Der Berliner Senat aus CDU und SPD plant ab dem Schuljahr 2024/2025 die Einführung eines verpflichtenden elften Schuljahres. (Quelle: pixabay)
Berlin. Die Bildungsverwaltung in Berlin plant die Einführung eines verpflichtenden elften Schuljahres ab dem Schuljahr 2024/25. Das Ziel dieser Maßnahme sei es, sicherzustellen, dass Jugendliche, die nach dem zehnten Schuljahr keine reguläre Berufsausbildung beginnen, weiterhin schulisch gefördert werden. Der Schritt soll dazu beitragen, die Zahl der Schulabgänger:innen, die nach Abschluss der 10. Klasse aus den Bildungsstatistiken verschwinden, zu reduzieren und diese für eine Ausbildung zu motivieren.
Die Initiative stößt allerdings auf Skepsis und Kritik. In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier äußert die Fraktion der Grünen im Berliner Senat Bedenken, dass das bestehende Bildungssystem nicht alle Jugendlichen angemessen unterstütze. Insbesondere benachteiligte Gruppen, darunter Jugendliche mit Förderbedarf, Behinderungen und aus prekären sozialen Verhältnissen, hätten oft Probleme. Die jugendpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, Klara Schedlich, argumentiert, dass das vorgeschlagene elfte Schuljahr für unsichere Jugendliche keine gute Berufsorientierung bieten würde. "Wir möchten allen Jugendlichen ein Angebot machen, neue Fähigkeiten zu entdecken, Orientierung zu geben und den Spaß am Lernen zurückzugewinnen", so Schedlich.
Als alternative Lösung schlägt die Grünen-Fraktion vor, die Angebote zur Berufsorientierung in der Mittelstufe stattdessen an allen Schulformen zu verstärken. Zusätzlich plädiert sie für die Einführung eines flexiblen Perspektivenjahres, das umfangreiche Beratungs- und Orientierungsangebote für alle Jugendlichen bietet, die nach der zehnten Klasse nicht wissen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten.
Entscheidend für die Grünen ist die Verbesserung der Beratungsangebote an Schulen. “Wenn an Schulen die Beratung ausgebaut wird, erhalten mehr junge Menschen eine Perspektive", heißt es in dem Positionspapier. Die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen und die eigenen Stärken und Talente zu reflektieren, könne Jugendlichen helfen, den passenden Beruf zu finden und sich eine Ausbildungsstelle zu sichern. Dabei betonen sie, dass es nicht zielführend sei, Jugendliche zur Berufsorientierung zu zwingen, sondern vielmehr ein attraktives und unterstützendes Angebot zu schaffen.
Die Pläne der Grünen stehen im Kontrast zu den Bestrebungen der Senatsverwaltung unter Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Ein elftes Pflichtschuljahr gab es in Berlin schon einmal, wurde aber im Zuge verschiedener Reformen abgeschafft. Ein weiteres Mittel für eine bessere berufliche Orientierung soll laut den Plänen des schwarz-roten Senats der ebenfalls für 2024/25 geplante Ausbau des Fachs „Wirtschaft-Arbeit-Technik“ in den Schulen sein.