Dass sich junge Menschen gerne im Internet aufhalten und viel Zeit in sozialen Medien verbringen, ist den meisten Menschen bewusst. Aber auf welchen Plattformen sich die Kinder und Jugendlichen herumtreiben und wie diese eigentlich funktionieren, ist vielen nicht klar. Was sollen Lehrer:innen über solche Webseiten wissen? Und können sie diese vielleicht auch selber nutzen? Wir stellen heute die bei Schüler:innen sehr beliebten Plattformen Twitch und Discord vor.
Bei Twitch handelt es sich um ein Live-Streaming-Videoportal bei dem sich jeder anmelden kann, der mindestens dreizehn Jahre alt ist. Hauptsächlich wird es für Live-Übertragungen von Videospielen genutzt, bei sogenannten “Let’s Plays” filmen sich User während sie Computerspiele spielen. Die Zuschauer können über einen Chat live kommentieren und mit dem Spieler kommunizieren. Auch Live-Streams zu anderen Themen werden angeboten, zum Beispiel werden professionelle Live-Shows veranstaltet, große E-Sport-Turniere ausgerichtet sowie Koch- und Bastel-Videos oder Talkshows gestreamt. Das Gefühl, live dabei zu sein und sich mit anderen Menschen über sein Hobby auszutauschen, spricht vor allem junge Menschen an. Sie können mit ihren Idolen direkt in Kontakt treten oder auch einfach selbst Videos streamen.
Mitte des Jahres geriet die Plattform in Kritik. Neben Livestreams von Videospielen war es bei den Zuschauern inzwischen fast genauso beliebt, an Livestreams von Krypto-Glücksspielen teilzunehmen. Die bekanntesten Influencer wurden dabei von den jeweiligen Webseiten mit bis zu einer Million Dollar pro Monat gesponsert. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wurden einige Zuschauer dieser Streams infolgedessen süchtig nach Glücksspielen. Als Reaktion auf die Kritik hat Twitch die Livestreams von Krypto-Glücksspielen verboten.
Das reine Anschauen von Streams ist kostenlos und sogar ohne Anmeldung möglich, für einige Twitch- Dienste können allerdings Gebühren anfallen.
Auch die Plattform Discord ist vor allem bei Gamern beliebt. Laut eigenen Angaben sind weltweit 250 Millionen User registriert, drei Millionen davon in Deutschland. Die App ist in einigen Bereichen ähnlich wie WhatsApp, sie kann für Instant Messaging, Chats, Sprach- und Videoanrufe genutzt werden. Die Nutzer können sich während sie ein Videospiel spielen miteinander verbinden und live über die Geschehnisse kommunizieren. Ähnlich wie bei Twitch ist auch Discord durch die Live-Spiele besonders beliebt bei Jugendlichen und Kindern. Installieren kann man Discord sowohl auf dem Smartphone als auch an einem Tablet oder Computer.
Die User können auf Twitch eigene “Server” eröffnen, die wie themenbasierte Chaträume funktionieren. In Chaträumen von beliebten Videospielen, wie zum Beispiel Fortnight, sind in der Regel zwischen 100.000 und 200.000 Nutzer gleichzeitig aktiv. Neben dem Hauptthema Gaming gibt es auch einige Chaträume zu anderen Themen, zum Beispiel Musik, Wissenschaft & Technik und Unterhaltung.
Auch Discord ist grundsätzlich kosten- und werbefrei, es sind aber auch kostenpflichtige Abonnements verfügbar.
Kritik an Discord gibt es in Bezug auf die Datenschutzbestimmungen, die nicht den hiesigen Anforderungen entsprechen.
Plattformen wie Twitch und Discord, über die junge Menschen live kommunizieren und dabei gemeinsam Videospiele spielen können, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Gefahr, dass die User Opfer von sexueller Belästigung, Cybermobbing, Drohungen oder Erpressungen werden, ist genauso gegeben, wie auf anderen Internetseiten auch. Als Elternteil sollte man offen mit dem Kind darüber sprechen und Regeln festlegen, zum Beispiel dass kein Geld ausgegeben werden soll oder keine Geschenke von Fremden angenommen werden.
Auch für Lehrer:innen sind diese Plattformen interessant. Als Teil der Medienerziehung können sie ihre Schüler:innen über die Plattformen und ihre Risiken aufklären und auch auf Elternabenden bietet sich dieses Thema an. Für eine Live-Übertragung des Unterrichts wurden die Portale während der Corona Pandemie ebenfalls schon genutzt. Wer Discord für den Online-Unterricht nutzen möchte, findet hier eine Anleitung. Unumstritten ist das Nutzen von Twitch und Discord in der Schule allerdings nicht. Laut dem Thüringer Landesdatenschutzbeauftragten Dr. Lutz Hasse nutzt Discord die gespeicherten Daten gezielt für Profilanalysen. „Es ist gruselig, welche Daten dieser Onlinedienst nach außen schießt. Das können wir nicht ignorieren.“
Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob und wie er diese Plattformen nutzt. Da es bei vielen Jugendlichen eine große Rolle im Leben spielt, ist es als Lehrer aber wichtig darüber Bescheid zu wissen.
Habt ihr schon Erfahrungen mit Streaming-Plattformen wie Twitch und Discord gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare.