Lehramtsstudium in Sachsen: Alles, was ihr wissen müsst

Von
Albert Koch
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August 2024
|
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Dresden

Dresden ist einer der drei Standorte für das Lehramtsstudium in Sachsen. Wer sich beispielsweise für das Berufsschullehramt interessiert, hat hier das breiteste Angebot. (Quelle: Pixabay)

Ihr überlegt, Lehrkraft zu werden? Wenn ihr aus Sachsen kommt oder an einer Schule in Sachsen arbeiten wollt, dann bietet sich das Lehramtsstudium vor Ort an. Aber auch für alle anderen gibt es gute Gründe im östlichsten Bundesland die Ausbildung zur Lehrkraft anzutreten. In unserer Reihe über das Lehramtsstudium in den verschiedenen Bundesländern stellen wir euch heute das sächsische Modell vor und erklären euch alles rund um den Aufbau des Studiums, die verschiedenen Standorte und die Aussichten für angehende Lehrer:innen in Sachsen.

Über Schultypen und Fächerwahl: Die Struktur des Studiums

Zuallererst müsst ihr euch darüber Gedanken machen, an was für einer Schule ihr später lehren wollt, denn danach sind die verschiedenen Studiengänge aufgeteilt: In Sachsen gibt es neben Grundschulen, Gymnasien und Berufsschulen auch die Form der Oberschule, auf der bis zur neunten oder zehnten Klasse unterrichtet wird, sowie Förderschulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf.  Anders als in einigen anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Bayern, schließt ihr das Lehramtsstudium in Sachsen noch ganz klassisch mit einem Ersten Staatsexamen ab. 

In allen Studiengängen gibt es wie üblich Module im Bereich der Bildungs- und Erziehungswissenschaften zu belegen. Für das Grundschullehramt sucht ihr euch ein Kernfach aus, auf das ihr euch spezialisiert. Meistens handelt es sich hierbei um Deutsch oder Mathematik. Das jeweils andere dieser beiden Fächer studiert ihr dann zusammen mit Sachkunde und einem weiteren Wahlfach, zumeist Musik, Kunst, Sport oder Werken, in der sogenannten Grundschuldidaktik, also in einem weniger fachspezifischen und eher auf die grundlegende Vermittlung ausgerichteten Kontext. Es ist allerdings auch möglich, sich auf ein Fach wie Englisch oder Religion zu spezialisieren, wobei alle drei Kernfächer und keines der Wahlfächer Gegenstand der grundschuldidaktischen Module wären. Nach acht Semestern ist das Studium in der Regel abgeschlossen. 

Für die Studiengänge des Oberschul- und des Gymnasiallehramts sind zwei Fächer zur Vertiefung zu belegen. Mindestens eines dieser Fächer muss aus der sogenannten ersten Fächergruppe stammen, die je nach Universität meistens Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften beinhaltet. Beim anderen Fach darf es sich auch beispielsweise um eines aus dem musischen oder religiösen Bereich handeln. Für die Oberschule studiert ihr neun Semester bis zum Ersten Staatsexamen, für das Gymnasium zehn. 

Wer an einer Förderschule unterrichten möchte, belegt in den bildungswissenschaftlichen Modulen einen sozialpädagogischen Schwerpunkt. Dazu kommen zwei sogenannte Förderschwerpunkte, also Module, die auf die besondere Aufgabe, Kinder mit Förderbedarf zu unterrichten, abzielen. Einer der beiden Schwerpunkte Lernen oder Soziale/Emotionale Entwicklung ist verpflichtend. Ansonsten lassen sich auch Module wie zum Beispiel Kommunikation oder Körperliche Entwicklung wählen. Um eine schulfachliche Basis zu schaffen, ist es möglich entweder vier Fächer als grundschuldidaktische Module oder ein Fach im Studiengang für das Oberschullehramt zu belegen. Schließlich sind alle Stufen von der ersten bis zur neunten Klasse an den Förderschulen vertreten. Bis zum Ersten Staatsexamen auf dem Weg zur Förderschullehrkraft handelt es sich ebenfalls um eine Regelstudienzeit von zehn Semestern. 

