AfD auf der Didacta: Bildungsmesse in der Kritik

Von
Helen Mattes
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3
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February 2025
|
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Die Messe Didacta

Didacta unter Druck: Die AfD ist als Hauptaussteller vertreten – Bildungsverbände und Expert:innen kritisieren die Entscheidung (Quelle: Lehrer-News)

Stuttgart. Die Bildungsmesse Didacta, die vom 11. bis 15. Februar in Stuttgart stattfindet, sieht sich mit zunehmender Kritik und auch Widerstand konfrontiert – denn die Alternative für Deutschland (AfD) wird dort mit einem eigenen Stand vertreten sein. Laut Ausstellerverzeichnis ist der Landesverband Baden-Württemberg der AfD mit einem Stand in Halle 7 als Hauptaussteller vertreten.

AfD auf der Bildungsmesse: Ein Stand im Zentrum der Kritik

Besonders die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die ein Protestschreiben gegen die Präsenz der AfD auf der Didacta plant, sowie zahlreiche Autor:innen und Bildungsexpert:innen äußern scharfe Kritik. Sie halten es für problematisch, dass eine Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wird, eine Plattform auf einer Messe erhält, deren zentrales Leitthema “Demokratiebildung” ist. Zudem warnen sie davor, dass die AfD ihre Präsenz gezielt nutzen könnte, um Einfluss auf Lehrinhalte zu nehmen und eine antidemokratische Agenda zu verbreiten. 

Auch über die Bildungsmesse hinaus regt sich Widerstand gegen die AfD: In den vergangenen Tagen haben in mehreren Städten tausende Menschen demonstriert, um ein Zeichen gegen die wachsende Normalisierung rechtsextremer Positionen zu setzen.

Auch die GEW-Vorsitzende Maike Finnern, die sich bereits mehrfach gegen die Partei positioniert hat, betont die Notwendigkeit, sich im Unterricht kritisch mit der AfD auseinanderzusetzen und warnt vor sogenannten “Meldeportalen” der AfD, die es Schüler:innen und Eltern ermöglichen, anonym Lehrkräfte zu melden, die sich kritisch gegenüber der Partei äußern.

In einem Statement auf Instagram rechtfertigt die Messe ihre Entscheidung mit rechtlichen Vorgaben: “Als Unternehmen in öffentlicher Trägerschaft ist die Messe Stuttgart rechtlich verpflichtet, Ausstellerinnen und Aussteller zuzulassen, solange die gezeigten Inhalte nicht gegen Gesetze verstoßen. Parteien mit parlamentarischer Repräsentation haben so grundsätzlich die Möglichkeit, sich zu präsentieren.” Während die Messe Stuttgart ihre rechtliche Verpflichtung zur Zulassung aller parlamentarisch vertretenen Parteien betont, gehen die Meinungen darüber, wie mit der AfD-Präsenz umgegangen werden sollte, auseinander.

Boykott oder Präsenz – was stärkt die Demokratie?

Der Bildungsinfluencer und Spiegel-Bestsellerautor Bob Blume äußert sich in einem Statement zur AfD-Präsenz auf der Didacta und spricht sich gegen einen Boykott der Messe aus: “Boykottiert man die Messe, weil dort ein einzelner Stand einer demokratiefeindlichen Partei ist, befürchte ich eine gegenteilige Wirkung als jene, die man sich womöglich erhofft: Um ein vermeintliches Zeichen zu setzen, gibt man den Demokratiefeinden Macht”. Blume betont, dass die AfD auch in Zukunft darauf abzielen wird, ihre spaltende Agenda zu nutzen, um demokratische Veranstaltungen, Institutionen und Tagungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Für ihn zählt vor allem, dass die Messe ein Ort des Austauschs und der Vernetzung bleibt, an dem sich Menschen über demokratiefördernde Projekte informieren – während ein einzelner, verlassener Stand abseits des Geschehens kaum Beachtung findet. 

Robert Reuther, Gründer von 45Minuten, betont, dass die Didacta ein Ort gelebter Demokratie sein sollte. Seiner Meinung nach steht diese jedoch infrage, wenn die AfD ein Teil davon ist: “Wenn der Verband sich dafür entscheidet, die AfD zu einem Teil davon zu machen, sind wir keiner mehr”. 

Auch die Kinderbuch- und Ratgeberautorin Inke Hummel hält es für notwendig, die Präsenz der AfD auf der Didacta kritisch zu hinterfragen: “Es kann nicht sein, dass wir uns auf der Didacta für Vielfalt, Inklusion und Schutz aller Kinder einsetzen und an einem Stand wird das aus politisch gefährlicher Ecke untergraben”.  

Ob nun Boykott oder Präsenz der richtige Weg ist, bleibt umstritten – doch die Diskussion um die AfD auf der Didacta zeigt, wie herausfordernd der Umgang mit extremen politischen Positionen im Bildungsbereich ist und bleibt.x

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