Vor allem dem Kultusministerium gilt Heitmanns Kritik: Hessens Kultusminister Alexander Lorz. (Quelle: Kultusministerium Hessen, HKM)
Wiesbaden. Es sind klare Worte, die der Vorsitzende des hessischen Landeselternbeirats, Volkmar Heitmann, für die Schulpolitik seiner Landesregierung findet. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau kritisiert er vergangene Woche, dass man im internationalen Vergleich “Lichtjahre” hinterher hänge. In einem Rundumschlag äußert er Kritik an verschiedenen Institutionen. Für Heitmann ist deshalb jetzt Schluss. Letztendlich habe ihn die Situation dazu gebracht, sein Ehrenamt Anfang November abzulegen.
Im Interview kritisiert Heitmann unter anderem die mangelnde Elternbeteiligung. Während seines Engagements im Landeselternbeirat habe er zusammen mit anderen Eltern der Landesregierung zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht – die meisten davon seien vom Tisch gewischt worden. Im Kontakt mit dem Kultusministerium oder mit dem Minister hätte es stets eine freundliche Atmosphäre gegeben, allerdings sei im Anschluss an Gespräche dann nichts passiert. Dies hätte schon bei Heitmanns Vorgängern für Frust gesorgt. Er nimmt die Landesregierung stellenweise sogar in Schutz. Die Abhängigkeit vom Finanzministerium und Entscheidungen auf Bundesebene würde bewirken, dass Bildung keine höhere Priorität habe. Heitmann selbst gibt an, dass sein Rücktritt gar nicht als Statement gegen die Vorgänge in der Schulpolitik gemeint gewesen wäre, er sich aber freue, dass es nun trotzdem so aufgefasst wurde. Heitmann wünscht sich für seine möglichen Nachfolger:innen, dass ihnen mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt würden. Er selbst sei pro Woche auf etwa 20 Arbeitsstunden für sein Ehrenamt gekommen. Hier müsse es künftig eine Aufwandsentschädigung geben.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat sich hinter Heitmann in einer Pressemitteilung gestellt und seine Kritik bestärkt. Auch die GEW betonte , dass das Ehrenamt nicht ausreichend gewürdigt würde. Zudem gehen sie auf weitere Punkte Heitmanns ein, wie etwa den Lehrkräftemangel oder schlechten Bedingungen im Referendariat. Hier müsse die Landesregierung schleunigst handeln.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat sich das hessische Kultusministerium gegen die Vorwürfe von Heitmann gewehrt. Man unterstütze die Elternarbeit auf allen Ebenen und in vielfältiger Weise, teilte ein Sprecher mit. „Die regelmäßigen Austausche mit dem Landeselternbeirat als wichtigem Partner sind immer von Wertschätzung geprägt – und das wird weiter so sein. Deshalb haben solche völlig abwegigen Vorwürfe überrascht.“
Spannend wird nun zu sehen sein, ob sich eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für die Position des Landesbeirats-Vorsitzes findet. Sonderlich attraktiv dürfte das Ehrenamt nach den Berichten Heitmanns derzeit nicht wirken.