Handys aus dem Schulalltag verbannen? Hessen und Baden-Württemberg planen strengere Regeln zur Nutzung (Quelle: Canva)
Wiesbaden/Stuttgart. Hessen und Baden-Württemberg planen strengere Regeln für die Handynutzung an Schulen. In beiden Bundesländern soll die private Nutzung nicht nur im Unterricht, sondern auch in Pausen und auf dem Schulgelände eingeschränkt werden. Während Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) vor allem Ablenkung und psychische Belastungen verringern möchte, strebt ihr hessischer Amtskollege Armin Schwarz (CDU) eine klare Regelung mit wenigen Ausnahmen an.
In beiden Bundesländern gibt es zwar bereits Regelungen, die Handys im Unterricht verbieten, doch nun sollen strengere Vorschriften auch für Pausen und das Schulgelände gelten. Wie wirksam solche Einschränkungen sein können, belegt eine Studie der Universität Augsburg, die zeigt, dass Smartphone-Verbote das soziale Klima verbessern, die Lernleistung fördern und Ablenkung sowie Cybermobbing reduzieren.
Kultusministerin Schopper betont, dass die Digitalisierung im Unterricht nicht infrage gestellt werde, jedoch die private Nutzung klar reguliert werden müsse. “Es geht mir um den Schutz unserer Kinder und Jugendlichen”, betont sie. Schopper sieht außerdem die Notwendigkeit eines stärkeren Kinder- und Jugendschutzes auch außerhalb der Schulen. “Von gesundheitsschädlichen Videos über Pornografie bis zu Tötungsszenen – an all diese Inhalte kommen unsere Kinder durch ein nicht ganz wahrheitsgetreues Häkchen bei der Altersangabe heran”, so die Ministerin. Es seien demnach effektive Altersbeschränkungen und verlässliche Alterskontrollen erforderlich, die ihrem Zweck tatsächlich gerecht werden.
Die Debatte über die Handynutzung an Schulen reicht jedoch über Baden-Württemberg und Hessen hinaus: Eine Petition setzt sich für ein bundesweites Verbot ein und verweist auf Länder wie Frankreich, wo bereits seit 2018 strikte Regelungen gelten. Auch Bayern hat ein weitreichendes Handyverbot eingeführt, das laut Landesregierung positive Auswirkungen auf das Lernverhalten zeigt – Kritiker:innen bezweifeln jedoch, dass Verbote allein ausreichen, um eine nachhaltige Medienkompetenz zu fördern.
Die Pläne stoßen auf gemischte Reaktionen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält wenig von den Plänen und bezweifelt deren Umsetzbarkeit. “Viel besser ist es doch, Kinder und Jugendliche zu befähigen, Smartphones verantwortungsvoll zu nutzen, und Lehrkräfte als Bildungsprofis bei der Vermittlung von Medienkompetenz zu unterstützen – zum Beispiel durch Fortbildungen, Stärkung demokratischer Schulprozesse und eine gute, öffentliche digitale Infrastruktur an Schulen”, betont GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze.
Auch die Bundesschülerkonferenz sieht ein generelles Verbot kritisch. In einer Mitteilung aus dem Januar heißt es: “Ein generelles Smartphone-Verbot an Schulen würde die Versäumnisse der Politik drastisch verschärfen, statt diese aufzuarbeiten und zu reformieren.”