Fast die Hälfte der 14- bis 25-Jährigen interessiert sich für Wirtschaftsthemen (Quelle: Canva)
Gütersloh. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland interessiert sich für das Thema Wirtschaft, das geht aus einer jüngst erschienenen Befragung der Bertelsmann Stiftung hervor. Trotz dieses Interesses haben fast 50 Prozent der jungen Menschen das Gefühl, zu wenig über wirtschaftliche Themen zu wissen. Dabei zeigen sich einige Unterschiede zwischen jungen Frauen und Männern sowie verschiedenen Bildungsniveaus.
Aus der Befragung lässt sich schließen, dass ein Unterschied zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Bildungsniveaus zu verzeichnen ist. So gaben 63 Prozent der Männer an, ein Interesse an wirtschaftlichen Themen zu haben, während lediglich 44 Prozent der jungen Frauen ihr Interesse bekundeten. Ein solcher Unterschied zeigt sich auch in Bezug auf das Bildungsniveau: Junge Menschen mit niedrigem Bildungsstand interessieren sich um etwa fünf Prozentpunkte weniger für wirtschaftliche Themen als diejenigen mit einem mittlerem oder höherem Bildungsniveau.
Junge Menschen interessieren sich insbesondere für die vier Themenbereiche berufliche Weiterentwicklung (81 Prozent), Rente und Rentensystem (79 Prozent), Chancengleichheit in Bildung und Beruf (78 Prozent) und Work-Life-Balance. Die Work-Life-Balance interessiert dabei vor allem junge Menschen mit hohem Bildungsgrad. Auch der Gender Pay Gap, also der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, bewegt junge Menschen. Es zeichnet sich jedoch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern ab: Für dieses Thema liegt das Interesse von Frauen um 25 Prozentpunkte höher als das der Männer, welche sich deutlich mehr für den internationalen Wettbewerb und den Aktienmarkt interessieren.
Für junge Menschen spielen wirtschaftspolitische Ansichten eine Rolle bei der politischen Entscheidungsfindung: Etwa 64 Prozent der Befragten gaben an, dass die Wirtschaftspolitik einer Partei Einfluss auf ihre Wahlentscheidung hat. Rund 54 Prozent der Befragten sind jedoch auch der Meinung, dass Nachrichten zu Wirtschaftsthemen häufig zu kompliziert klingen und etwa 78 Prozent der jungen Menschen denken, dass das Thema Wirtschaft eine größere Rolle in der Schule spielen sollte. Dabei bleibt es jedoch häufig bei der Theorie: Es sei “grundlegend, dass das vermittelte Wissen aus der Schule auch angewendet wird. Wir erleben, dass Schülerinnen und Schüler häufig eine rezeptive Haltung einnehmen”, so der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Gerhard Brand, “Es bedarf aber einer Kraftanstrengung, am Puls der Zeit zu bleiben”.
Fast zwei von drei jungen Menschen kritisieren, dass ihre Teilhabe an der Wirtschaft eingeschränkt ist und ihre Interessen von der Politik nicht genug berücksichtigt werden. “Junge Menschen fordern mehr Mitsprache bei Themen, die sie betreffen. Das gilt auch für die Wirtschaft. Die Politik sollte darauf eingehen und Angebote schaffen, die junge Menschen einerseits besser einbinden und die andererseits ihr Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge erweitern”, heißt es von Sandra Zillinger, Expertin der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft. Der Wunsch nach mehr Verständnis für wirtschaftliche Themen ist bei jungen Menschen mit niedrigem Bildungsniveau rund 15 Prozentpunkte höher als bei denjenigen mit höherem Bildungsniveau und ist somit besonders ausgeprägt. Dass wirtschaftliche Angelegenheit jedoch nicht nur Menschen mit hohem Bildungsniveau vorbehalten sein sollen, sei zentral. “Wirtschaftliche Entscheidungen und Entwicklungen betreffen immer auch die junge Generation. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele von ihnen ein besseres Verständnis für Wirtschaftsthemen aufbauen können – und nicht nur diejenigen jungen Menschen, die ohnehin schon gut gebildet sind”, so Tobias Bürger, Experte der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft.
Die Daten gehen aus der repräsentativen Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung hervor, in welcher zwischen Februar und März 2024 insgesamt 1.729 junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren zu ihrem Interesse an wirtschaftlichen Themen und wirtschaftspolitischen Fragen befragt wurden.