An mehreren Schulen in Hamburg und Baden-Württemberg kam es in den vergangenen zwei Tagen zu polizeilichen Großeinsätzen aufgrund von Schusswaffen. (Quelle: Canva)
Offenburg/Hamburg. Im badischen Offenburg (Ortenaukreis) hat ein Neuntklässler einen Mitschüler mit einer Schusswaffe tödlich verwundet. Nach Angaben der Polizei konnte der tatverdächtige 15-Jährige unmittelbar nach der Tat durch einen anwesenden Mann bis zum Eintreffen der Sicherheitskräfte festgehalten werden. Er soll laut Polizeibericht mindestens einmal gezielt auf einen gleichaltrigen sitzenden Mitschüler in einem Klassenzimmer geschossen haben. Das Opfer verstarb wenig später in der Klinik.
Laut dpa-Angaben habe der mutmaßliche Täter noch mehr Munition dabei gehabt. Wie Baden-Württembergs Innenminister Tobias Strobl (CDU) erklärte, würden die Hintergründe “mit Hochdruck” ermittelt. Noch am Donnerstag kam der 15-jährige deutschstämmige Jugendliche wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft. Laut bisherigem Erkenntnisstand wird von einem Einzeltäter ausgegangen, Hinweise auf einen politischen Hintergrund gebe es derzeit nicht.
Die Schule wurde in Folge der Tat weiträumig abgesperrt, bei dem Großeinsatz waren mehr als 300 Polizisten involviert. Helikopter brachten Spezialkräfte des Sondereinsatzkommandos (SEK) an den Einsatzort. Rund 180 Schüler mussten zunächst in den Klassenräumen bleiben, bis die Lage geklärt war. Bei der betroffenen Waldbachschule in Offenburg handelt es sich um ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Am Freitag soll die Einrichtung geschlossen bleiben.
Erst am Mittwoch kam es an zwei Hamburger Schulen zu einem polizeilichen Großeinsatz, nachdem Lehrkräfte mit einer vermeintlichen Waffe bedroht worden waren.
Vier Jugendliche der Schule in der Mendelssohnstraße im Stadtteil Bahrenfeld wurden daraufhin vorläufig von Zivilfahnder:innen festgenommen, darunter ein 11-Jähriger (fälschlicherweise zuvor als 13-Jähriger bezeichnet), zwei 12-Jährige und ein 14-Jähriger. Am Ende konnten zwei Spielzeugwaffen sichergestellt werden. Am Vormittag hatten zuvor zwei Schüler im Unterricht einer achten Klasse an einer Stadtteilschule in Blankenese eine Lehrerin mit einer Schusswaffe bedroht. Die Schüler flohen daraufhin. Dieses Ereignis löste einen Großeinsatz mit etwa 400 Beamt:innen und einem Polizeihubschrauber aus.
Die Schulen wurden evakuiert und von bewaffneten Einsatzkräften durchsucht. Lehrkräfte und Schüler:innen waren angehalten, währenddessen mit geschlossenen Türen in den Klassenräumen zu bleiben. Erst nach mehr als vier Stunden konnte Entwarnung gegeben werden.
Die Hintergründe auch für diese Taten sind noch unklar. Am Donnerstag konnte ein weiterer Schüler im Alter von 13 Jahren festgenommen werden. Mittlerweile wurden die fünf Schüler wieder in die Obhut ihrer Erziehungsberechtigten gegeben.
Der Schulsenator Ties Rabe (SPD) sprach dem Kollegium, der Schulleitung und der Polizei seinen Dank und seine Bewunderung für das Krisenmanagement aus. “Ich bin tief beeindruckt, wie umsichtig die Pädagoginnen und Pädagogen der Stadtteilschule Blankenese in einer sehr schwierigen Situation Verantwortung für ihre Schülerinnen und Schüler übernommen haben und das zermürbende Warten in den abgeschlossenen Klassenräumen so gestaltet haben, dass die Kinder und Jugendlichen sich so gut wie möglich geborgen gefühlt haben.”
Lehrkräfte müssen oft in Amok- und Krisensituationen eine zentrale Rolle als erste Ansprechpartner bei Bedrohungen an Schulen übernehmen, wobei die Situation in der Regel neu und psychisch belastend für sie ist, eine Ausbildung gibt es hierfür im regulären Lehramtsstudium nicht.
Die präventive Initiative Networks Against School Shootings (NETWASS), die vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde, zielt darauf ab, die Sicherheit an Schulen zu verbessern und Schüler:innen sowie Schulpersonal vor schweren zielgerichteten Gewalttaten zu schützen, einschließlich potenzieller Amokläufe an Schulen. Das Programm bietet kostenlose Fortbildungsangebote für Lehrkräfte und pädagogisches Personal an Schulen in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg an. Dabei konzentriert es sich auf die Früherkennung von Risikofaktoren und Hinweisen auf potenzielle Gewalttäter:innen sowie die Einrichtung von Krisenpräventionsteams, um Lehrkräfte im Ernstfall zu unterstützen.