Qual der Wahl: Französisch oder Latein als zweite Fremdsprache?

Von
Lea Reuß
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October 2024
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Bei der Frage nach der zweiten Fremdsprache wird oft zwischen Französisch und Latein entschieden (Quelle: Canva, Canva)

Neben Englisch werden auch zweite Fremdsprachen immer wichtiger. Ob im Alltäglichen, im Urlaub oder im späteren Berufsleben: Die Fähigkeit, auf einer anderen Sprache mit Menschen kommunizieren zu können, gewinnt an Bedeutung. Daher stellt sich für viele Schüler:innen, aber auch Lehrkräfte die Frage, für welche Sprache sie sich im Lern- oder Lehrkontext entscheiden. 

Qual der Wahl: Tote oder lebendige Sprache? 

Auch wenn die Zahl der Schüler:innen, welche Französisch als Fremdsprache lernen, mit lediglich rund 1,29 Millionen der 8,44 Millionen Lernenden im Schuljahr 2021/2022 rückläufig ist, bleibt sie neben Englisch die zweithäufigste Fremdsprache an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland (Lehrer-News berichtete). Mit rund 300 Millionen französischsprechenden Menschen gehört die Sprache, nach Mandarin, Englisch, Spanisch und Arabisch auch zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt. Latein hingegen wurde nur von rund 6,4 Prozent der Schüler:innen im Schuljahr 2021/2022 gelernt. Damit liegt die Sprache zwar immer noch vor Spanisch (5,9 Prozent), dennoch weit hinter Französisch. Welche Faktoren spielen bei der Wahl der zweiten Fremdsprache eine Rolle?

Mehr als nur Cicero, Seneca und Plinius

Latein bietet einen Einblick in die Welt und Geschichte des Römischen Reichs (Quelle: Canva)

Das Erlernen von Latein wird von einigen als unnötig abgetan, da der Nutzen der Sprache häufig weniger ersichtlich ist als in kommunikativen Sprachen. Zwischen Ablativ und Vokativ finden sich aber auch einige Aspekte, die den Lateinunterricht in einem besseren Licht darstellen. 

Während Latein heute lediglich in Vatikan-Stadt als Amtssprache gilt, war Latein in der Zeit des Römischen Reiches beinahe überall Volkssprache. Auch wenn diese Zeiten längst hinter uns liegen, hinterlassen auch sie weiterhin ihre Spuren. So basieren die romanischen Sprachen, beispielsweise Spanisch oder Italienisch, auf der ehemaligen Volkssprache. Die Parallelen in Satzbau und Grammatik, die sich aus dieser Geschichte ergeben, ermöglichen einen Vorteil beim zukünftigen Erlernen anderer romanischer Sprachen. 

Obwohl Latein keine gesprochene Sprache (mehr) ist, bringt sie für Schüler:innen einige Vorteile mit sich. Auch wenn das Latinum nur noch in wenigen Studiengängen vorausgesetzt wird, zahlen sich Kenntnisse dieser Sprache, insbesondere den Natur-, Rechts- und Geistes- sowie Sprachwissenschaften, definitiv aus. Als ehemalige Wissenschaftssprache lassen sich nämlich zahlreiche Begriffe aus dem Lateinischen in Ausbildungen, Studiengängen oder Berufen jeglicher Fachrichtung wiederfinden. Sprachliche Vorkenntnisse können Schüler:innen im späteren Leben somit de facto einen Vorteil bieten.

Latein als Fremdsprache bietet sich darüber hinaus auch dann an, wenn Schüler:innen ein persönliches Interesse an geschichtlichen Themen mitbringen. Bedingt durch die Geschichte hinter der Sprache werden die sprachlichen Kompetenzen überwiegend in Kombination mit antiker römischer Geschichte und Kultur vermittelt. Ob Cicero oder Seneca: Latein öffnet Türen zu antiken Welten und Geschichten! 

Mit Französisch zum belle vie? 

Ob Urlaub, Beruf oder Film: Französisch öffnet als Weltsprache zahlreiche Türen (Quelle: Canva)

Die französische Sprache gleicht dem Lateinischen dahingehend, dass auch zahlreiche französische Begriffe in Form von Gallizismen Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden haben. 

Die Alltäglichkeit des Französischen stellt bereits seinen größten Vorteil dar: Durch kommunikatives Lernen in Form von Rollenspielen, mittels der Tandem-Methode oder durch Schüleraustausche lassen sich die sprachlichen Kenntnisse praktisch erlernen. Der Einsatz französischer Medien, wie beispielsweise Filme, Musik oder Literatur, kann den Schüler:innen die Sprache in authentischer Weise nahebringen. Es lässt sich feststellen: Französisch als Fremdsprache eignet sich insbesondere für kommunikative und soziale Schüler:innen, welche am besten durch die aktive Anwendung lernen. Auch die engen Deutsch-Französischen Beziehungen fördern, durch zahlreiche Angebote wie Schulpartnerschaften oder Austausche, Französisch als Fremdsprache in Deutschland. 

Als romanische Sprache erleichtern Französischkenntnisse auch das Lernen weiterer romanischer Sprachen. Aber auch Französisch als alleinige Fremdsprache zahlt sich aus: Im Ranking des Power Language Index (PLI), welches die weltweit einflussreichsten Sprachen basierend auf Faktoren wie Diplomatie oder Geografie ermittelt, belegt Französisch nach Englisch, Mandarin und Spanisch den vierten Platz. 

Die Wahl ist letztendlich eine persönliche

Der Lernaufwand der beiden Sprachen im schulischen Kontext unterscheidet sich nicht stark. Die Art des Lernens der beiden Sprachen variiert und mögliche Schwierigkeiten sind abhängig von verschiedenen Faktoren, beispielsweise von bereits bestehenden Fremdsprachenkenntnissen sowie den individuellen Lernstilen. Es lässt sich jedoch auch sagen, dass die Interessen der Schüler:innen maßgeblich die Wahl der zweiten Fremdsprache beeinflussen und die Entscheidung schlussendlich auch bei diesen liegen sollte.

Auch angehende Lehrkräfte stehen vor der Wahl

Neben Schüler:innen spielt die Fremdsprachenwahl auch für angehende Lehrkräfte oder Studieninteressierte eine Rolle. Während hier, wie im schulischen Kontext, auch das Interesse und die persönliche Motivation eine Rolle spielen, sollten auch andere Faktoren mit in die Entscheidung einfließen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass es sich bundesweit weder bei Latein noch bei Französisch um ein sogenanntes Mangelfach handelt, sodass die Nachfrage nach dem jeweiligen Fach zunächst nicht entscheidend ist. 

Bei der Fachwahl für Studieninteressierte sind in gewisser Weise ähnliche Faktoren von Bedeutung wie bei der Entscheidung von Schüler:innen. So lässt sich die französische Sprache, zum Beispiel durch Auslandsaufenthalte im Studium, tendenziell immersiver erlernen als Latein. Auch in Hinblick auf berufliche Weiterentwicklung und persönliche Anwendbarkeit überzeugt Französisch. Trotz dessen bringt auch das Lateinstudium einige Vorteile mit sich: Wer mit dem Gedanken spielt, Geschichte in Kombination mit einer Fremdsprache zu unterrichten, den könnte Latein auch in Hinblick auf geschichtliches Verständnis ansprechen.

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