Bildungsgewerkschaft zum „Datenreport Erziehungswissenschaft 2024“ (Quelle: GEW)
Halle (Saale). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt einen Ausbau der Zahl der Professuren sowie eine Stabilisierung der Beschäftigungsverhältnisse in der Erziehungswissenschaft an. „Das ist eine notwendige Konsequenz aus den Ergebnissen des neuen ‚Datenreports Erziehungswissenschaft 2024‘“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, während der Eröffnung des 29. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) am Montag in der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Laut Datenreport hat sich das erziehungswissenschaftliche Personal an den Universitäten in den vergangenen beiden Jahrzehnten zwar parallel zu den steigenden Studierendenzahlen erhöht, dieser Trend schlage sich in den einzelnen Personalkategorien aber sehr unterschiedlich nieder. „Während bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein deutlicher Anstieg um rund ein Drittel zu beobachten ist, hat sich die Zahl der Professorinnen und Professoren nur um ein Zehntel erhöht. Rund 1.100 Professorinnen und Professoren stehen über 4.500 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber, hinzu kommen knapp 1.000 Lehrkräfte für besondere Aufgaben sowie fast 4.000 nebenberufliche Lehrbeauftragte. Das ist insofern problematisch, als sogar der Akkreditierungsrat verlangt, dass die Verbindung von Forschung und Lehre insbesondere durch hauptberuflich tätige Professorinnen und Professoren gewährleistet wird“, sagte Keller.
Der GEW-Hochschulexperte ergänzte, dass 86 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befristet beschäftigt seien. Bei den Teilzeitbeschäftigen, die mit 60 Prozent die Mehrheit der wissenschaftlich Mitarbeitenden darstellt, betrage der Befristungsanteil sogar 93 Prozent. „Eine derart prekäre Personalstruktur gefährdet nicht nur die Attraktivität des Arbeitsplatzes Universität, sondern untergräbt auch die Kontinuität von Forschung und Lehre - und damit die Qualität der Ausbildung der Lehrkräfte und anderer Pädagoginnen und Pädagogen. Das ist besonders fatal, da wir schon jetzt mit einem massiven Fachkräftemangel in pädagogischen Berufen konfrontiert sind“, betonte Keller.
Er machte sich für einen Ausbau der Zahl der Professuren sowie für eine „Entfristungsoffensive“ im akademischen Mittelbau in der Erziehungswissenschaft stark: „Wir brauchen mehr und besser qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen sowie eine leistungsfähige Bildungsforschung. Das setzt bessere Betreuungsrelationen und faire Beschäftigungsbedingungen an den Universitäten voraus“, mahnte Keller.
Info: Der „Datenreport Erziehungswissenschaft 2024“ wurde von der Max-Traeger-Stiftung der GEW gefördert und wird morgen auf dem 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgestellt. Der Report ist im Verlag Barbara Budrich erschienen und als E-Book kostenlos im open access verfügbar.
Beim DGfE-Kongress präsentiert sich die GEW mit einem Infostand in der Ausstellung sowie heute ab 20 Uhr mit dem traditionellen GEW-Abend.