Bildungskürzungen: Weniger Unterricht in SH, wegfallende Sozialstellen in Berlin (Quelle: Canva)
Kiel/Berlin. In Schleswig-Holstein und Berlin werden derzeit drastische Einsparungen im Bildungsbereich vorgenommen, die für heftige Kritik sorgen. Während in Schleswig-Holstein die Unterrichtsstunden an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen gekürzt werden, fallen in Berlin wichtige Sozialstellen an Schulen weg. Zwei Beispiele unter vielen, die verdeutlichen, wie die Bildungspolitik auf Kosten der Zukunft spart.
Ab dem kommenden Schuljahr müssen sich Schüler:innen an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein auf weniger Unterricht einstellen. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verkündete die konkreten Kürzungen: An Gemeinschaftsschulen werden sechs Wochenstunden gestrichen, wodurch die durchschnittliche Unterrichtszeit pro Woche von 30,3 auf 29,3 Stunden sinkt. An Gymnasien entfallen vier Wochenstunden, sodass nur noch 176 statt 180 Stunden pro Jahr unterrichtet werden.
Besonders betroffen sind die Fächer Arbeit/Verbraucherbildung, Gesellschaftswissenschaften, Ästhetische Bildung, das Wahlpflichtfach I, erste Fremdsprache und Naturwissenschaften – darunter auch zentrale Fächer wie Englisch, Geschichte, Kunst und Musik.
Die Landesregierung begründet die Einsparungen mit dem notwendigen Sparhaushalt, während die Opposition und in Gewerkschaftskreise scharf reagieren. SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat nennt die Kürzungen eine “bildungspolitische Bankrotterklärung”. Gerade in Zeiten schlechter Ergebnisse bei Bildungsstudien sei es fatal, die Unterrichtszeit weiter zu verkürzen.
Auch in Berlin sind die Folgen der Bildungskürzungen drastisch. Ein Beispiel: An der Grundschule in der Kölnischen Heide wird ab März die Stelle des Schulsozialarbeiters Ozan Danyeli gestrichen. Danyeli, der für Gewaltprävention und Konfliktlösung zuständig ist, genießt das Vertrauen der Kinder – insbesondere, weil fast alle Schüler:innen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch sprechen und er als Vermittler und Wegbegleiter fungiert. Doch die Finanzierung seiner Stelle endet bald, mit gravierenden Folgen für das Schulklima.
Nicht nur Schüler:innen und Eltern zeigen sich besorgt. Stefan van Elsäcker vom Interessenverband Berliner Schulleitungen warnt davor, dass durch den Wegfall der Schulsozialarbeit langfristig die Bildungschancen vieler Kinder gefährdet werden. Das Schul-Hüpfer-Projekt, das Vorschulkinder gezielt auf die Schule vorbereitet, steht ebenfalls vor dem Aus.
Politisch sorgt die Kürzung für Spannungen. Maja Lasić, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Berlin, kritisiert die Einsparungen, betont jedoch, dass diese von der Bildungsverwaltung der rot-schwarzen Koalition eigenständig getroffen wurden. Zwar versucht die SPD-geführte Sozialverwaltung, einige Lücken durch andere Finanzierungen zu schließen, doch für die kommenden Jahre zeichnet sich ein noch härterer Sparkurs ab.
Sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Berlin zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: Die Bildungsausgaben geraten unter finanziellen Druck, und Schüler:innen sowie Lehrkräfte müssen die Konsequenzen tragen. Während Schleswig-Holstein an Unterrichtsstunden spart, um den Haushalt zu entlasten, trifft es in Berlin vor allem sozial benachteiligte Kinder, die dringend auf Unterstützung angewiesen sind. Expert:innen sind sich einig, dass Kürzungen an dieser Stelle langfristig hohe Kosten verursachen – nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich.