Mit den deutschen Auslandsschulen weltweit unterrichten (Quelle: Canva)
Stellt euch vor, ihr könnt in einem Land eurer Wahl für mehrere Jahre leben, euren Horizont erweitern, in die Kultur eintauchen, die Liebe zur Landessprache ausleben – und gleichzeitig auch noch unterrichten. Was zu schön klingt, um wahr zu sein, wird durch Deutsche Auslandsschulen möglich gemacht. Diese Schulen sind weltweit an unterschiedlichen Standpunkten vertreten und ermöglichen deutschen Kindern und Jugendlichen, aber auch Lehrkräften, den Unterricht gemäß den Vorschriften des deutschen Bildungssystems im Ausland zu vollziehen. In diesem Artikel stellen wir euch die deutschen Auslandsschulen vor und zeigen euch, welche Chancen euch ein Auslandseinsatz in einer dieser Schulen bietet.
“Globale Bindungen. Globale Werte. Deutsche Auslandsschulen bauen Brücken und prägen weltweite Bildungsbiographien”, lautet der Slogan auf der Homepage des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen (WDA), der die Interessen seiner Mitgliedsschulen vertritt. Weltweit gibt es 135 von der Bundesrepublik anerkannte Deutsche Auslandsschulen (DAS), die von mehr als 85.000 Schüler:innen in über 70 Ländern besucht werden. Rund 36 Prozent von ihnen sind deutsche Kinder und Jugendliche, die einen (großen) Teil ihrer Schullaufbahn im Ausland verbringen. Dieser Weg wird ihnen durch die deutschen Auslandsschulen ermöglicht, die ein internationales Netzwerk bilden. Sie sollen dazu beitragen, einen dauerhaft positiven Eindruck von Deutschland im Ausland zu vermitteln und dort die deutsche Sprache und Kultur zu fördern.
Die deutschen Auslandsschulen werden im Regelfall durch gemeinnützige Schulvereine getragen sowie durch die Bundesregierung Deutschland beraten, mit qualifizierten Lehrkräften aus Deutschland gefördert und finanziell unterstützt. Die Privatschulen zeichnen sich durch ein gemeinsames Leitbild aus, die der WDA wie folgt zusammenfasst: “Als Leuchttürme der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik erfüllen die deutschen Auslandsschulen ihre Aufgaben: die Begegnung und den Austausch mit anderen Kulturen zu ermöglichen, die schulische Versorgung deutscher Kinder im Ausland zu gewährleisten, die deutsche Sprache zu fördern und den Studien- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.” Mit den besonderen Schwerpunkten auf einen interkulturellen Austausch zwischen Deutschland und dem Partnerland sowie der intensiven Förderung eines mehrsprachigen Unterrichts in deutscher und in der jeweiligen Landessprache, bieten die Schulen eine qualitativ hochwertige Schulausbildung.
Mit dem Angebot wenden sich die deutschen Auslandsschulen weltweit an deutsche Familien, die sich beruflich im Ausland befinden und während dieser Zeit nach einer deutschsprachigen Schulbildung für ihre Kinder suchen. In diesen Begegnungsschulen haben sie zusammen mit den Kindern der Gastländer und anderer Kulturkreise die Möglichkeit, gemeinsam zu lernen sowie sich mit Deutschland, der Kultur und Sprache auseinanderzusetzen und vertraut zu machen.
Die Schulzeit wird in der Regel mit einem doppelten (binationalen) Abschluss beendet: mit einem deutschen Schulabschluss, der von der Kultusministerkonferenz (KMK) vergeben wird, und einem Schulabschluss des Gastlandes. Zu den deutschen Abschlüssen zählen der deutsche Hauptschulabschluss, der mittlere Schulabschluss, Abschlüsse der beruflichen Bildung und das Abitur. Zusätzlich hierzu werden Abschlüsse des Gastlandes und der IB Organisation (Internationaler Bund) vergeben. Unter bestimmten Bedingungen ermöglichen diese Abschlüsse außerdem den Zugang zu Hochschulen in Deutschland. Sollte ein Kind deutscher Familien nicht bis zum Schulabschluss an einer Auslandsschule bleiben, unterstützen die Schulen obendrein die Fortsetzung der Schullaufbahn in Deutschland.
An den deutschen Auslandsschulen wird vollständig oder teilweise in deutscher Sprache und mit den Lehrplänen der Bundesländer unterrichtet. Somit sind Lehrkräfte aus Deutschland eine der tragenden Stützen der deutschen Auslandsschulen – sie tragen maßgeblich zum Konzept der Schulen bei und übernehmen eine besondere Verantwortung für deren Weiterentwicklung: Sie unterstützen die jeweilige Einrichtung bei der Sicherung der deutschen Bildungsziele und Abschlüsse und sind zusätzlich an der Qualitätssicherung und -entwicklung beteiligt. Zudem vermittelt Deutschland die Lehrkräfte an Schulen im Ausland, die ausschließlich über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden. So soll sichergestellt werden, dass das Kollegium der Lehrkräfte stets Anschluss an die aktuellen Entwicklungen im deutschen Schulwesen hat.
