Einmal Journalist sein – so begleitet ihr den Start einer Schülerzeitung

Einmal Journalist sein – so begleitet ihr den Start einer Schülerzeitung

(Quelle: Envato)

In der modernen Welt wird der Umgang mit Medien an Relevanz nur noch weiter zunehmen. Brisante Themen wie Fake-News und Deepfakes, aber auch Künstliche Intelligenz und ein sicherer Umgang mit dem Internet, stellen die Lehrer:innen von heute vor immer neue Herausforderungen. Doch Medienkompetenzen müssen nicht nur zum Teil des Stundenplans werden, sondern könnten auch Schüler:innen in ihrer Freizeit begeistern. Im Rahmen einer Schülerzeitung, können literatur- und medienbegeisterte Schüler:innen eine Mediensäule im Ökosystem Schule schaffen, sowie ein Gefühl für die Berufsrichtung selbst entwickeln. 

In diesem Artikel stellen wir vor, welchen Nutzen eine lokale Schülerzeitung mit sich bringt und was es bei der Gestaltung und Begleitung zu beachten gilt. 

Der erste Schritt ist am schwersten

Um aus der Planungsphase herauszukommen, bedarf es zuallererst Schüler:innen, die am Schreiben in einem Redaktionsformat interessiert sind und Freude haben. Ohne Redakteur:innen, keine Redaktion. Evaluiert in der Schülergemeinschaft das Interesse eurer Schüler:innen an einem solchen Projekt und auch in der Abstimmung mit den Kolleg:innen und der Schulleitung. Mindestens eine Lehrkraft sollte engagiert dafür sein, sich am Projekt zu beteiligen und es zu betreuen. 

Sobald das Team steht, geht es in die Gründungsphase. Lasst die Schüler:innen einen Namen für ihre Redaktion überlegen. SchoolNews+? Papierflitzer? NewsNasen? Tinte & Tratsch? SchülerSchnack? Scheut nicht davor, kreativ zu sein. Außerdem sollte Einigkeit zum Format selbst bestehen: In einem Online-Portal oder analog in Papierform auf dem Pausenhof verteilt? Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Printmedien bieten eine gute Orientierung und Strukturierung und erlauben durch Haptik, dass die ‘Hände mitlesen’ und die Stimulierung durch das berühmte Papierrascheln von Zeitungen, verlangen jedoch das Stemmen von Druckkosten, was ggf. mit Werbeanzeigen lokaler Unternehmen gelingen kann. Onlinemedien wiederum können zahlreiche andere Medien wie Video und Audio mit einbinden und sind des Weiteren auch schneller, aktueller und ältere Artikel sind leichter aufzufinden, jedoch besteht ein höheres Risiko, dass die Leser:innen an Orientierung verlieren und es benötigt im Allgemeinen mehr Zeit. 

Eine falsche Entscheidung kann man hier allerdings nicht treffen und auch beide Varianten gleichzeitig zu nutzen ist möglich. Vorlagen für eine alt herkömmliche Papierzeitung könnten selbst erstellt werden oder sind hier oder hier auffindbar. Dennoch benötigt es hier reichlich Papier und Druckfarbe, für die man in der Regel eine externe Druckerei benötigt, wodurch neue Kosten entstehen. Mit etwas Glück besitzt eure Schule ihren eigenen Plotter, jedoch ist dies keine Garantie. 

Kostengünstiger, aber aufwendiger, wäre ein Online-Angebot. Sofern eure Schule bereits ein Online-Portal besitzt, könnte in Absprache mit der IT-Abteilung, sofern diese besteht, eine neue Option erstellt werden, um zur Website zu gelangen. Andernfalls gibt es kostenlose Möglichkeiten zur Websitegestaltung, wie WordPress und Typo3. Alternative Optionen, die ein Baukastenprinzip nutzen, sind Wix, Ionos und Jimdo

In jedem Fall sollte eure Redaktion ein:e Expert:in an der Seite haben. Besonders wichtig sind die eigene Domain (der Link über den die Seite erreichbar ist wie www.schulnachrichten.de) und ein Online-Server auf dem alle Daten gespeichert werden. Bei Domainanbietern kann es gut möglich sein, bis zu etwa 15 Euro jährlich oder mehr bezahlen zu müssen. Strato.de bietet Preise, beginnend mit 1 Euro pro Monat. 

