Seit der jüngsten Eskalation des Nahost-Konflikts hat antimuslimischer Rassismus in Deutschland zugenommen. (Quelle: Envato)
Berlin. Die Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) prangert die Zunahme von antimuslimischem Rassismus infolge des Kriegs in Nahost an. Aliyeh Yegane Arani, Leiterin der Berliner Beratungsstelle, erklärte im Gespräch mit der DPA, dass Menschen der arabisch-, türkischstämmigen und muslimischen Community vermehrt unter Generalverdacht gestellt würden, den Terror der Hamas zu unterstützen. Sie nimmt außerdem die Schulen in die Pflicht, sich dem Problem anzunehmen.
Seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober und dem in dessen Folge eskalierten Krieg in Gaza tritt nicht nur Antisemitismus verstärkt zu Tage. Wie Yegane Arani hinweist, würden neben antisemitischen auch islamfeindliche Äußerungen stark zunehmen. “Wir haben eine hohe Meldungsrate von rassistischen Vorfällen gegen Menschen, die Muslime sind oder als solche wahrgenommen werden”, schildert die Expertin die aktuelle Lage.
Yegane Arani nimmt “eine große Unsicherheit von Lehrkräften” im Umgang mit dem Nahost-Konflikt wahr. Auf Solidaritätsgesten mit den Palästinenser:innen würden Lehrkräfte laut Berichten der Eltern mitunter überzogen reagieren. Es fehle oft an Empathie im pädagogischen Umgang. Ohnehin seien Muslime, insbesondere Jungen, im Schulalltag mit Vorurteilen wie dem eines höheren Aggressionspotentials konfrontiert. Deshalb würden sie “öfter und härter bestraft”, führt Yegane Arani weiter aus und verlangt nach mehr Fortbildungen für Lehrkräfte. “Sie müssen in die Lage versetzt werden, besser mit der zunehmenden Diversität, auch der religiösen Diversität, und mit Problemen wie Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung umzugehen”, lautet ihre Forderung.
Am vergangenen Donnerstag nahm Yegane Arani zusammen mit weiteren Gästen an einer Gesprächsrunde mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue teil. Dort konnte sie ihr Anliegen am Runden Tisch “Konflikt im Klassenzimmer – der Krieg in Nahost und unsere Schulen” einbringen. In dem Gespräch traf sie damit auf Verständnis. „Rassismus hilft uns jüdischen Menschen im Augenblick nicht“ sagte etwa Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, in Anknüpfung an die Erfahrungsberichte aus dem Arbeitsalltag der ADAS.
Die Berliner Anlaufstelle bietet Lehrkräften sowie Schüler:innen und deren Eltern Hilfestellung im Umgang mit diskriminierenden Vorfällen aller Art. Träger der unabhängigen Beratungsstelle ist die Organisation LIFE Bildung, Umwelt Chancengleichheit e.V.