Die Sommerhitze beeinträchtigt Konzentration und Leistungsfähigkeit (Quelle: Canva)
Die Sommerhitze stellt Schulen und Bildungseinrichtungen jedes Jahr vor besondere Herausforderungen. In den letzten Jahren sind die Temperaturen während der Sommermonate teilweise auf Rekordwerte gestiegen, was den regulären Unterricht in stickigen Klassenzimmern nahezu unerträglich macht. Die Debatte um Hitzefrei und die Einführung einer Siesta im Schulalltag hat an Fahrt aufgenommen nachdem der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte: “Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten.“ und beschäftigt Lehrkräfte, Schüler:innen und Gesundheitsexpert:innen gleichermaßen. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich positiv über den Vorschlag: “Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag“, schrieb er am Dienstag auf Twitter. „Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln.“ Medizinisch sei eine solche Maßnahme „sicher für viele Berufe sinnvoll“.
Hitzefrei, Hitzeferien oder Klimaanlagen?
Alle Jahre wieder: Hitzefrei ist ein Thema, das regelmäßig während der Sommermonate diskutiert wird. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen hat bereits klare Regeln für das Gewähren von Hitzefrei festgelegt. Allerdings sind die festen Kriterien umstritten und berücksichtigen oft nicht die regionalen Unterschiede und die spezifischen Bedingungen einzelner Schulen. Die aktuellen Regelungen sehen vor, dass Schüler:innen der Primarstufe nach der vierten Stunde Hitzefrei bekommen können, wenn die Temperatur in den Klassenräumen 25 Grad übersteigt. In der Sekundarstufe II gibt es kein Hitzefrei, egal wie hoch die Temperatur ist. Jedoch können Schüler:innen vom Unterricht befreit werden, wenn gesundheitliche Schäden drohen.
In Spanien gibt es so etwas wie Hitzefrei nicht, stattdessen gibt es Hitzeferien. Diese dauern 10 Wochen an, da bei den hohen Temperaturen kein Unterricht möglich wäre. Hier kommt es flächendeckend von Mitte Juni bis Anfang September zu Temperaturen von 30 Grad im Schatten.
In Israel setzt man auf Klimaanlagen, diese wurden sogar per Gesetz festgelegt. Denn wenn es Hitzefrei geben würde, würde es je nach Region den Schulbetrieb um 25 bis 90 Prozent reduzieren.
Das Gegenteil ist hier Ungarn, hier gibt es weder Klimaanlagen noch Hitzefrei. Es wird einfach unterrichtet, egal wie schwer es den Lehrkräften und Schüler:innen fällt.
Die Siesta als alternative Lösung
Die Siesta, eine längere Mittagspause, die traditionell in südlichen Ländern zur heißen Mittagszeit genutzt wird, wird vermehrt als mögliche Lösung für den Umgang mit der Sommerhitze in Schulen diskutiert. Aktuelle Nachrichten haben gezeigt, dass Amtsärzte sich dafür aussprechen, die Schulen während der heißesten Stunden des Tages zu schließen und die Schüler:innen erst später wieder in den Unterricht zu lassen. Diese Maßnahme soll dem Schutz der Gesundheit dienen, da die Hitze eine hohe Belastung für Schüler:innen und Lehrkräfte darstellt, insbesondere in maroden Schulgebäuden, in denen die Hitze noch intensiver wahrgenommen wird.
Die Hitze im Klassenzimmer beeinträchtigt die Konzentration und die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler erheblich. Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, den Unterricht so zu gestalten, dass er trotz der extremen Temperaturen produktiv und sinnvoll bleibt. Zugleich müssen sie auf die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler eingehen. Auch ihre eigene Gesundheit und Belastbarkeit werden auf die Probe gestellt. Marode Schulgebäude verschärfen die Situation und machen den Unterricht zu einer wahren Qual.
Forderung nach einem Schutzplan für Schüler:innen und Lehrer:innen
Angesichts der steigenden Temperaturen und der zunehmenden Hitzewellen fordern Philologenverband Rheinland-Pfalz einen Schutzplan für Schüler:innen und Lehrer:innen. Dieser Plan sieht ganz konkret gut erreichbare Wasserspender in jeder Schule vor, sowie fordert er die Landesregierung auf, zusammen mit den Schulträgern Konzepte zum Gesundheits- und Arbeitsschutz zu entwickeln und dazu auch notwendige bauliche Maßnahmen zügig umzusetzen. Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte muss stets an erster Stelle stehen, um eine sichere und produktive Lernumgebung zu gewährleisten.
Die Umsetzung von Hitzefrei und die Einführung einer Siesta müssen sorgfältig geplant und mit den Schulgemeinschaften abgestimmt werden. Regionale Unterschiede und die unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten der Schulen müssen berücksichtigt werden. Während einige Schulen möglicherweise besser mit der Hitze umgehen können und zusätzliche Möglichkeiten zur Kühlung haben, benötigen andere Schulen dringend Unterstützung und bauliche Verbesserungen.
Die Debatte um Hitzefrei und Siesta im Schulalltag ist aktueller denn je, vor allem durch Lauterbachs Zustimmung bei den Siestaplänen. Angesichts der steigenden Temperaturen und der gesundheitlichen Belastung für Schüler:innen und Lehrkräfte ist es an der Zeit, über alternative Lösungen nachzudenken. Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Schulgemeinschaft müssen oberste Priorität haben. Ein Schutzplan für Schüler:innen und Lehrkräfte, der klare Richtlinien für den Umgang mit Hitze im Schulalltag bietet, kann dazu beitragen, eine angemessene Lernumgebung zu schaffen und die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.