Mentale Gesundheit im Unterricht: Wie können wir junge Menschen fördern?

Mentale Gesundheit im Unterricht: Wie können wir junge Menschen fördern?

Laura und Nadine beschäftigen sich mit psychologisch fundierten Lernkonzepten

Manche Zahlen die wir tagtäglich so lesen, sind keine schönen Zahlen. Während der Entwicklung unserer Start-Up Idee mit StudySpace, haben wir uns vor allem in die Bereiche Lernverhalten, Motivation und psychische Gesundheit bei jungen Menschen reingelesen.

An dieser Stelle eine Sache vorweg: Ja, diese Themen sind komplex und herausfordernd. Unser Ziel mit dieser Kolumne ist es jedoch, dass ihr am Ende aus der Lektüre hier rausgehst und denkt: „YES – Ich kann junge Menschen beim Lernen entlasten und begleiten. Ich finde einen individuellen Weg, wie mir das gelingt“. Wir möchten euch mit diesen Artikeln eine Mischung aus Fakten, Ideen und Anreizen mitgeben. Jede und jeder von euch wird bestimmt schon ganz tolle Ansätze und Vorstellungen haben, wie er oder sie jungen Lernenden wertvollen Input mit auf den Weg mitgeben kann. Lasst uns deshalb einfach mal gemeinsam in die Materie reinstarten.

Wie ist die Lage bei jungen Menschen?

Eine Unicef Studie hat 2021 festgehalten, dass ganze 37% der 14–19-Jährigen angeben, von psychischen Problemen betroffen zu sein. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen erfolgt vor dem 19. Lebensjahr, sprich überwiegend während der Schulzeit. Das ist erschreckend und wirft Fragen auf: Warum geht es vielen jungen Menschen so schlecht und was können wir als Lehrkräfte und angehende Lehrkräfte machen, damit die Ergebnisse besser ausfallen?

Warum sind so viele junge Menschen psychisch krank?

Die Public Health Schweiz hat Mitte 2023 eine Tagung veranstaltet, wo genau diese Frage beantwortet werden sollte. Ettlich Jugendpsychiaterinnen und -psychiater berichteten von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit den Betroffenen. Die Auslöser sind meist ähnlich: Schulischer Druck, Prüfungsstress und Angst vor der Berufswahl sind ganz oben mit dabei doch auch Krisen wie Corona, der Ukraine Krieg und die Inflation spielen hier eine große Rolle. Zwischen ersten Krankheitsanzeichen, einer Diagnose und dem eigentlichen Therapiebeginn vergeht in der Regel viel zu viel Zeit, oft ganze Jahre. Das kann dazu führen, dass sich Verhaltensmuster festigen und weitere Störungen entwickeln. Umso wichtiger ist also die Prävention: Früh ansetzen, früh begleiten und früh stärken. Nach wie vor mangelt es an psychologischer Unterstützung und junge Menschen finden häufig keine Anlaufstelle für ihre Sorgen. Auch wir beobachten selbst, wie häufig sich vor allem Jugendliche uns über Social Media anvertrauen und nach einem offenen Ohr fragen. Ganz oft, weil sie sich in der Schule einfach überfordert fühlen.

Jetzt wird’s interessant: Was können wir konkret tun, um zu unterstützen?

So frustrierend die Lage sein mag, ermöglicht sie uns Lehrpersonen – völlig egal, in welchen Kontext wir mit jungen Menschen arbeiten - deren Situation maßgeblich positiv zu beeinflussen. Was bedeutet das konkret? Wenn wir früh ansetzten und genau die herausfordernden Prozesse begleiten, von denen Jugendliche und junge Erwachsene klagen, können wir einen enormen Unterschied machen und die Zahl an Betroffenen reduzieren. Laut Fachpersonal sollten vor allem die Kompetenzförderung im Vordergrund stehen und die Vermittlung der Selbstwirksamkeit. Lernenden muss klar werden „Hey, ich kann selber beeinflussen, wie ich mich verhalte, von was ich mich stressen lasse und wie ich mit Belastungen umgehe. Das ist ja eigentlich richtig cool!“. In vielen Fällen braucht es gar nicht die ausführliche Beratungsrolle, die wir als Lehrkraft gerne mal einnehmen. Manchmal reicht es schon zuzuhören, sagt Liz Mohn von der Bertelsmann Stiftung – Und mit Sicherheit habt ihr, genauso wie wir, diese Erfahrung in eurem Arbeitsalltag auch schon häufiger gemacht. Wir haben schon mehrmals in unserer jungen Community nachgefragt: „Was hilft dir denn, damit du dich in Schule und Uni wohlfühlst?“. Die Antworten fallen meist ähnlich aus: Ganz oft wird der Wunsch nach aufrichtigem Interesse geäußert. Dass es uns als Lehrperson also wirklich interessiert, wer diese Menschen sind mit denen wir täglich arbeiten, was sie bewegt und wofür sie brennen. So empfinden sich junge Menschen als gesehen, als wichtig. Ähnlich ist es mit dem Punkt Sicherheit, also voll und ganz man selbst sein zu können, ohne Angst vor Wertung zu haben. Uns muss es gelingen, ein Bildungs-Umfeld zu bieten, wo Lernende gerne hinkommen, wo sie wissen, sie sind willkommen, werden gehört und bewirken durch ihre Mitarbeit etwas. Hier die Impulsfrage an uns alle: Was kann ich tun, damit mein Lernraum zu einem sicheren Raum für meine Schülerinnen und Schüler wird?

Schließlich spielt die Aufklärung zum Thema mentale Gesundheit natürlich eine tragende Rolle. Zum Glück reden wir in der heutigen Zeit intensiver und ehrlicher über dieses Thema, aber auch im Ausbildungskontext sollte die mentale Gesundheit häufiger thematisiert und integriert werden. Ein kleiner Ideen-Anreiz kommt hier aus den USA: Seit 2023 können Schülerinnen und Schüler in Colorado an sogenannten Mental Health-Checks teilnehmen, direkt in ihrer Schule. Hierfür wurde sogar ein Gesetz erlassen und das Ganze soll der Prävention dienen. Wir brauchen mehr Fortbildungen, sowohl für Lernende als auch Lehrkräfte und natürlich Fachkräfte Vorort, die Anlaufstelle sind. Nur so kann es uns gelingen, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene angemessen zu betreuen und zu begleiten.

Da geht noch mehr!

Wir sind uns sicher, dass ihr, wenn ihr bis hier hin gelesen hast, etliche Ideen und Anreize habt, wie wir junge Lernende noch besser unterstützen können, wenn es um mentale Gesundheit im Bildungskontext geht. Kommt gerne mit uns in den Austausch, schreibt uns eine Nachricht und lasst uns brainstormen. Wir möchten sowohl als Lehrerinnen als auch als Gründerinnen das Thema mentale Gesundheit im Lernbereich fördern und voranbringen – und freuen uns riesig auf euren Input!

Mehr zur Person

Laura und Nadine
Von Freundschaft, zum gemeinsamen Instagram-Kanal bis zum eigenen Start-Up! Wir sind Laura und Nadine, Lehramtsstudentinnen und frischgebackene Gründerinnen. Unsere Mission ist simpel: Wir möchten Lernen gesund machen. Junge Menschen fühlen sich viel zu oft einsam und sind in Schule, Ausbildung und Studium überfordert. Dadurch wird Lernen häufig als etwas Negatives wahrgenommen. Dem möchten wir gemeinsam entgegenwirken.
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