GEW Berlin: Landesvorsitzender Erdmann tritt wegen gespeicherter Audio-Aufnahmen zurück

Von
Tobias Kempter
|
13
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July 2024
|
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GEW-Berlin Vorsitzender Tom Erdmann

Tom Erdmann war neun Jahre lang Vorsitzender der Berliner GEW. Nun tritt er aufgrund von gespeicherten Audio-Mitschnitten zurück. (Quelle: GEW Berlin)

Berlin. Tom Erdmann, langjähriger Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin, hat seinen Rücktritt angekündigt. Grund dafür ist der Umgang mit einem illegal angefertigten Audio-Mitschnitt aus einer GEW-Sitzung, den er digital gespeichert und anderen Vorstandsmitgliedern zugänglich gemacht hatte. Dies führte zu massivem Vertrauensverlust im Landesvorstand.

Nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung, in der die Situation intensiv diskutiert wurde, erhielt ein Antrag auf sofortigen Rücktritt Erdmanns keine Mehrheit. Erdmann stellte daraufhin die Vertrauensfrage, die ebenfalls keine Mehrheit fand. Er äußerte Bedauern über sein Verhalten: „Ich habe einen schweren Fehler gemacht, den ich sehr bedauere.“ Seine Co-Vorsitzende Martina Regulin würdigte Erdmanns Einsatz und betonte sein Engagement für die Gewerkschaftsmitglieder.

Seit 2012 im geschäftsführenden Landesvorstand tätig, übernahm Erdmann 2015 den Vorsitz. In den letzten Jahren sah er sich zunehmend internen Konflikten ausgesetzt und sprach von tiefen Gräben innerhalb der Gewerkschaft.

Neben den internen Spannungen kämpft die GEW mit externen Herausforderungen. Seit 2022 sorgt sie mit Warnstreiks für kleinere Klassen an Schulen für Schlagzeilen und verliert Mitglieder an die konkurrierende Gewerkschaft Verdi, besonders im Kita-Bereich. Kritiker werfen Erdmann vor, mitverantwortlich für die als erfolglos empfundene Streikstrategie zu sein.

Der Zeitpunkt von Erdmanns Rücktritt ist innerhalb der GEW umstritten. Einige Vorstandsmitglieder fordern einen sofortigen Rückzug, da ein Vorsitzender auf Abruf an Glaubwürdigkeit verliere. Erdmann betonte trotz Meinungsverschiedenheiten, dass die GEW weiterhin für gute Arbeitsbedingungen und gerechte Bildung kämpfen werde. „Die Aufgabe meiner Nachfolge und des gesamten Vorstandes wird es sein, die schwelenden Konflikte in der GEW Berlin zu beenden“, erklärte er.

Die GEW Berlin, mit rund 30.000 Mitgliedern, steht vor einer herausfordernden Phase. Erdmanns Rücktritt markiert das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen Führung, die interne Differenzen überwinden und die aktuellen Streik- und Tarifkonflikte erfolgreich meistern muss. Erdmann zeigte sich zuversichtlich, dass seine Nachfolger:innen diese Aufgaben bewältigen werden. Im November wählt die Gewerkschaft eine neue Führung, die die Interessen der Mitglieder vertreten und begonnene Projekte fortsetzen soll.

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