Diesen Mai startet bei Lehrer News die Themenwoche „Glück“. Im Rahmen dieser Woche werden viele interessante Artikel rund um die Themen Glück, Zufriedenheit und persönliche Entfaltung auf euch zukommen. Gerade wegen dieses Anlasses möchten wir zu Beginn jedoch erst einmal über ein paar Themen sprechen, die die eher unglückliche Lage vieler Jugendlicher in Deutschland darlegen – um dann im späteren Verlauf der Woche die Frage zu stellen, wie wir gemeinsam etwas zum positiven Verändern können.
Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse erschüttern weltweit viele Menschen. Es herrschen große Sorgen um die Folgen der Klimakrise – so ist es noch nicht mal ein Jahr her, dass die durch den Klimawandel bedingten Starkregenfälle zu massiven Überschwemmungen in Deutschland geführt haben, die 220 Menschen das Leben gekostet haben. Auch Belastungen und Einschränkungen durch die immer noch andauernde Corona-Pandemie bereiten Menschen immer noch große Sorgen. Zurzeit ist es jedoch vor allem der Krieg in der Ukraine, der vielen von uns sehr nahe geht. Besonders die junge Generation in Deutschland sieht den Wohlstand ihrer Zukunft als ernsthaft gefährdet an. Lehrer News berichtet über zwei Studien, die junge Menschen in Deutschland zu ihren größten Zukunftsängsten befragt haben.
Die Vodafone Stiftung Deutschland hat dieses Jahr eine repräsentative Befragung bei den 14 bis 29-Jährigen Menschen in Deutschland durchgeführt, in der diese zu ihren Zukunftsängsten Stellung beziehen sollten. Dabei haben 86 Prozent der Befragten angegeben, pessimistisch auf ihre Zukunft zu blicken. Einer der Gründe dafür ist der Klimawandel. Wenige Mitglieder der jungen Generation glauben, dass Deutschland bis 2050 angemessene Lösungen für die Klimakrise durchgesetzt haben wird.
Eine im März 2021 veröffentlichte Studie hat 15 bis 30-Jährige zu ihren Zukunftsängsten befragt. Auch diese Statistik, die im November 2020 erhoben wurde, zeigt, dass 45 Prozent der Befragten der Aussage “Ich habe Angst vor meiner Zukunft” entweder voll oder eher zugestimmt haben.
Nach Angaben der Vodafone Stiftung will eine große Mehrheit der Befragten am politischen Geschehen in Deutschland mitwirken. Jedoch sind sie unzufrieden mit der aktuellen politischen Lage und haben wenig Hoffnung, dass dies sich in Zukunft noch ändern wird. Hoffnungslosigkeit in Bezug auf das Erreichen der Klimaziele ist bereits als Punkt genannt worden. Darüber hinaus gibt es jedoch noch andere Gründe, die die junge Generation den Glauben an die deutsche Demokratie verlieren lässt.
So schätzen 75 Prozent der Befragten die Demokratie in Deutschland als schwerfällig ein und glauben nicht, dass sie in zukünftigen Herausforderungen, wie den Klimawandel oder einem besseren Bildungssystem, gewachsen sein wird. Nur 29 Prozent haben das Gefühl, überhaupt etwas politisch verändern zu können. Gerade einmal die Hälfte der Befragten ist zufrieden damit, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert. So haben 58 Prozent der Aussage “es ändert sich nichts, egal wer regiert” zugestimmt.
Auffällig ist weiterhin, dass Frauen bei dieser Befragung rund 10 Prozent unzufriedener damit waren, wie die deutsche Demokratie aktuell funktioniert. So haben 51 Prozent der Frauen angegeben, mit der derzeitigen politischen Situation in Deutschland unzufrieden zu sein, während dies lediglich 41 Prozent der männlichen Befragten angegeben haben.
Die Leiterin von Strategie und Programm bei der Vodafone Stiftung, Dr. Johanna Börsch-Supan, meint dazu: “Die Situation junger Menschen in Deutschland ist alarmierend – ihre Frustration geht weit über die Tagespolitik hinaus. Die andauernde Pandemie und der Krieg in der Ukraine drohen, die Themen junger Menschen weiter in den Hintergrund zu rücken”.
Die Trendstudie “Jugend in Deutschland – Winter 2021/22”, die von Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann erhoben wurde, hat 14 bis 29-Jährige in Deutschland zu diversen Themen befragt. Insbesondere ging es um die Erholung aus der Corona-Pandemie, der Bereitschaft zum Umweltschutz, den konkreten politischen Einstellungen und um die aktuellen Sorgen der Jugendlichen.
Lange war der Klimawandel eine der größten Sorgen der jungen Generation in Deutschland. Die Folgen der Corona-Pandemie, welche Jugendliche aus ökonomisch benachteiligten Familien psychisch und sozial in besonderer Weise beeinträchtigt haben, kamen in den letzten beiden Jahren noch hinzu. Aktuell steht jedoch die Befürchtung, dass der Krieg in der Ukraine sich in Zukunft auf andere Länder in Europa ausbreiten könnte, für viele junge Menschen in Deutschland an erster Stelle. Etwas 45 Prozent der 14 bis 29-Jährigen gaben an, sich vor einer möglichen Ausweitung des Krieges zu sorgen. Preissteigerungen werden von 71 Prozent der Befragten erwartet.
Darüber hinaus werden jedoch nicht nur wirtschaftliche Folgen erwartet. Viele junge Leute haben auch Angst um ihre Psyche, Lebenssituation und Perspektiven in der Zukunft.
„Die Dramatik der Lage ist der jungen Generation voll bewusst. Die Jugend ist fassungslos und verstört, weil es in ihren Augen keinen Krieg mehr geben dürfte und die lang ersehnte Erholung von der Pandemie wieder in weite Ferne rückt“, so Schnetzer.
Trotz (oder vielleicht gerade wegen) ihrer Ängste vor einer Ausweitung des Konflikts sind junge Leute gegenüber Aufrüstung und Militär überwiegend skeptisch eingestellt. So waren nur 43 Prozent der Befragten für eine Erhöhung der Rüstungsausgaben, 20 Prozent lehnten dies komplett ab. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird ebenfalls von einer klaren Mehrheit abgelehnt.
Wie sich zeigt, kommen beide Studien zu ähnlichen Schlüssen. Dabei zeigt sich, dass die Perspektivlosigkeit und die akute Unzufriedenheit mit dem Umgang politischer Geschehnisse einer Mehrheit der jungen Leute in Deutschland Sorgen für ihre Zukunft bereitet. Sie werden aktuell nicht nur durch den Klimawandel und die Corona-Pandemie, sondern auch durch den Krieg und Preissteigerungen erheblich belastet.
Wie nehmt ihr die aktuelle Stimmung unter Jugendlichen wahr? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!