Bildungsforscher warnen: Deutsche Kinder unzureichend auf Schulstart vorbereitet

Von
Jessica Risi
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17
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December 2023
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Eine detaillierte Auswertung der IGLU-Studie zeigt: Zuhause bleibt die Leseförderung offenbar häufig auf der Strecke. (Quelle: Envato)

Dortmund. Ein Großteil der Kinder in Deutschland startet nicht ausreichend vorbereitet in die Schule. Diese Erkenntnisse schließt das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund aus einer aktuellen Auswertung der Daten der IGLU-Studie von 2021. Im Vergleich zu anderen EU-Teilnehmerländern schneiden die Lese- und Schreibkompetenzen unterdurchschnittlich ab. „Wir stellen fest, dass in keinem anderen Land in der EU Kinder so schlecht vorbereitet in die Schule starten wie in Deutschland“, sagt Dr. Rahim Schaufelberger, Mitarbeiter der IGLU-Studie.

Bereits im Mai hatte das IFS zentrale Ergebnisse der Studie vorgestellt. Nun wurde ein weiterer Aspekt herausgearbeitet und sich mit der Frage beschäftigt, wie gut Kinder in Deutschland auf den Schulanfang vorbereitet sind. Für die repräsentative Studie wurden 252 ausgewählte Grundschulen in Deutschland und 4.611 Kinder mit ihren Eltern befragt. 

Laut den Befunden der Studie geben 77,6 Prozent der befragten Schulleitungen an, dass weniger als jedes vierte Kind über grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen verfügt, wenn es in die erste Klasse eintritt. Im EU-Durchschnitt dagegen wird diese Angabe von 40,9 Prozent der Schulleitungen gegeben. Auch die Eltern wurden befragt. Demnach schätzen nur neun Prozent die Lesefähigkeiten ihrer Kinder mit „sehr gut“ ein. Das sei unter allen EU-Teilnehmerländern der niedrigste Wert. Ebenso geben 67 Prozent der Eltern an, dass die Lesefähigkeit ihrer Kinder nicht gut ist. 

Das IFS betont die Bedeutung von lernförderlichen Aktivitäten, die bereits vor Einschulung wichtige Grundsteine für ein erfolgreiches Lernen legen. Zu lernförderlichen Aktivitäten zählen unter anderem Vorlesen, Lieder singen oder Wortspiele. Etwa 60 Prozent der befragten Familien geben an, dass sie zu Hause nur manchmal, nie oder fast nie leseförderliche Aktivitäten durchführen. Die Studie zeigt zudem, dass Kinder, die häufiger diesen Aktivitäten nachgehen, später auch eine höhere Lesekompetenz aufweisen. Vor diesem Hintergrund seien die Angaben der Eltern bedenklich, wie Schaufelberger unterstreicht. 

Die Lesegewohnheiten der Eltern beeinflussen laut IFS auch die Lesekompetenz der Kinder. Innerhalb aller EU-Teilnehmerstaaten zeigt sich, dass Kinder von Eltern, die das Lesen mögen, am Ende der vierten Klasse eine bessere Lesekompetenz haben als andere Kinder. In Deutschland geben ein Drittel der befragten Eltern an, gerne zu lesen, während ein Fünftel angibt, das Lesen nicht zu mögen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern befindet sich Deutschland dabei im Mittelfeld.

Aufgrund dieser Ergebnisse sind laut IFS Maßnahmen nötig. Dr. Nele McElvany, deutsche Leitung der Studie, fordert einen verstärkten Fokus auf die Schulvorbereitung. Sowohl der familiäre Kontext als auch die Förderung in KITAs seien dabei entscheidend. “Insbesondere sollten die grundlegenden Fähigkeiten, die die Lesekompetenz anbahnen, stärker systematisch gefördert werden“, betont McElvany.

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