Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter: Im Interview mit Felix Weiß von to teach

Ein Porträt des Interviewpartners Felix Weiß, auf einer Treppe sitzend

Felix Weiß, Mitgründer von to teach, widmet sich mit seiner Plattform dem Ziel, Lehrkräfte durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Schulalltag zu entlasten. (Quelle: to teach/Felix Weiß)

Die Herausforderungen, vor denen das Bildungssystem heute steht, sind vielfältig. Neben steigenden Anforderungen an Lehrkräfte, die sich sowohl in der Unterrichtsplanung als auch in der individuellen Förderung der Schüler:innen widerspiegeln, drängt die Digitalisierung mit einer Fülle neuer Möglichkeiten in den Schulalltag. Doch statt diesen Entwicklungen als Belastung zu begegnen, gibt es immer mehr Initiativen, die den Einsatz von Technologie als Chance verstehen. Eine dieser Initiativen ist to teach, eine Plattform, die Lehrkräfte mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in ihrer täglichen Arbeit entlasten und die Gestaltung des Unterrichts nachhaltig verändern soll. Im Gespräch mit Felix Weiß, Mitgründer von to teach, erfahrt ihr, wie digitale Werkzeuge praktisch eingesetzt werden können, um den Herausforderungen in Schulen zu begegnen – und warum er überzeugt ist, dass KI mehr sein kann als nur ein technisches Hilfsmittel.

Felix Weiß, selbst ausgebildeter Lehrer, ist Mitgründer und treibende Kraft hinter to teach | thea GmbH. Was ihn antreibt, ist eine tiefe Überzeugung: Lehrkräfte stehen vor einem Berg an Aufgaben, der in der traditionellen Struktur des Schulsystems nur schwer zu bewältigen ist. Seine Lösung: Der gezielte Einsatz von Technologie, die den pädagogischen Alltag vereinfacht. Gemeinsam mit seinem Mitgründer, Marius Lindenmeier, hat er die Plattform to-teach.ai entwickelt, die Lehrkräften Werkzeuge an die Hand gibt, um nicht nur Unterrichtsmaterialien schneller zu erstellen, sondern diese auch auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen zuzuschneiden.

Für to teach geht es nicht darum, die Rolle der Lehrkräfte zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen. Seit 2023 hat die Plattform enormen Zulauf erfahren und zählt mittlerweile mehr als 90.000 Lehrkräfte weltweit, die auf die KI-gestützten Lösungen zurückgreifen. Was die Gründer dabei antreibt, ist die Vision, dass Lehrkräfte wieder mehr Zeit für das Wesentliche haben sollen: die Förderung und Betreuung ihrer Schüler:innen. To teach versteht sich als Instrument, um Bildungsarbeit auf eine neue Ebene zu heben – durch den Einsatz von Technologie, die den Lehrenden die Arbeit abnimmt, ohne dabei den pädagogischen Kern aus den Augen zu verlieren.

Lehrer-News: Was hat Sie dazu bewegt, nach dem Lehramtsstudium den Weg ins EdTech zu gehen, anstatt als Lehrer an einer Schule zu unterrichten?

Weiß: Gemeinsam mit meinem Mitgründer Marius Lindenmeier habe ich bereits während des Studiums an verschiedenen Projekten gearbeitet und das erste EdTech-Unternehmen gegründet. Unser Ziel war es von Anfang an, einen Mehrwert für die Bildung zu schaffen. Als wir dann die Chance hatten, Vollzeit an diesen Zielen zu arbeiten, hat es sich einfach richtig angefühlt, diesen Schritt zu gehen. Es war also eher eine Entscheidung für das Unternehmertum und weniger eine Entscheidung gegen das Lehramt.

Lehrer-News: Wie hat Ihr Lehramtsstudium Ihre Perspektive auf das Bildungssystem und die Herausforderungen, denen Lehrkräfte gegenüberstehen, beeinflusst?

