Hauptschule ade? Kritik an den Plänen zur Realschulreform in NRW

Schülerin sitzt in einem Klassenzimmer an einem Tisch

Kritik an den Plänen der Landesregierung: Realschulen sollen künftig auch Hauptschulbildungsgänge anbieten (Quelle: Canva)

Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen stoßen die Pläne der Landesregierung, an Realschulen dauerhaft Hauptschulbildungsgänge anzubieten, auf immer stärkeren Widerstand. Diese plant, Realschulen dauerhaft dazu befähigen, ab der 7. Klasse einen Hauptschulbildungsgang anzubieten, um den Rückgang der Hauptschulen vor allem im ländlichen Raum abzufedern. Zwar besteht diese Möglichkeit bereits als Übergangslösung, nun soll sie zum Regelfall werden. Ob diese Umstrukturierung langfristig tragfähig ist, wird von vielen Fachverbänden und Lehrkräften bezweifelt.

Rückgang der Hauptschulen verändert Schulstruktur in NRW

Der Rückgang der Hauptschulen ist nicht nur eine lokale Herausforderung, sondern ein bundeslandweites Phänomen. Seit dem Schuljahr 2012/13 sank die Zahl der Hauptschulen in NRW um 72,3 Prozent, während Gesamtschulen um fast 50 Prozent zunahmen. Diese Veränderungen verdeutlichen die sich wandelnde Schulstruktur, in der Realschulen und Gesamtschulen zunehmend eine zentrale Rolle übernehmen.

Kritik von Gewerkschaften: Übergangslösung ohne klare Perspektive

Der Landesverband der GEW kritisiert diese Entwicklung und befürchtet, dass die schrittweise Abschaffung der Hauptschule auf diese Weise weiter vorangetrieben wird. Die geplanten Änderungen scheinen zwar auf den ersten Blick eine Lösung zu bieten, aber die Konsequenzen seien nicht vollständig durchdacht. “Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass die Landesregierung mit dieser Änderung zwar auf einen Bedarf reagiert, der im schulischen Alltag allgegenwärtig ist, ohne allerdings die Konsequenz für das Schulsystem in Gänze zu ziehen und bildungspolitisch wichtige Veränderungen einzuleiten”, heißt es in der Stellungnahme. 

Stattdessen werde eine Übergangslösung geschaffen, die keine klare Perspektive für die langfristige Entwicklung des Bildungssystems biete. Wenn Realschulen künftig auch Hauptschulbildungsgänge anbieten, könnte es bildungsplanerisch sinnvoller sein, auf Hauptschulen gänzlich zu verzichten und stattdessen die Realschulen auszubauen.

Ein weiteres Problem: Realschulen müssen künftig eine stärkere innere Differenzierung vornehmen, da Haupt- und Realschüler:innen nicht in getrennten Klassen unterrichtet werden. Der Verband Lehrer NRW warnt vor einer “strukturellen Überforderung” der Lehrkräfte, da sie gleichzeitig Hauptschul- und Realschüler:innen unterrichten müssen.

Auch die GEW kritisiert, dass die Änderungen zu einer ungleichen Belastung der Lehrkräfte führen könnten, da diese sowohl Hauptschüler:innen als auch Realschüler:innen unterrichten sollen, ohne die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Laut der GEW muss das Gesetz eine klare Perspektive für die Realschulen bieten und ausreichend Mittel bereitstellen, damit sie die Aufgabe der Hauptschulen angemessen übernehmen können.

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