Lehrer sein: Aufgeben oder weitermachen? 10 Fragen zur Selbstreflexion

Von
Maria Ivanov
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8
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December 2023
|
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Keine leichtfertige Entscheidung: Der Lehrerberuf fordert vollen Einsatz (Quelle: Canva)

Lehrer:in sein – ist das wirklich was für mich? Keine verwerfliche und schon gar keine seltene Frage, die sich Personen in allen Stadien des Berufs auftut. Klarheit schafft nur ein gesundes Abwägen und Reflektieren darüber, ob man für die Realität dieses Berufes geeignet ist, oder umgekehrt, ob der Beruf und der zugehörige Ausbildungsweg dem entspricht, was man sich darunter vorgestellt hatte. Wir haben deshalb einige Impulse für euch gesammelt, die ihr euch als den Anfang einer kritischen Selbstreflexion nehmen könnt.

Zunächst ist eines klarzustellen: Die eigene Lebens- und berufliche Lage zu überdenken ist nichts Schlechtes! Ganz im Gegenteil. Es bedeutet nicht, etwa das Handtuch schmeißen zu wollen oder auf irgendeine Weise schwach zu sein, sondern kann eine sehr gewinnbringende Beschäftigung sein, der ihr beispielsweise im regelmäßigen Turnus von einem Jahr nachgehen könnt. Dafür könnte man sich ein festes Set an Fragen überlegen, die man jedes Jahr aufs Neue beantwortet. So könnt ihr über die Jahre vergleichen, wie ihr zu bestimmten Aspekten in eurer Berufswelt steht und auf ein Protokoll über positive und negative Entwicklungen zurückblicken. Vielleicht fallen in einer so direkten Auseinandersetzung auch Probleme auf, die einem bis dato noch gar nicht so bewusst waren – oder ihr merkt, dass sich ehemalige Knotenpunkte mittlerweile doch schon etwas gelockert haben. Wir geben euch ein paar Ideen für Fragen, mit denen ihr so eine Reflexion durchführen könnt:

  1. Welche Erinnerungen aus dem Schulalltag des letzten Jahres haben mich besonders mit Freude erfüllt?

Zum Einstieg etwas Leichtherziges: Eine Rückbesinnung auf das Feiern gemeinsamer Erfolge mit Schüler:innen und Kolleg:innen, eine gelungene Weihnachtsfeier oder das Entlassen eines altbekannten Abschlussjahrgangs haben genauso ihren Platz im Schulleben wie der reguläre Unterricht. Noch einmal kurz darüber nachzudenken, schiebt vielleicht für den Anfang die schweren Wolken des Alltagsstresses beiseite, von denen diese Ereignisse nur allzu schnell verdeckt werden. 

  1. Woran konnte ich im vergangenen Schuljahr wachsen – persönlich und professionell?

Das aktive Nachdenken darüber kann multidimensional wirksam sein: Erstens führt ihr euch eure letzten kleinen und großen Erfolge vor Augen und könnt auf jeden Fall stolz darauf sein! Und zweitens gewinnt ihr durch die intentionale Trennung von persönlich und professionell Erkenntnisse darüber, ob ihr bestimmte Dinge genau wie erwartet zuordnen würdet, nicht ganz sicher seid welchen Bereich sie betreffen oder vielleicht sogar zu beidem zuordenbar sind, oder vielleicht berührt euch ein professionell gedachter Fortschritt doch am stärksten auf persönlicher Ebene?

  1. Der Montagmorgen steht an: Welche Bilder schießen mir dazu als erstes in den Kopf?

Diese Frage kann besonders aufschlussreich sein: Sie bildet den Alltag ab, den ihr in eurem Job oder der Ausbildung durchlauft, und ruft dabei eure am stärksten verankerten Assoziationen hervor. 

  1. Was war meine anfängliche Motivation, Lehrer:in zu werden? Hat sie sich bisher gehalten oder geändert? Ist sie überhaupt noch greifbar?

Hierbei ganz wichtig: Die Hintergründe des eigenen Ansporns geändert zu haben, heißt keineswegs, sein jüngeres Ich zu enttäuschen. Wir alle wachsen an und mit unserem Umfeld!

  1. Würde ich als Schüler:in gerne meinen eigenen Unterricht besuchen?

Ein Perspektivwechsel hat noch nie geschadet. Vor allem für Lehrer:innen, die schon länger im Beruf sind, könnte dieses Gedankenexperiment hilfreich sein.

  1. Gibt es Probleme in meiner Work-Life-Balance?

Ob mit Freude oder Frust: Neben der Arbeit sollte das Privatleben nie komplett untergehen. Findet man hier doch einige Defizite, sollte man versuchen, am eigenen Zeitmanagement zu arbeiten, damit man im nächsten Jahr hoffentlich  eine erfreulichere Antwort auf die Frage geben kann.

  1. Welche Änderung meiner Arbeitsbedingungen würde meine momentane Lebensqualität am meisten steigern?

Eine relativ selbsterklärende Frage, die wohl in den meisten Fällen mit der vorigen einhergehen wird.

  1. Welche Vorteile und Freuden bringt mir mein Beruf, die nicht formaler Natur sind? Würde ich auch lehren, wenn diese anders aussähen?

Mit dieser Frage macht ihr euch kurz ganz bewusst blind für die wohl gängigsten “Benefits”, die mit dem Lehrerberuf (vor allem im klassischen Modell der Verbeamtung) einhergehen. Das kann ein Offenlegen dessen erleichtern, was den Beruf für euch abseits von Privater Krankenversicherung und co. im Kern ausmacht. Dazu könnt ihr eine unkomplizierte Auflistung von uns als Impuls hernehmen.

  1. (Wie) spreche ich mit meinem privaten Umfeld über meinen Beruf?

Ein Austausch über die Arbeitswelt im Privaten ist wichtig. So kann man zum einen Vergleiche dazu ziehen, wie es in anderen Branchen aussieht, und kann im Idealfall auch auf ein Sicherheitsnetz zurückgreifen, bei dem man ohne Konsequenzen auch einfach mal Dampf ablassen kann. Der Beruf, bei dem man niemals eine gewisse Frustration erreicht, muss schließlich wohl noch erfunden werden. Auch das sollte man sich jedoch bewusst machen: Spreche ich ausschließlich negativ? Vergesse ich dadurch vielleicht sogar selbst, dass es gar nicht immer so stressig ist, wie ich das Bild male?

  1. Gibt es Differenzen zu der Weise, wie ich tatsächlich darüber denke?

An dieser Stelle ist es hilfreich, noch einmal zu differenzieren, wie man seinen Beruf nach außen darstellt, und wie man ihn ganz ehrlich und privat selbst bewertet. Nach allen vorhergehenden Fragen könnt ihr  hier ein Resümee ziehen und hoffentlich ein ebenso reflektiertes wie gewinnbringendes Fazit darüber ablesen, wie zufrieden ihr in eurem Lehrerjob seid, und wie man dieses Level aufrechterhalten oder sogar ausbauen könnte – oder ob der berufliche Weg euch vielleicht in eine ganz andere Richtung führt.

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