Beziehungsarbeit in der Schule – Der Schlüssel zum Erfolg

Es liegt auf der Hand, dass eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung fundamental für den Lernerfolg ist. In der Corona-Pandemie wurde das noch einmal offensichtlicher. Doch worauf kommt es bei dieser Form der Beziehung an und wie kann sie professionell gestaltet werden? Dieses Thema nehmen wir heute bei Lehrer-News etwas genauer unter die Lupe.

Mehrere Studien belegen, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung einen enormen Effekt auf den Lernerfolg hat. Unter anderem die Meta-Metastudie „Visible Learning” des neuseeländischen Wissenschaftlers John Hattie. Meta-Metastudie aus dem Grund, weil Hattie viele Metastudien zu einer Fragestellung zusammengefasst hat. Er hat für „Visible Learning” über 50.000 Einzelstudien aufgearbeitet und untersucht. Insgesamt greift die Studie auf ca. 250 Millionen Lernende zurück. Diese Studie, die 2013 ins deutsche übersetzt wurde, verdeutlicht die Auswirkung einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Lehrkräften und Schüler:innen und die damit verbundenen Lernerfolge im Unterricht. Vor allem werden die lernwirksamen Einflussfaktoren untersucht und Handlungsvorschläge präsentiert. 

Eine weitere Studie, die durch die Publikation neuer Befunde wieder ins Licht gerückt wurde, ist die COACTIV-Studie von Jürgen Baumert, die 2003 und 2004 durchgeführt wurde. In dieser wurde der Einfluss der Lehrkraft auf die Leistungsentwicklung der Schüler:innen in Mathematik unter Berücksichtigung verschiedener Merkmale untersucht. Der Bildungsforscher Olaf Köller am Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel ist einer der Personen, die darum bemüht sind, dass die Studie neu diskutiert wird. Eine wichtige Erkenntnis aus der Studie, die seiner Meinung nach vernachlässigt wurde, ist die Wirkung von Motivation und Begeisterung der Lehrkraft auf die Schüler:innen und die damit einhergehenden positiven Lernumstände. 

„Wenn eine Lehrkraft hoch motiviert ist und sich um den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler sorgt, dann steigt auch die Motivation der Kinder und somit die Leistung“ — Bildungsforscher Olaf Köller über die COACTIV-Studie

Eine im Jahr 2018 veröffentlichte Studie brachte wieder frischen Wind in die gesamte Thematik – die sogenannte Aldrup-Studie. Anders als bei den anderen beiden genannten Studien war hier nicht der Effekt der Beziehung auf den Lernerfolg im Fokus, sondern das Wechselspiel der positiven Auswirkung von einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schüler:innen und demnach auch der Kreislauf dieser Form von Beziehung.

Ist die Lehrkraft motiviert und fühlt sich im Unterricht wohl, so wirkt sich das im Umkehrschluss auch auf die Schüler:innen positiv aus. Eine Win-win-Situation. Doch wie kann eine solche Situation optimiert werden? 

Eines ist klar – die Lehrkraft sitzt am längeren Hebel. Hierbei ist es also besonders wichtig, dass diese Form von Macht richtig eingesetzt wird und den Schüler:innen keine falschen Werte vermittelt werden. Ein grundlegender Tipp an dieser Stelle: In der Ruhe liegt die Kraft und auch in der Zeit. Um eine Beziehung aufzubauen braucht es vor allem eines – Zeit! Dies gilt auch für eine Lehrer-Schüler-Beziehung. Von der Kennenlernphase bis hin zu den äußeren Umständen spielen hier mehrere Faktoren mit, die diese Beziehung beeinflussen. 

Tipps für eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung

Auftreten

Schon durch das Auftreten einer Person werden bestimmte Eindrücke vermittelt, daher auch der Spruch „Der erste Eindruck zählt”. Allerdings kann hier etwas nachgeholfen werden, vor allem wenn von Kindern die Rede ist. Ein freundliches Lächeln und eine ruhige, sichere Körpersprache können eine positive Atmosphäre im Klassenzimmer schaffen. 

Interesse

Sich für seine Schüler:innen zu interessieren, auch über das Schulgeschehen hinaus, kann von Vorteil sein. An dieser Stelle kann die Lehrkraft auch persönliche Geschichten mit in den Unterricht bringen und für eine auflockernde Stimmung sorgen. Auf einen Punkt sollte man dennoch Rücksicht nehmen – die Rollen im Klassenzimmer sollten erhalten bleiben, da auch eine Form von Respekt essentiell für den Unterricht ist.

Empathie

Einfühlungsvermögen ist das A und O. Sich in das Gegenüber hineinversetzen zu können ist ein pädagogischer Baustein für gute Beziehungen, auch im Klassenzimmer. Zusätzlich ermöglicht Empathie in Kombination mit aktivem Zuhören eine Chance, Vertrauen aufzubauen. 

Akzeptanz

Menschen machen Probleme, weil sie Probleme haben. Im ersten Moment ist das bei Kindern nicht ganz klar, weil oft davon ausgegangen wird, dass auffallende Verhaltensweisen vielleicht dem Alter zuzuschreiben sind. „Kinder sind nun mal so” – Ja, das stimmt. Allerdings spielen das Elternhaus und die Umstände eine große Rolle. Die Lehrkraft kann an dieser Stelle zwar kein Elternersatz sein oder eine psychologische Betreuung darstellen, aber Verständnis und Akzeptanz können trotzdem heilend wirken und eine Beziehung fördern.

Kommunikation

Namen merken schafft Sympathie! Seine Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Namen nennen können, ist ein Pluspunkt. Als Lehrkraft kann auch mit den Schüler:innen selbst über den Unterricht gesprochen werden. Dieses Feedback kann sehr nützlich sein.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine positive Lehrer-Schüler-Beziehung eine Win-win-Situation ist. Wenn die Lehrkraft optimistisch und motiviert ist, sind das in den meisten Fällen auch die Schüler:innen, wodurch die Gesamtzufriedenheit gesteigert wird.

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