Weiß: Bereits im Studium, während dem Praxissemester und während der generellen Lehrtätigkeit wurde mir bereits sehr früh bewusst, dass die Unterrichtsvorbereitung einen Großteil der Arbeit als Lehrkraft in Anspruch nimmt. Außerdem erkennt man recht schnell, dass es eine enorme Herausforderung ist, als einzelne Lehrkraft 30 unterschiedliche Menschen in einer Klasse individuell zu fördern und zu unterstützen. Aus dieser Erkenntnis ist dann die Überzeugung gereift, dass Digitalisierung und Künstliche Intelligenz große Chancen bieten und eine echte Arbeitserleichterung für Lehrkräfte ermöglichen können. Daran arbeitet unser Team heute mit großem Einsatz.

Lehrer-News: Was genau ist to teach und welche Probleme möchte die Plattform im Schulalltag lösen?

Weiß: Mit to teach unterstützen wir Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung, bei der Vorbereitung und bei der Erstellung individueller Unterrichtsmaterialien. Konkret geht es darum, in kürzester Zeit didaktisch hochwertigen Unterricht vorzubereiten. Mithilfe von KI gelingt es einfach und schnell, individuelle Lerninhalte, mehrfach differenziert für alle Lernenden in der Klasse zu erstellen. Damit erfahren Lehrkräfte eine echte Entlastung in ihrem Arbeitsalltag. Sie gewinnen so mehr Zeit, sich auf individuelle Fragen und die Begleitung ihrer Schüler:innen im Lernprozess zu konzentrieren.

Lehrer-News: Wie funktioniert to teach konkret? Welche Schritte durchläuft eine Lehrkraft, um Unterrichtsmaterialien zu erstellen?

Weiß: To teach ist super einfach und kann von jedem orts-  und zeitunabhängig und vor allem ohne digitale Vorkenntnisse oder KI-Kenntnisse genutzt werden. Ich skizziere gern einmal kurz einen typischen Anwendungsfall: 

Lehrer-News: Inwiefern können Lehrkräfte die vorgeschlagenen Materialien an individuelle Anforderungen oder Themen des Lehrplans anpassen?

Weiß: Lehrkräfte haben die Möglichkeit, einen eigenen Lehrplan oder das schulinterne Curriculum zu hinterlegen. Damit werden die vorgeschlagenen Inhalte noch besser an den Unterricht angepasst. Die Material-Vorschläge von to teach sind nach verschiedenen didaktischen Prinzipien aufbereitet. Diese didaktischen Prinzipien lassen sich auch auf andere Inhalte anwenden. Passt der didaktische Aufbau des vorgeschlagenen Materials, lassen sich die Inhalte in wenigen Sekunden auf ein bestimmtes Wunschthema, z. B. Olympia und Fußball-EM anpassen, das entlang der didaktischen Prinzipien aufbereitet wird. Wir greifen dabei auf ausgewählte Quellen oder mitgebrachte Inhalte der Lehrkraft zurück und machen komplexe Informationen dadurch schnell und einfach für den Unterricht nutzbar.

Lehrer-News: Wie stellt to teach sicher, dass die erstellten Inhalte mit den Lehrplänen der einzelnen Jahrgänge, Schulformen und Bundesländer harmonieren?

Weiß: Um eine hohe Qualität zu gewährleisten, haben wir die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Lehrpläne herausgearbeitet und differenzieren zwischen Jahrgängen und Schulformen. Gibt es an einer Schule zusätzliche Anforderungen, lassen sich diese ganz einfach bei to teach hinterlegen und können direkt berücksichtigt werden. Unsere Materialien orientieren sich zudem an verschiedenen didaktischen Prinzipien. Lehrkräfte haben die Möglichkeit im Vorfeld zu wählen, wie der Inhalt aufbereitet sein soll und können sich dementsprechend das passende Material erstellen lassen.

Lehrer-News: Welche langfristige Wirkung hoffen Sie mit to teach auf das Bildungssystem und den Unterrichtsalltag zu haben?

Weiß: Unser wichtigstes Ziel ist es, Lehrkräfte zu entlasten und dadurch den Lehrberuf wieder attraktiver zu gestalten. Wir hoffen, damit langfristig einen Mehrwert vor allem für die Lernenden zu schaffen, denn um sie und die Qualität ihrer Bildung geht es ja. Lehrkräfte können mit unserer Plattform schnell und einfach individuellen Unterricht für ihre Schüler:innen vorbereiten – das ist ein erster Schritt in Richtung personalisierte Bildung.

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

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