Jährlich werden rund 2.000 erfahrene Lehrer:innen für den Auslandseinsatz von den Ländern freigestellt. Dabei ist ein Auslandseinsatz von Lehrkräften aus Deutschland an unterschiedlichen Orten der Welt möglich, besonders häufig handelt es sich dabei um den Einsatz als Lehrer:in für verschiedene Fächer, aber auch die Position als Schulleitung ist hier möglich. Grundsätzlich liegt die Altersgrenze der Lehrkräfte bei 61 Jahren, während die Dauer des Aufenthalts im Ausland auf drei Jahre angelegt ist, die bei Bedarf jedoch auch um drei weitere Jahre verlängert werden kann.
Ist die Entscheidung für einen Auslandseinsatz getroffen, stellt sich im nächsten Schritt die Frage, in welches Land und an welche Schule es genau gehen soll. Das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten – Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) bietet euch als Hilfestellung eine Weltkarte an, auf der ihr nach den Standorten aller deutschen Auslandsschulen weltweit suchen könnt. Zudem stellt die Seite ein umfangreiches Informationsangebot mit einem kompletten Auslandsschulverzeichnis und Informationen zu Abschlüssen sowie der Organisation der einzelnen Schulen zur Verfügung. Für interessierte Lehrkräfte sind die entsprechenden Ansprechpartner:innen für die Freistellung in den Schuldienst im Ausland eine weitere Anlaufstelle, da sie die Verantwortlichen für das Auslandsschulwesen in den Kultusministerien der jeweiligen Länder sind.
Der finale Schritt in Richtung eines Einsatzes an einer deutschen Auslandsschule ist die Freistellung für den Aufenthalt, bei der je nach Anstellungsart der Lehrkräfte unterschieden wird: Verbeamtete oder unbefristet tarifvertraglich beschäftigte Lehrer:innen können sich für den Auslandseinsatz auf dem Dienstweg beim Bundesverwaltungsamt, der ZfA, bewerben. Genaue Informationen zu diesem Prozess und allen Regelungen findet ihr hier. Befristete oder anderweitige angestellte Lehrkräfte, ebenso wie Sozialpädagog:innen und Erzieher:innen, werden auf der Internetseite der ZfA über Einsatzmöglichkeiten im Auslandsschulwesen informiert.
Auf diese Weise ergeben sich für Lehrkräfte grundsätzlich zwei Wege, die sie ins Ausland führen: Eine Möglichkeit besteht darin, von der ZfA als Auslandsdienstlehrkraft (ADLK), Bundesprogrammlehrkraft (BPLK) oder als Landesprogrammlehrkraft (LPLK) an die jeweiligen Schulen im Ausland vermittelt zu werden. Als andere Möglichkeit bietet es sich für Lehrkräfte an, sich direkt an der entsprechenden deutschen Schule im Ausland zu bewerben und dort als Ortslehrkraft (OLK) eingestellt zu werden. Dementsprechend unterscheiden sich diese vier Positionen bzw. Einsatzmöglichkeiten durch den rechtlichen Status einer Lehrkraft sowie durch ihre Aufgabenschwerpunkte. Wenn ihr euch nicht sicher seid, welcher dieser beiden Wege für euch passend ist, könnt ihr hier auf der Seite von lehrer-weltweit.de, einem Forum des WDA für seine Mitglieder, einen Test machen, der euch bei der Orientierung hilft. Zudem veröffentlichen die Mitglieder im Forum unterschiedliche Stellenangebote an deutschen Auslandsschulen, die auf einer Weltkarte gefiltert werden können und bei eurer Suche ebenfalls hilfreich sind.
Deutsche Auslandsschulen sind eine zentrale Anlaufstelle für eine vielfältige Schulgemeinschaft. Die Entscheidung für den mehrjährigen Einsatz an einer Auslandsschule ist je nach Lebenssituation mit einigem Aufwand und viel Planung verbunden – die sich lohnen. Ihr lernt nicht nur die Menschen, die Kultur und Sprache eines anderen Landes intensiv kennen, sondern bildet euch durch diese Zeit als Lehrkraft weiter. Hier sammelt ihr wertvolle Lebens- und Berufserfahrung, die euch viele Perspektiven und Chancen eröffnen, die ihr wiederum zurück mit nach Hause und in euren Klassenraum in Deutschland bringen könnt. Lasst euch hier von den Auslandsberichten einiger Lehrkräfte überzeugen.
Habt ihr schon einmal über einen Aufenthalt als Lehrkraft an einer deutschen Auslandsschule nachgedacht? Teilt uns gerne eure Gedanken hierzu in den Kommentaren mit!