Visuelle Medien wie Bilder oder auch Grafiken sind aber in beiden Varianten von Bedeutung. Kostenlose Programme zur Fotobearbeitung bieten sich in der Form von Gimp, Picasa, Microsoft Paint oder Irfan View an. 

Es ist dabei lohnenswert für eure neue Redaktion, sich an anderen, bereits etablierten Medien zu orientieren. Zwar kann eine Schülerzeitung naturgemäß nicht die Ressourcen aufbringen, die eine professionelles Medium hat, dennoch bieten sie gute Vorlagen und Inspiration für das Design. Kopiert jedoch nicht nur eine x-beliebige Zeitschrift. Versucht etwas von ihnen zu lernen, um eure eigenen Horizonte zu erweitern und darauf zu fokussieren, worüber eure Redaktion schreiben soll und wie es idealerweise aussieht.  

Wichtig in einem Online-Portal sind vor allem:

Die oben gelisteten Möglichkeiten sind jedoch nur der Start und je nachdem, wie inspiriert eure Schüler:innen und Lehrkräfte sind, könnten zahlreiche weitere Punkte folgen. 

Jede Redaktion braucht mindestens drei verschiedene Positionen::

Diese drei Gruppen bieten die Pfeiler der Redaktion und bauen aufeinander auf. Jede:r muss sich auf das restliche Team verlassen können, um die eigene Arbeit zufriedenstellend auszuführen. 

Was und wie soll ich überhaupt schreiben?

Die wichtigste Frage die gestellt werden muss, ist welches Ziel die Redaktion verfolgen soll. Womit sich eure Redaktion am Ende befasst, ist voll und ganz euch überlassen. Schließlich ist Journalismus selbst ein vielfältiges Berufsbild. Hier lohnt es sich, wieder darauf zu blicken, worüber andere Zeitungen berichten. Jedoch sollte bedacht werden, dass es sich bei der Schülerzeitung um eine Zeitung von Schüler:innen für Schüler:innen handelt. Das heißt aber noch lange nicht, dass es an Themen mangelt. In der Prüfungsphase lohnt es sich, Artikel wie “Top 10 Tipps gegen Prüfungsstress” herauszubringen. Neue Arten von Schulkleidung wurden vom Direktor angesagt? “Die neue Mode unserer Schule” würde einen Einstieg in den Modejournalismus erlauben. Die eigene Schule hat bei Jugend Forscht gut abgeschnitten? “Die Sieger der Forschung” schreibt sich fast von selbst. Habt mit euren Schüler:innen ein Auge auf die aktuellen Geschehnisse in der Schule und der Rest wird dann in der Redaktionssitzung besprochen. Besonders hilfreich wäre eine Mindmap oder ein gemeinsam geöffnetes Dokument.

In Bezug auf die Schreibform gibt es zahlreiche Möglichkeiten, jedoch haben alle Regeln, die es zu beachten gilt.

Für alle Formen gilt, bleibt objektiv und wahrheitsgetreu. Als Journalisten ist es eure Aufgabe, unparteiisch die Realität zu berichten, um andere bei der unabhängigen Meinungsbildung zu unterstützen. Vergewissert euch, dass die Informationen, die ausgehändigt werden, der aktuellen Wahrheit entsprechen und aus souveränen Quellen kommen. Hilfe bei der Erkennung von Fake-News sind hier zu finden. Weitere ethische Standards sind im Pressekodex nachlesbar. 

Wie soll der Redaktionsalltag aussehen?

Jetzt steht also das Team und die Redaktion selbst, aber wie startet man nun? 

Als aktive AG sollte sich die Schülerzeitung mindestens einmal in der Woche treffen. Bei diesem Meeting vor Beginn jedes 'Arbeitstages', tauscht eure Ideen aus und was ihr gehört habt und was sich lohnt, berichtet zu werden. Plant hierfür mindestens eine halbe Stunde ein, damit auch alle zu Wort kommen. Einigt euch darauf, was wichtig ist und sobald alle Fragen geklärt sind, entlasst euch gegenseitig in die Arbeit. 