Zu guter Letzt könnt ihr  euch auch entscheiden, auf das Berufsschullehramt hinzuarbeiten und den entsprechenden Studiengang anzutreten. Auch hier wählt ihr wieder  zwei Fächer, bei denen es sich um verschiedenste Bereiche von der Elektrotechnik bis zur Lebensmittelwissenschaft handeln kann. Für das zweite Fach ist es allerdings auch möglich, sich für ein klassisches allgemeinbildendes Unterrichtsfach wie Französisch oder Geschichte zu entscheiden. Zehn Semester dauert auch dieses Studium. 

Die Abschlussprüfung für alle Lehramtsstudiengänge besteht aus einer wissenschaftlichen Arbeit, zwei mündlichen und einer schriftlichen Prüfung. Zu all den verschiedenen Arten des Lehramts gehören außerdem sogenannte Ergänzungsstudien, die weitgreifende Themen wie Sprachtraining oder kulturelle Bildung enthalten, anhand derer ihr eure individuellen Interessen und Fähigkeiten vertiefen könnt. Auch sogenannte Schulpraktische Studien (SPS), also Praktika, sind fester Bestandteil des Lehramtsstudiums in Sachsen. Für angehende Lehrer:innen einer Fremdsprache ist ein Auslandsaufenthalt meistens ebenfalls  verpflichtend. Bis auf die allgemeine Hochschulreife gibt es nur selten besondere Anforderungen, um fürs Studium zugelassen zu werden: Für bestimmte Fachrichtungen oder Schultypen kann es an bestimmten Hochschulen einen Numerus Clausus geben. Außerdem müssen gewisse sprachliche Anforderung erfüllt werden, wenn ihr euch auf eine Fremdsprache spezialisieren möchtet.

Blockpraktikum, Schulpraktische Übungen, Berufsausbildung: Die Praktika im Überblick

Im Grunde genommen gilt für alle Schultypen dasselbe: Es müssen mindestens fünf Praktika absolviert werden. Dabei handelt es sich zunächst um ein vierwöchiges Schulpraktikum, auch als Blockpraktikum bezeichnet, relativ früh im Studium. Hier liegt der Fokus noch sehr auf dem erzieherischen Gesichtspunkt des Lehrerberufs. Diesem folgen die sogenannten Schulpraktischen Übungen (SPÜ), die semesterbegleitend in kleinen Gruppen an Schulen durchgeführt werden und euch Einblicke in den Schulalltag gewähren. Zuletzt gilt es zwei weitere Blockpraktika anzutreten, die wiederum stärker an bestimmte Fachrichtungen gebunden sind und bei denen ihr selbständig euren Unterricht plant und durchführt. Diese Berufserfahrung könnt ihr auch außerhalb Sachsens, sogar im Ausland sammeln, sofern sich ein entsprechendes Arrangement realisieren lässt. Das Land Sachsen erteilt Zuschläge und Förderungen, wenn ihr euch für ein Praktikum in einer der Bedarfsregionen entscheidet. Hilfe beim Finden eines Praktikumsplatzes und alle relevanten Informationen erhaltet ihr über ein spezielles Praktikumsportal

Schließlich gibt es noch gewisse Sonderregelungen für bestimmte Studiengänge: Wer das Fach Wirtschaft-Technik-Hauswirtschaft/Soziales wählt, muss häufig ein Praktikum von mindestens zwei Wochen in einem entsprechenden Bereich vor Beginn des Studiums vorweisen können. Gleichermaßen ist ein vierwöchiges Sozialpraktikum vor Antritt des Lehramtsstudiums für die Förderschule erforderlich, sowie ein zwölfmonatiges Praktikum beziehungsweise eine Berufsausbildung, bevor ihr das Studium zur Berufsschullehrkraft beginnen könnt.

Leipzig, Dresden oder Chemnitz: Wo studiert es sich am besten?

In Sachsen gibt es die Qual der Wahl zwischen drei Universitäten, wenn ihr euch für das Lehramt entscheidet: Dieses könnt ihr nämlich entweder an der Universität Leipzig, der Technischen Universität Dresden oder der Technischen Universität Chemnitz studieren. Lediglich wer Musik unterrichten will, muss Teile des Studiums wahlweise an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig oder der Hochschule für Musik in Dresden absolvieren.

