Speed-Dating für Lehrkräfte: Sachsen-Anhalt wirbt mit neuen Formaten gezielt Seiteneinsteigende an, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. (Quelle: Canva)
Leuna. In Sachsen-Anhalt wird dem Lehrkräftemangel mit unkonventionellen Maßnahmen entgegengewirkt. Beim Speed-Dating ziehen Interessierte von Tisch zu Tisch, jedoch nicht auf der Suche nach einem passenden Match, sondern einer beruflichen Perspektive im Schuldienst. Am 19. Februar 2025 fand in der Sekundarschule August-Bebel erneut eine solche Veranstaltung statt, die sich gezielt an Quereinsteigende mit Hochschulabschluss richtete.
Bereits seit 2022 organisiert das Landesschulamt Sachsen-Anhalt diese Kennenlernformate, um potenzielle Lehrkräfte zu gewinnen. Tobias Kühne, Sprecher der Behörde, betonte gegenüber der tagesschau, dass man sich gezielt an Seiteneinsteigende wenden müsse: “Das sind die Lehrer von morgen. Ohne die kommen wir im Moment nicht zurecht. Uns fehlen zu viele grundständig ausgebildete Lehrkräfte”.
Der Lehrkräftemangel ist kein neues Problem, bleibt jedoch weiterhin bestehen. Laut der am 11. Februar veröffentlichten Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) fehlen für die Jahre 2024 bis 2035 rund 49.000 Lehrpersonen. Dieser Wert, der die Differenz aus Einstellungsbedarf und Neuabsolvierenden wiedergibt, lasse allerdings keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Lehrkräfteversorgung zu, heißt es. Vergleicht man die aktuellen Werte mit den Modellrechnungen von Dezember 2023, zeigt sich, dass der Mangel trotz eines rückläufigen Lehrkräfteangebots abnimmt. Grund dafür ist die sinkende Geburtenrate der Jahre 2022 und 2023. Dennoch besteht insbesondere für die Jahre 2024 bis 2026 eine erhebliche Unterdeckung: 22.500 Absolvierende stehen einem Bedarf von 30.700 Stellen gegenüber. Besonders betroffen sind die Lehrämter Sekundarstufe I und II sowie die beruflichen Schulen.
Um eine Beschulung weiterhin gewährleisten zu können, sind Maßnahmen wie das Speed-Dating unerlässlich – doch das allein reiche nicht aus. Gerade in stärker betroffenen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt müssen zusätzliche Möglichkeiten zur Personalgewinnung genutzt werden (Lehrer News berichtete). Bildungsministerin Eva Feußner setzt auf einen dreistufigen Ansatz: Mehr Lehramtsstudierende zum Abschluss bringen, Lehrkräfte länger im Schuldienst halten und junge Menschen für den Lehrberuf motivieren.
Auch der Modellversuch eines praxisintegrierten Lehramtsstudiums der Universität Magdeburg geht im kommenden Wintersemester in die nächste Runde. Studierende erhalten eine Vergütung und sind im Gegenzug fünf Jahre verpflichtet, an einer Schule in Sachsen-Anhalt zu lehren. Damit soll der Lehrkräftemangel langfristig gedeckt und mehr Nachwuchs dauerhaft an das Bundesland gebunden werden. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Problem auf lange Sicht zu entschärfen, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass Sachsen-Anhalt mit seinen innovativen Konzepten bereits wichtige Schritte in die richtige Richtung unternimmt.