Absprachen sollten jedoch auch außerhalb der AG selbst erfolgen. Das ist eine der Besonderheiten im Journalismus. Journalisten, auch wenn sie zur Schülerredaktion gehören, sind immer aktiv, halten immer die Augen und Ohren offen nach den aktuellsten Ereignissen und müssen stets erreichbar sein, besonders wenn auf einmal jemand ausfällt und aus irgendwelchen Gründen einen Artikel nicht zu Ende schreiben oder hochladen kann. 

Wie profitieren Schüler:innen von ihrer eigenen Zeitung?

Nicht nur Schüler:innen mit Interesse an einer Karriere in den Medien können von der Arbeit in der Schülerzeitung profitieren. Im Rahmen der Schülerzeitung erlernen Schüler:innen Fähigkeiten wie Zeitmanagement, Teamarbeit, Layoutgestaltung und Medienkompetenzen, die in vielen zukünftigen Berufsrichtungen nützlich sind, auf eine Art und Weise, die nicht im normalen Unterrichtsverlauf weitergegeben werden können. Besonders Medienkompetenzen, der selbstbestimmte, kritische, kreative und verantwortungsbewusste Umgang mit Medien wird immer bedeutsamer, seit der Entstehung von sozialen Medien. Auch im privaten Leben, wo persönliche Posts und Statements für Jahrzehntelang im Netz erhalten bleiben, lohnt es sich zu Wissen, was wie gesagt werden sollte und sich über Konsequenzen im Klaren zu sein. 

Was müssen Lehrkräfte wissen?

Zwar wird die Schülerzeitung hauptsächlich von Schüler:innen gemacht, jedoch sind Lehrkräfte auch hier für die Betreuung gefragt. Es ist eure Aufgabe als Berater:innen im Hintergrund zu agieren, besonders wenn die Redaktion noch neu ist und einige Schüler:innen unerfahren. Kenntnisse im Umgang mit Medien und Deutsch sind von besonderer Bedeutung bei jeder Lehrkraft, die Interesse hat. Laut Franzi Klingelhöfer, welche seit über 30 Jahren die Schülerzeitung Woidschratzl bei der Realschule Viechtach begleitet, ist es eine lohnende Arbeit. So sagt sie selbst: „Als Betreuungslehrerin freue ich mich darüber, dass ich Talente der Schüler wecken und fördern kann, die im Unterricht vielleicht zu kurz kommen oder gar nicht erst entdeckt werden. Um dies zu ermöglichen, lasse ich den jungen Redakteuren, Layoutern und anderen Aktivisten unserer Schülerzeitung möglichst viel kreativen Freiraum. Sie sollen selbstständig arbeiten und Verantwortung für ihre Texte und Bilder übernehmen. Schülerzeitungsarbeit ist Teamwork. Ich sehe mich in diesem Team eher als Coach denn als Lehrerin und gebe Hilfe zur Selbsthilfe.“

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat einen kurzen Guide mit einigen wichtigen Informationen zusammengestellt sowie weitere Praxistipps unter schuerlezeitung.bayern. In ihrem Schritt für Schritt Guide gibt es noch einige andere Hinweise für eine angehende Schülerzeitung. 

Die Hanns Seidel Stiftung hat ebenfalls ein 1 x 1 der Schülerzeitung erstellt, welcher einen Leitfaden rund um das Thema bieten soll. 

Ganz ohne Probleme ist der Prozess allerdings auch nicht. Der prävalente Lehrermangel macht es jetzt schon schwierig, alle nötigen Stellen an Schulen zu füllen, und es sollte nicht übel genommen werden, wenn Lehrkräfte nicht noch mehr Last aufnehmen wollen. Dennoch gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Sollte eure Schule genug Leute mit Interesse haben, bietet eine Schülerzeitung eine innovative AG und Service für Schüler:innen und Lehrkräfte.  

Wer weiß, vielleicht wird eure Schülerzeitung eines Tages beim Bundeswettbewerb mitmachen. 

Waren unsere Tipps und Hinweise hilfreich? Was sind eure Erfahrungen mit dem Gebiet Schülerzeitung? Teilt es uns doch gerne in den Kommentaren mit!

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