KI gegen Schulabbrüche: Digitale Frühwarnsysteme bereits im Einsatz

Von
Carolin Kunkel
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16
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November 2023
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KI-basierte Frühwarnsysteme identifizieren bereits in einigen Ländern potenzielle Schulabbrüche. (Quelle: Canva)

Berlin. Künstliche Intelligenz kann inzwischen eingesetzt werden, um potenzielle Schulabbrecher:innen zu identifizieren und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. In den USA, Indien, Argentinien und Australien kommen derartige Frühwarnsysteme bereits zum Einsatz. Dabei werden Daten wie Fehltage, Schulverweise und Veränderungen in den Noten genutzt, um Muster zu erkennen und mögliche Risiken vorherzusagen. Der Berliner KI-Experte Aljoscha Burchardt spricht in dem Interview mit dem rbb von einer Chance, mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

Laut Burchardt können KI-Anwendungen schleichende Veränderungen im Verhalten der Schüler:innen erkennen, die von Lehrkräften aufgrund der Schülerzahl möglicherweise übersehen werden. Er hebt hervor, dass die Einzelfallbewertung entscheidend ist. “Diese Stärke des Systems, wirklich alle und alles im Blick zu haben, ist dann vielleicht der Vorteil der KI”, sagt Burchardt. 

Leistungsbewertung sei bereits ein integraler Bestandteil unseres Schulsystems, denn die Überwachung der Schüler:innen erfolge bisher analog durch Lehrkräfte und werde nur “nicht so stark technisch unterstützt.” Er weist darauf hin, dass die Integration von KI in den Überwachungsprozess einen Paradigmenwechsel darstellen würde, indem eine umfassendere, technisch gestützte Methode die bisherige, manuelle Überwachung ergänzen könnte. Dabei verweist er jedoch auf den Datenschutz innerhalb der Systeme: „Die Art der konkreten Gestaltung ist oft wichtiger, als zu sagen, ‘Wir ziehen eine rote Linie‘ und ‘Nie und nimmer wollen wir in der Schule eine Leistungsbewertung.’“

In Indien wird das Problem mit Schulabbrüchen bereits seit 2015 mit Technologie angegangen. Durch den Einsatz der App der Microsoft-Plattform Azure und der mobilen App Vidyarthi Nestham werden potenzielle Schulabbrüche unter Einbezug komplexer Daten, darunter die Schülerleistungen, Geschlecht, sozioökonomische Aspekte, Schulinfrastrukturen und Einschätzungen der Lehrkräfte, identifiziert und die dafür verantwortlichen Faktoren analysiert. In über 10.000 Schulen in Andhra Pradesh ermöglicht letztere App mittlerweile den Lehrkräften, systematisch vier bis fünf drohende Abbrüche pro Lehrkraft jeder Schule vorherzusagen und gezielt auf die Schwächen der betroffenen Schüler:innen einzugehen.

Auch in den USA gibt es erfolgreiche Projekte wie das Wisconsin Projekt. Dieses unterstützt seit 2012 Institutionen dabei, Richtlinien zu entwickeln und individuelle Prozesse für die Schüler:innen basierend auf den gesammelten Informationen anzuschieben. 

In Deutschland seien solche Systeme bislang noch nicht im Einsatz, so Burchardt, der dies aber für prinzipiell denkbar hält, wenn entsprechende Prozesse implementiert sind. Um derartige KI-basierte Vorhersagen auch an deutschen Schulen zu treffen, müssten die Schulen allerdings digitaler werden. “Wenn wir uns also in einem reinen Tinte- und Kreide-basierten Umfeld bewegen – dann ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt”, so Burchardt. 

Darüber hinaus betont der Experte, dass KI-Anwendungen auch in anderen Bereichen der Schule verwendet werden könnten. Neben Bürotätigkeiten wie Lehrpläne schreiben und der Unterrichtsvorbereitung wie der Erstellung von Multiple-Choice-Tests könne KI auch zur Korrektur von Arbeiten herangezogen werden und somit die Lehrkräfte entlasten. Wichtig sei es, die Schüler:innen auf das Leben vorzubereiten und ein Grundverständnis von KI zu vermitteln, auch außerhalb des Informatikunterrichts.

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