Von “toter Sprache” zu lebendigem Lernen: Neun Ressourcen für euren Lateinunterricht

Von “toter Sprache” zu lebendigem Lernen: Neun Ressourcen für euren Lateinunterricht

Latein muss nicht nur angestaubte Geschichte sein: Diese neun modernen Kanäle und Tools unterstützen euch dabei, die meldewilligen Arme der Schüler:innen in die Höhe zu bringen. (Quelle: Canva)

Während Fremdsprachen wie Französisch oder Spanisch ihre bedenkenlose Daseinsberechtigung  im Lehrplan haben, muss sich Latein bei der Fächerwahl oft rechtfertigen. Wer möchte schon eine “tote Sprache” lernen? De facto ist Latein allerdings sehr lebendig. Allein in der Weihnachtszeit begegnet uns die Sprache immer wieder, denn der Adventskalender kommt beispielsweise von “Adventus” für “Ankunft”. Außerdem ist das Deutsche von der grammatikalischen Struktur des Lateinischen stark beeinflusst, wie man an den Fällen Genitiv, Dativ oder Akkusativ sehen kann. Laut einem Bericht des SWR konnten erste Praxistests sogar belegen, dass Latein beim Sprachverständnis von Deutsch hilft, besonders Kindern, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Latein trotz seines schlechten Rufs zu erlernen, kann also durchaus sinnvoll sein. In diesem Artikel stellen wir euch neun nützliche Kanäle, Plattformen und Tools vor, die den Status quo eures Unterrichts in der antiken Sprache auf moderne Standards hebt.

Magistri Latinitatis in Youtube (Lateinlehrer:innen auf Youtube)

Youtube ist längst nicht nur ein reines Unterhaltungsmedium, sondern wird von vielen Schüler:innen in Ergänzung zum Unterricht als Nachhilfe und Lernunterstützung herangezogen. Wir möchten euch drei Kanäle vorstellen, die Latein-Themen behandeln und eure Lateinstunde ergänzen können.

Ein großer Unterschied zwischen Latein und den Sprachen Spanisch oder Französisch ist, dass erstere im Unterricht nicht gesprochen wird. Zwar werden Originaltexte vor der Übersetzung vorgelesen. Zwischen Grammatik, dem schriftlichen Übersetzen und Geschichtswissen zur Antike findet die korrekte Aussprache jedoch kaum Beachtung. Falls ihr euren Schüler:innen die Lebendigkeit der Sprache in Form ihrer Mündlichkeit näherbringen wollt, könnt ihr auf dem Kanal Dein Lateinlehrer vorbeischauen. Dieser stellt in seinem Video die wichtigsten Regeln zur Aussprache vor. Außerdem findet ihr auf seinem Channel einige Videos zur Grammatik für Anfänger:innen und dem Lateinstoff in der Oberstufe. 

Für die Motivierten und Sprechbegeisterten gibt es zwei Youtube-Kanäle, auf denen beinahe ausschließlich Latein gesprochen wird. Bei Satura Lanx achtet Irene auf Beginnerfreundlichkeit und stellt neben Lektionen auch vereinfachte Texte in der Originalsprache vor. Zusätzlich erklärt sie in einem Video, wie sie sich das Lateinsprechen beigebracht hat. Auf dem Kanal Latinitium werden Witze erzählt, Halloween Specials vorbereitet und antike Geschichten erzählt – alles auf Latein. Diese Videos könnten für eine Abwechslung im Unterricht sorgen oder sogar als Grundlage für eine besondere Stunde herangezogen werden. Die Schüler:innen danken es sicherlich, wenn sie statt Cicero Witze in einer entspannten Stunde übersetzen dürfen.

 

Auf dem Kanal Der Lehrer werden grammatikalische Themen anschaulich erklärt und in verschiedenen Playlists zusammengefasst. Neben Videos zum Gerundium, den Partizipien oder den Tempora bietet Der Lehrer auch Übungen in Videoform, in denen Schüler:innen Schritt für Schritt an die Hand genommen werden.

Auch der Channel Otia Mea bietet nützliche Videos zur Grammatik und Übersetzungstechniken sowie zur Metrik an, damit auch die, die mit ihrem Latein am Ende sind, wieder Lust am Lernen gewinnen. Daneben hält der Kanal auch ein Audiobook und sogar die berühmte Rede des ehemaligen US-Präsidenten J. F. Kennedy in lateinischer Sprache parat. Diese Videos eignen sich, um wieder Abwechslung in den Unterricht zu bringen.

Über diese spannenden Youtube-Kanäle hinaus gibt es auch einige Social-Media-Kanäle, die sich rund um den Lateinunterricht drehen. Wenn euch diese interessieren, schaut bei unserem Artikel vorbei. Dort stellen wir euch fünf aufregende Kanäle vor.