Bei der Universität Leipzig handelt es sich um die einzige Universität, an der ihr alle Schulformen wählen könnt. Für Sonderpädagogik, also das Förderschullehramt, ist dies der einzige Standort in Sachsen. Hier befindet sich auch ein Großteil der Lehramtsstudent:innen im Land. 60 Prozent von ihnen kommen aus anderen Bundesländern in die Metropole. Abgesehen von dieser Popularität ist der Studiengang für das Berufsschullehramt eher klein. Erst seit dem Wintersemester 2022 kann hier die Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung studiert werden, immerhin ist dies das einzige derartige Angebot im Bundesland. Im Jahr 2023 kam die Fachrichtung Pflege und Gesundheit hinzu. Als Zweitfach stehen nur die allgemeinbildenden Schulfächer zur Verfügung. 

Eine umso breitere Auswahl an Fachrichtungen für berufsbildende Schulen gibt es dafür an der Technischen Universität Dresden. Auch das Fach Geografie, für Oberschulen und Gymnasien, ist in Dresden ein Alleingänger. Allerdings punktet Leipzig mit seinem Angebot an Fremdsprachen: Nur hier kann zwischen den Fächern Spanisch, Griechisch, Polnisch, Tschechisch und sogar Sorbisch gewählt werden. 

Die Technische Universität in Chemnitz bildet ausschließlich angehende Grundschullehrer:innen aus. Das Fach Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales gibt es nur hier als Grundschulfach. Im Grunde genommen kommt es ganz auf die Präferenz für die jeweilige Schulform sowie das jeweilige Fach an, welcher Standort sich am besten eignet. Der eigene Eindruck in Hinblick auf die Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz dürfte ebenfalls eine Rolle spielen.

Gegen den Lehrermangel: Aussichten für Lehramtsstudierende in Sachsen

So zahlreich wie die jungen Menschen aus den anderen Bundesländern nach Leipzig kommen, um Lehramt zu studieren, so zahlreich verschwinden sie häufig leider wieder dorthin zurück. Obwohl die sächsische Landesregierung mit ihren ambitionierten Initiativen die Zahl der Studienanfänger:innen im Lehramt von 1.000 im Jahr 2012 auf nunmehr 2.700 steigern konnte, leiden vor allem die ländlichen Gebiete nach wie vor unter Lehrermangel. Die meisten, die es fürs Studium in die Städte verschlägt, wollen dort auch bleiben, 70 Prozent von ihnen möchten nach Leipzig oder Dresden.

Außerdem herrscht ein großer Bedarf für Lehrer:innen in MINT-Fachrichtungen und technischen Fächern der Berufsschulen. Im Vergleich fehlt es vor allem Ober- und Förderschulen an Bewerber:innen. Letztere genießen allerdings auch international einen hervorragenden Ruf. Dies bedeutet allerdings, dass viele Anreize geschaffen werden, um die Absolvent:innen in den sogenannten Bedarfsregionen des Landes unterzubringen. Wer sich bereit erklärt, den 18-monatigen Vorbereitungsdienst, also das Referendariat, an einer Ausbildungsschule in einer Bedarfsregion sowie mindestens die darauffolgenden fünf Jahre ebenfalls an einer Schule in einer solchen zu verbringen, verdient sich einen Anwärterzuschlag von 1.100 Euro. Völlig unabhängig vom Schultypus wird jede:r Lehrer:in mit Abschluss der Ausbildung in die Besoldungsstufe A13 beziehungsweise E13 eingeteilt und ist gut abgesichert. Um über die Schulen in den Bedarfsregionen besser aufzuklären und zukünftigen Lehrer:innen eine Vorstellung über die weitreichenden Möglichkeiten zu geben, wurde das Studienbegleitprogramm Perspektive Land ins Leben gerufen, dem weitere Informationen entnommen werden können.

Gefällt euch das Angebot für das Lehramtsstudium in Sachsen und konnte es euer Interesse an den vielen Möglichkeiten des facettenreichen Lehrerberufs wecken? Lasst es uns gerne wissen und schreibt es in die Kommentare!

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