Klassenfahrten auf der Kippe: Lehrkräfte und Schüler:innen auf ungewissem Weg – hält die Haushaltssperre länger als Dezember an? (Quelle: Canva)
Berlin. In der Bundeshauptstadt dürfen Schulen aufgrund einer Haushaltssperre bis Ende November keine neuen Klassenfahrten mehr buchen. Diese Entscheidung sorgt für Empörung unter Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen. Besonders brisant: Lehrkräfte müssen die Reisekosten selbst tragen, wenn sie geplante Fahrten dennoch durchführen wollen. Viele empfinden das als unzumutbare Belastung und ungerechte Maßnahme.
Die Reisekosten für Lehrer:innen wurden bisher von der Stadt übernommen. Das soll nun nach einem Senatsbeschluss nicht mehr der Fall sein. Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) verteidigt die Entscheidung und betont, dass dies der angespannten Haushaltslage geschuldet sei. Mit einem Defizit von fünf Milliarden Euro steht die Stadt vor großen finanziellen Herausforderungen.
Besonders die Forderung, dass Lehrer:innen ihre Reisekosten nun selbst übernehmen sollen, sorgt für Unmut. Hanno Rüther, Vorsitzender des Landesverbandes Bildung und Erziehung (VBE) Berlin, kritisiert diese Maßnahme scharf: “Klassenfahrten sind kein Privatvergnügen der Lehrkräfte, sondern ein essenzieller Bestandteil der schulischen Erziehung”. Er fordert den Senat auf, die Entscheidung zu überdenken.
Auch Schulleiterin Beate Maedebach zeigt sich fassungslos: “Mal wieder wird an der falschen Stelle gespart”. Gerade für sozial benachteiligte Kinder seien Klassenfahrten enorm wichtig, da sie oft die einzige Möglichkeit seien, außerhalb des familiären Umfelds zu reisen. Die Stornierungen treffen vor allem Schulen, die bereits Fahren geplant und teilweise auch schon gebucht haben.
Auch der Kinder- und Jugendreisebereich spürt die Auswirkungen der Berliner Haushaltssperre. Brandenburger Jugendherbergen, die regelmäßig von Berliner Schulklassen besucht werden, verzeichnen Buchungsrückgänge und fürchten um ihre Planungssicherheit. Marcus Hirschberg vom Landesverband Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerks berichtet, dass Berliner Schulklassen bis zu 60 Prozent der Buchungen ausmachen. Um Schulklassen dennoch die Möglichkeit zu geben, geplante Fahrten durchzuführen, setzen viele Einrichtungen auf unverbindliche Reservierungen oder bieten Freiplätze für Lehrer:innen an.
Schulen müssen aufgrund von Sparzwängen improvisieren und kürzen häufig das Programm von Klassenfahrten. Für viele Lehrkräfte hat das zur Folge, dass sie Aktivitäten selbst organisieren müssen, um das Budget einzuhalten. Nach wie vor ist die Sorge groß, dass der Buchungsstopp über den November hinaus geändert werden könnte, was vor allem langfristige Planungen erschwert. Einrichtungen wie die KJF Prieros hoffen auf eine baldige Lösung, da die Buchungsanfragen für 2025 zuletzt deutlich zurückgegangen sind.
Ob ab Dezember wieder neue Klassenfahrten geplant werden können, bleibt abzuwarten. Schulen und Anbieter:innen hoffen, dass der Stopp nur eine vorübergehende Maßnahme bleibt. Ein längerer Stopp könnte nicht nur die Bildungslandschaft, sondern auch die Jugendreisebranche erheblich belasten.