Smartphones sind aus dem Alltag von Schüler:innen nicht wegzudenken. Doch ein Verbot im Unterricht könnte Lernleistungen und das soziale Klima fördern (Quelle: Canva)
Augsburg. Nach dem Einbruch der Leistungen deutscher Schüler:innen in der Vergleichsstudie PISA von 2022 wurde der Ruf nach einem Handyverbot immer lauter. Eine aktuelle Übersichtsstudie der Universität Augsburg hat deutliche Ergebnisse geliefert: Ein Verbot von Handys an Schulen könnte weit mehr Vorteile haben, als nur Ablenkungen zu vermeiden. Vor allem das soziale Klima und die schulischen Leistungen könnten demnach profitieren.
Die Nutzung von Smartphones während des Unterrichts sorgt weltweit für Diskussionen. Länder wie Italien, Großbritannien und die Niederlande haben sich bereits für ein generelles Verbot entschieden. Die Augsburger Studie zeigt, dass dies durchaus sinnvoll ist. Lernende in Schulen ohne Handys können sich besser konzentrieren, was sich direkt auf ihre Leistungen auswirkt. Der Effekt wird besonders bei leistungsschwächeren Schüler:innen deutlich: In einer Studie aus England verbesserte sich deren Lernerfolg umgerechnet um eine zusätzliche Unterrichtsstunde pro Woche. Der Datensatz der britischen Studie wurde allerdings zwischen 2011 und 2013 erhoben, in einer Zeit, in der das Smartphone noch nicht so präsent im Alltag war.
Interessanterweise wirkt sich das Verbot nicht nur auf die schulischen Leistungen aus. Die Augsburger Forscher fanden heraus, dass auch das soziale Wohlbefinden steigt. Ohne die permanente Verfügbarkeit von Smartphones sind Schüler:innen weniger abgelenkt und interagieren häufiger miteinander. Das Risiko von Cybermobbing und anderer digitaler Gewalt, das häufig durch Smartphones verstärkt wird, sinkt ebenfalls. Schulen könnten so zu einem sicheren und harmonischen Umfeld werden, in dem sich die Schüler:innen wohler fühlen und besser miteinander interagieren.
Während einige Länder bereits handeln, ist die Debatte in Deutschland noch offen. Dies liegt vor allem an den föderalen Strukturen der Bundesrepublik und der Tatsache, dass Bildung dadurch Ländersache ist. Der Trend tendiert bisher eher in Richtung Lockerung: Im Bundesland Bayern, welches bisher das Einzige war, welches ein Handyverbot landesweit eingeführt hatte, wurde dieses bereits im Jahr 2022 gelockert. Seitdem dürfen Schulen selbst entscheiden, ob und wie die Handynutzung geregelt wird. Auch in Niedersachsen setzt Kultusministerin Julia Willie Hamburg darauf, den Schulen die Entscheidung zu überlassen.
Die Ergebnisse der Augsburger Studie geben der Debatte neuen Schwung. Ein Verbot kann das soziale Klima verbessern und die Lernleistung steigern. Dennoch bleibt die Frage, ob Verbote allein ausreichen. Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam, sieht die aktuelle Diskussion um Handyverbote als Scheindebatte. Sie argumentiert, dass die private Nutzung von Handys im Unterricht und der Einsatz digitaler Medien für Bildungszwecke getrennt betrachtet werden sollten. Oft wird die private Nutzung als Grund gesetzt, digitale Medien ganz zu verbannen, was Scheiter als falsch ansieht. Digitale Medien können sinnvoll sein, wenn klare Regeln zur Nutzung bestehen, etwa wann und wie Tablets oder Handy eingesetzt werden. Schulen sollten Schüler:innen dabei helfen, eine bewusste und kontrollierte Nutzung zu erlernen, statt Geräte einfach zu verbieten (Lehrer News berichtete).