Kommentar: Dienstpflicht für junge Menschen

Von
Rania Qidan
|
7
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July 2022
|
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Kommentar: Dienstpflicht für junge Menschen

Bundespräsident Steinmeier will eine Dienstpflicht für junge Menschen einführen. Hierbei soll es sich nicht um die altbekannte Wehrpflicht handeln, denn diese Debatte sei bereits abgeschlossen. Die Dienstpflicht kann sich auf ganz unterschiedliche Bereiche beziehen. Nach der Schule sollen junge Menschen ihren eigenen Horizont erweitern, sagt Steinmeier. Ob in der Bundeswehr, bei der Betreuung von Senioren oder in Obdachlosenunterkünften, sei egal. Hauptsache es wird ein sozialer Dienst geleistet, der möglicherweise dabei helfen würde Vorurteile abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhang stärke.

Dem Bundespräsident sei bewusst, dass das Einführen einer solchen Dienstpflicht nicht leicht ist, jedoch müsse die Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Es könnte dem Land gut tun, wenn junge Frauen und Männer, wenn auch nur für kurze Zeit, einen Dienst für die Gesellschaft leisten.

Er stellt auch klar, dass es sich nicht um ein ganzes Jahr handeln müsse. Der Zeitraum könne noch diskutiert werden. Es könne sich auch nur um ein paar Monate handeln. Es würde ihm nur darum gehen, dass sich junge Menschen für die Gemeinschaft einsetzen und sich sozial engagieren.

Was spricht gegen eine Dienstpflicht?

Es besteht die Gefahr, dass die vom Bundespräsidenten vorgeschlagene Dienstpflicht für junge Menschen, das Gegenteil bewirken würde. Jugendliche und junge Erwachsene zeigen bereits soziales Engagement. Sie organisieren Demonstrationen und setzten sich beispielsweise dafür ein, eine sozialere, tolerantere und klimafreundlichere Geselschaft zu werden. Außerdem gibt es viele, die nach ihrer schulischen Ausbildung ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Junge Menschen versuchen also bereits freiwillig die Gemeinschaft zu stärken. Eine “Pflicht” schreckt sie eher davon ab, sich für Dinge einzusetzen. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt und verlieren das Interesse und die Lust daran sich sozial zu engagieren, da sie durch eine “Pflicht” gezwungen werden etwas zu tun. Dies ist üblicherweise nicht der richtige Weg an junge Menschen ran zu kommen und sie für etwas zu motivieren.

Es sollte viel mehr in die Aufklärung investiert werden: Wie wichtig es ist und was für ein positives Ausmaß es haben könnte Menschen in Not zu helfen und sich für die Gesellschaft einzusetzen. Steinmeiers Idee, eine “Pflicht” einzuführen, um mehr Engagement zu verlangen ist also nicht der richtige Lösungsansatz. Eine Kampagne oder Aufklärungsaktion zu starten, bei der Bilder und Videos gezeigt werden, wie sehr Menschen mit ein wenig Arbeit geholfen werden kann, würde bei jungen Menschen sicherlich etwas anderes auslösen, als die Benachrichtigung, dass sie nun für einen gewissen Zeitraum “verpflichtet” sind zu helfen.

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FPD) widersprechen ebenfalls dem Vorschlag des Bundespräsidenten. Stark-Watzinger behauptete, dass Jugendliche und junge Erwachsene  in der Corona-Pandemie bereits genug zurück gesteckt hätten. Es gäbe bereits viele die sich engagieren, die vorhandene Freiwilligkeit sollte gefördert werden, sagte die Bundesbildungsministerin. Auch Lisa Paus ist gegen eine Dienstpflicht: „Ein sozialer Pflichtdienst würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten“, dies teilte sie der Deutschen Presseagentur mit. Die Grünen-Politikerin ist ebenfalls dafür, den jungen Menschen die „Freiheit zur eigenen  Entscheidung“ zu lassen.

Den jungen Menschen die Freiheit zu lassen, selber zu entscheiden, wie sie nach ihrer schulischen Ausbildung fortfahren wollen ist der richtige Weg. Sie zu verpflichten einen sozialen Pflichtdienst zu absolvieren würde sie demotivieren. Sie hätten nach diesem Dienst eventuell keine Lust mehr weiterhin im sozialen Bereich zu arbeiten oder sich dahingehend auszubilden. Wenn ihnen jedoch in der Schulzeit und nach dem Abschluss mit auf den Weg gegeben wird, wie sehr sie Menschen helfen können, wenn sie sich sozial engagieren und ihnen Erfahrungsberichte vorgestellt werden, von Menschen die bereits etwas bewirken konnten, würde es sie möglicherweise motivieren selbst Engagement zu zeigen und sich einzusetzen.

Was sagt ihr? Stimmt ihr dem Bundespräsidenten zu? Soll es eine Dienstpflicht für junge Menschen geben oder würde das die Freiheit zu stark eingrenzen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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