Junge Wähler:innen geben ihre Stimme bei der U18-Bundestagswahl ab – eine politische Übung mit signalgebender Wirkung, aber ohne offizielle Repräsentativität. Im Bild: Heidi Reichinnek, Die Linke (Quelle: Canva)
In der Woche vom 7. bis 14. Februar 2025 hatten Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren die Möglichkeit, im Rahmen der U18-Bundestagswahl ihre Stimme abzugeben. Bundesweit nahmen 166.443 junge Menschen in 1.812 selbstorganisierten Wahllokalen an dieser besonderen Abstimmung teil.
Während die Ergebnisse der Juniorwahl, die unter realitätsnahen Bedingungen in Schulen durchgeführt wird, erst am Wahlsonntag veröffentlicht werden, sorgt die U18-Bundestagswahl bereits einige Tage vor dem offiziellen Wahltermin für Aufmerksamkeit. Sie soll mehr sein als eine symbolische Stimmabgabe, sondern jungen Menschen frühzeitig die Bedeutung von Wahlen näher bringen und ihr politisches Interesse stärken.
Das Wahlergebnis zeigt eine klare Tendenz für Die Linkspartei, die mit 20,8 Prozent die meisten Stimmen erhielt. Auf den weiteren Plätzen folgen die SPD mit 17,9 Prozent, CDU/CSU mit 15,7 Prozent, die AfD mit 15,5 Prozent und Bündnis 90/Die Grünen mit 12,5 Prozent. Kleinere Parteien wie die Tierschutzpartei, die FDP und das BSW lagen jeweils unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Die U18-Wahl zeigte jedoch deutliche regionale Unterschiede: Während bundesweit Die Linke vorne lag, erzielte in Mecklenburg-Vorpommern die AfD mit 34,98 Prozent die meisten Stimmen, gefolgt von der Linken mit 19,91 Prozent. In Hessen hingegen dominierte Die Linke mit 25,7 Prozent, während die SPD 18,9 Prozent und die Grünen 14,3 Prozent erreichten.
Im Gegensatz zu regulären Wahlen wird die U18-Wahl nicht von staatlichen Institutionen, sondern vom Deutschen Bundesjugendring organisiert. Die Wahllokale entstehen dort, wo sich junge Menschen ohnehin aufhalten: in Jugendzentren, Bibliotheken oder Vereinen. Es gibt keine Wahlpflicht, keine festen Vorgaben – wer Lust hat, macht mit. Die Wahl bietet jungen Menschen die Möglichkeit, sich aktiv mit politischen Prozessen auseinanderzusetzen und ihre Interessen sichtbar zu machen.
Wendelin Haag, Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings, betonte die Bedeutung der Wahlbeteiligung junger Menschen: “Das Ergebnis zeigt, dass Jugendliche sich politisch an Wahlen beteiligen wollen, dazu fähig sind und endlich auf allen Ebenen regulär wählen können sollten. Wir gewinnen sie, indem wir ihre Interessen anerkennen und ihre wirksame Beteiligung ermöglichen. Die politische Beteiligung von Jugendlichen stärkt unsere Demokratie.”
Trotz der Wahlbeteiligung vieler junger Menschen bleibt die Frage nach der Aussagekraft der U18-Wahl. Einerseits fördert sie die politische Bildung und gibt den Jugendlichen eine Stimme, andererseits ist sie nicht repräsentativ. Ein Grund dafür ist, dass nicht alle Jugendlichen Zugang zu Wahllokalen haben oder ausreichend informiert sind.
Besonders deutlich wird dies an den regionalen Zahlen: In Berlin wurden 31.359 Stimmen in 208 Wahllokalen abgegeben, in Brandenburg nur 5.259 Stimmen in 51 Wahllokalen. Dies zeigt, dass die Wahlbeteiligung stark von der Verfügbarkeit entsprechender Wahllokale abhängt – insbesondere im ländlichen Raum, wo weniger Jugendzentren und Möglichkeiten zur Stimmabgabe existieren.
Die Wahl verdeutlicht jedoch auch das Interesse der Jugend an politischen Themen und zeigt, dass sie sich aktiv in demokratische Prozesse einbringen wollen – auch wenn dies nicht automatisch für alle Jugendlichen gleichermaßen gilt.