschäftigt. Der Grundsatz "gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" ist ein fundamentales Prinzip der Arbeitswelt, doch im Lehrerberuf bleibt dieses Ideal oft eine Herausforderung. Zum internationalen Frauentag am 8. März werfen wir deshalb einen Blick auf die Diskrepanz zwischen der Verantwortung und den Qualifikationen von Lehrkräften und ihrer tatsächlichen Bezahlung.

Drei von vier Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen sind Frauen. Frauke Gützkow, Pressesprecherin der GEW, ordnete dies im Gespräch mit Lehrer News wie folgt ein: „Das Grundschullehramt ist der Beruf, in dem Frauen zu ungefähr 90 Prozent arbeiten, weshalb die unangemessene Eingruppierung dieser Lehrkräfte als mittelbare Diskriminierung aufgrund des Geschlechts betrachtet werden kann“.

Mit der Kampagne  JA13! Weil Grundschullehrerinnen es verdienen versucht die Gewerkschaft auf diese Situation aufmerksam zu machen. Grundschullehrer:innen werden in drei Bundesländern noch immer nach Besoldungsgruppe A12 vergütet, während ihre Kolleg:innen an anderen Schulformen in der Regel nach A13 bezahlt werden. In einigen Bundesländern erhalten sogar Lehrkräfte in der Sekundarstufe I teilweise noch die niedrigere Vergütung nach A12. Nur die Lehrkräfte mit „neuem“ Masterabschluss werden direkt in die Besoldungsgruppe A13 eingruppiert, sogenannte Bestandslehrkräfte behalten ihre niedrigere Besoldungsgruppe bei.

Die Initiative zur Einführung der Kampagne begann, als bereits acht Bundesländer Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt hatten. Dies ging einher mit einer Angleichung der Studiensemester und ECTS-Punkte in allen Bundesländern. „Damit konnten wir ein zusätzliches Argument vorbringen: Wenn Lehrkräfte eine einheitliche Ausbildung erhalten, sollten sie auch gleich bezahlt werden“, fasst Gützkow die Ausgangssituation zusammen. Die Kampagne startete im Jahr 2016 und bereits ein Jahr später waren Berlin und Brandenburg die ersten Bundesländer, die Grundschullehrer:innen nach A13 vergüteten. Auch im Jahr 2023 konnte dahingehend ein großer Erfolg verzeichnet werden. „Letztes Jahr sind die Länder Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen nachgezogen, was die Höhergruppierung von Grundschullehrkräften betrifft. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden sogar die Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 noch in A12 eingruppiert. Die profitieren auch davon“, sagt Gützkow. 

 

(Quelle: GEW

In Bezug auf die aktuelle Situation äußerte sich Gützkow: "Wir wissen, dass wahrscheinlich kein Ministerpräsident schlaflose Nächte hat, weil er Frauen bei der Eingruppierung von Grundschullehrkräften diskriminiert. Diese Maßnahme ist auch eine Reaktion auf den Fachkräftemangel, um den Beruf attraktiver zu gestalten.“ Es ist unter anderem zu beobachten, dass sich viele Absolvent:innen der Lehramtsstudiengänge nach ihrem Abschluss in ein anderes Bundesland orientieren. Ein Grund für die Abwanderung von Lehrkräften ist die unterschiedliche Bezahlung in den verschiedenen Bundesländern. Eine Grundschullehrerin, die in Ulm unterrichtet, bekommt zum Beispiel 500 Euro weniger als für die gleiche Arbeit in Neu-Ulm. Die Sorge vor der Abwanderung von Lehrkräften nimmt dementsprechend zu, besonders in den Ländern, die an andere Länder angrenzen und höhere Gehälter bieten, wie es bei Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz der Fall ist. 

Der Fachkräftemangel steht jedoch auch in engem Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen, insbesondere mit der Arbeitsbelastung und der Bezahlung. Dies führt dazu, dass Männer häufiger Führungspositionen in Lehrberufen einnehmen. "Männer sind in Relation zu ihrem Anteil an Beschäftigten überproportional in Führungspositionen vertreten“, erklärt Gützkow. Sie geht davon aus, dass die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit, die hauptsächlich von Frauen geleistet wird, dazu führe, dass Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren und ihre Chancen auf Führungspositionen verringern. Dies liegt unter anderem daran, dass Lehrkräfte in Leitungspositionen weiterhin unterrichten müssen. „Teilzeitkräfte haben daher einen Nachteil bei der Übernahme solcher Positionen“, so Gützkow. 

Ein Modell, welches dabei Hilfe leisten kann, ist das Job-Sharing, bei dem eine Vollzeitstelle von zwei oder mehreren Mitarbeiter:innen ausgeführt wird. Gützkow sagte dazu im Gespräch mit Lehrer News: "Wir kämpfen stark für die Möglichkeit, Führungspositionen zu teilen. Es gibt verschiedene Modelle wie Job-Sharing. Aufgrund des Beamtenrechts ist dies jedoch nicht immer einfach umzusetzen. Unsere Kolleg:innen in Baden-Württemberg, Bremen und Berlin sind besonders daran interessiert, dieses Modell zu etablieren. Es müssen jedoch für jedes Land spezifische Regelungen in Erlassen und Dienstvereinbarungen getroffen werden".

Grundsätzlich ist es wichtig, sich für allgemeine verbesserte Arbeitsbedingungen einzusetzen, darunter die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Teilzeitoptionen für junge Familien aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten.

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