Utilia instrumenta ad Latinitatem docendam (Nützliche Tools für den Lateinunterricht)

Neben Videoplattformen existieren heutzutage auch viele Tools, die frischen Wind in die verstaubte Lateinstunde bringen und den Unterricht bereichern können. In diesem Abschnitt stellen  wir euch vier hilfreiche Plattformen vor.

Navigium, zu Deutsch “Schiff”, ist eine umfangreiche Plattform, die sowohl ein Wörterbuch, das deklinierte und konjugierte Formen übersetzen und benennen kann, als auch eine Online-App für den Unterricht zur Verfügung stellt. Die App lässt sich gut in den Unterricht integrieren. So können Schüler:innen die Fotofunktion nutzen, um eine Vokabelliste hochzuladen. Diese wird nun individuell abgefragt, wobei ausgewählt werden kann, ob die Abfrage mündlich, schriftlich, in Multiple-Choice-Form oder zum Ausdrucken erfolgen soll. Dabei lassen sich Wortarten oder Stammformen spezifisch abfragen. Alles Nichtgewusste kommt daraufhin in eine Übungsbox, die beliebig wiederholt werden kann. In der App können sich Schüler:innen auch für das klassische Karteikastenlernen entscheiden. Bilder und Visualisierungen helfen dabei, sich die Vokabeln besser einzuprägen. Bei der Textanalyse hilft ein Programm in der App. Anders als reine Übersetzer vermeidet dieser das bloße Wiedergeben des Inhalts, sondern möchte das eigenständige Lernen fördern, indem Hilfestellungen zum Text gegeben und Wörter in ihrer Grundform dargestellt werden. Mit einem Grafen lassen sich Lernfortschritte festhalten, um so die Motivation der Lateinschüler:innen zu steigern. Das Lehrbuch Pontes ist dabei schon in die App integriert. Einen Haken gibt es jedoch. Die Online-App von Navigium ist kostenpflichtig. Mit einer Test-Schullizenz von sechs Monaten kann die App zuerst kostenfrei eingesetzt werden. Danach kostet die App 2,5–7 Euro pro Schüler:in pro Jahr, je nach Anzahl der Nutzer:innen.

Auf der Plattform Lateinon können Schüler:innen Kurse zur lateinischen Grammatik durcharbeiten. Hierbei bietet jeder Kurs verschiedene Lektionen in verschiedenen Kategorien an. Darunter fallen Grundlagen und Deklinationen, Verben und Konjugationen, Adjektive und ihre Steigerung und der lateinische Konjunktiv. Das Besondere daran ist, dass die Kurs nach Anmeldung auf der Seite kostenlos und dabei trotzdem sehr umfangreich aufgestellt sind. Alle Kurse sind nach ihren Niveaustufen eingeteilt. So eignen sich einige besonders für Anfänger:innen, andere eignen sich für alle Stufen und manche werden für Fortgeschrittene empfohlen. Daneben werden Übungen, ein Wörterbuch und kulturelles Wissen, wie zum Leben in Rom und den antiken Göttern, vermittelt.

Für Arbeitsblätter oder deren Inspiration sind die Seiten Übungskönig und LernWolf geeignet. Auf Übungskönig können Schüler:innen auf Origialtexte von Catull, Caesar, Nepos, Martial oder Ovid zugreifen. Zu jedem Text wird eine entsprechende Lösung angeboten, die beim Verständnis und der Übersetzung Hilfestellung leisten oder zur Überprüfung dienen kann. In Sachen Grammatik, Kulturwissen und Übungstexten können Lehrkräfte zwischen den beiden Niveaustufen 6./7. Klasse und 8. Klasse wählen. Außerdem bietet die Seite eine Zusammenfassung von berühmten Sprüchen und Zitaten in der Originalsprache an. Jedes Arbeitsblatt kommt mit einer Lösung, die separat heruntergeladen wird.

LernWolf dagegen bietet kostenlose Arbeitsblätter zum G9 und LernplanPlus an, die sich besonders für die Schulaufgabenvorbereitung und zum Üben eignen. Alle Arbeitsblätter sind mit einer Musterlösung versehen und ergänzen besonders den Unterricht im ersten Lernjahr Latein.

 

In der Welt des Lateinunterrichts eröffnen sich durch moderne Kanäle und innovative Tools spannende Möglichkeiten, die scheinbare “tote Sprache” wieder lebendig werden zu lassen. Von Youtube-Channels über unterhaltsame Sprechübungen bis hin zu umfassenden Online-Plattformen – es gibt mittlerweile zahlreiche Ressourcen, die den Lateinunterricht zeitgemäß ergänzen und bereichern können. Trotz mancher Vorbehalte gegenüber der antiken Sprache zeigt sich: Latein hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde, und daher unterstützen moderne Möglichkeiten dabei, das Interesse an dieser zeitlosen Sprache bei den Schüler:innen wieder neu entfachen zu können.

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