Schule digital – Ist das wirklich ressourceneffizient?

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October 2022
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Weniger Autofahren, um fossile Brennstoffe zu sparen, Reisen am liebsten ohne Flugzeug und nur ganz wenig Fleisch essen – das wachsende Umweltbewusstsein zeigt sich im gesellschaftlichen Verhalten des letzten Jahrzehnts. Ressourcen sparen ist angesagt, auch in Anbetracht des Ukraine-Kriegs, der daraus folgenden Inflation und steigenden Energiepreisen. Die Industrie betreffend sind sich Experten einig: Digitalisierte Unternehmen verbrauchen weniger Ressourcen. Doch wie sieht es im Bildungssektor aus? Sind strombetriebene Endgeräte wirklich ressourcenschonender als Papier? Wie kann Digitalität in Schulen den Verbrauch von Ressourcen senken?

Wann ist Schule digital?

Zunächst: Was ist überhaupt eine digitale Schule? Der Branchenverband Bitkom zeichnet Smart Schools aus. Laut den Unternehmen seien Smart Schools Ökosysteme, bestehend aus einer digitalen Infrastruktur, digital vollumfänglichen pädagogischen Konzept und Lehrerfortbildungen, mit welchen digitale Bildungsinhalte im Praxisbetrieb angewendet werden können.

Das deutsche Schulportal stellt unter der Überschrift “Digitale Schule” die Realschule am Europakanal in Erlangen vor. Digitaler Unterricht und der Gebrauch von Tablets und Smartphones im Unterricht sind hier fester Bestandteil des Unterrichtsalltags. Die Schule hat eine umfängliche WLAN Infrastruktur, Tablets, worauf auch Schulbücher in Form von interaktiven Lernbüchern genutzt werden, Whiteboards statt Tafeln und eine Lernplattform, auf welche die Schüler:innen jederzeit zugreifen können.

Digitalität an Schulen scheint sich also hauptsächlich auf digitalisiertes Lehren und Lernen zu beziehen. Es sollen technische Kompetenzen vermittelt und digitale Medien sowie technische Hilfsmittel im Unterricht verwendet werden. Dazu sind eine zeitgemäße, digitale Infrastruktur und Ausstattung sowie ein leistungsfähiger Breitbandanschluss für den digitalen Unterricht unverzichtbar. 

Welche Ressourcen können durch Digitalität gespart werden? 

Die Ressourcen, die am meisten in der Schule verbraucht werden, sind Energie, also Gas und Strom, Holz (Papier) und nicht zuletzt die Ressource Mensch. Im Durchschnitt verbraucht eine Schule in Deutschland 3,4 Millionen Blätter Papier pro Jahr. Zusätzlich fallen für die Schüler:innen Schulbücher und Hefte an, die im klassischen Unterricht ebenfalls aus Papier und Pappe hergestellt sind. Unter der Ressource Mensch versteht sich die Arbeitszeit und -komfort der Lehrkräfte.

Smarte Energie an Schulen – Zukunftsmusik

Große Gebäude sind sehr ressourcenintensiv – Allein in der EU sind Gebäude bereits für 40 Prozent des Energieverbrauchs sowie für 36 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Bildungseinrichtungen werden in Deutschland hauptsächlich vom Staat finanziert und haben dadurch meist ein enges Budget. Die Gebäude sind häufig älter und zusammengespart, um das Geld für die Lehre sowie zur Besserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zur Verfügung zu haben. Smart Buildings, also hochdigitalisierte Gebäude gibt es kaum unter deutschen Schulen. Sie erreichen Ressourcenschonung durch eigene Energieanlagen, zum Beispiel Photovoltaik, und intelligente Raumbeheizung sowie Beleuchtung. Dadurch wird nur geheizt und beleuchtet, wenn die Räume genutzt werden. Um jedoch dieses Konzept an deutschen Schulen flächendeckend einzusetzen, fehlt schlichtweg das Geld. Ein erster Schritt ist es, Strom und Gas von Herstellern zu beziehen, die erneuerbare Energiequellen nutzen. Die TU Dortmund hat Ende 2020 das Projekt “SENSOr - Smart Energy Smart Schools” ins Leben gerufen. Im Rahmen von Projektwochen werden digital gestützte Daten zum Energieverbrauch gesammelt und ausgewertet. Daraufhin werden mit den Schüler:innen Maßnahmen entwickelt, um Ressourcen zu sparen. Umfassende Veränderungen bzw. Erweiterung der Architektur oder Heiz- und Belüftungsanlagen sind jedoch im Rahmen des Projekts nicht möglich.

Papier vs. Tablet & Co.

Der Papierverbrauch wird durch einen digitalisierten Unterricht am meisten zurückgefahren. Ob Arbeitsblätter, Schulhefte und Schulbücher – alles ist aus Papier beziehungsweise Holz hergestellt. Holz ist eine nachwachsende Ressource, bei dem europäischen Verbrauch kommt jedoch kein Wald hinterher. ­­Daher greifen wir auf Holz aus anderen Ländern zurück und verbrauchen bei der Produktion wiederum andere Ressourcen. Tablets, welche wir hier hauptsächlich zum Vergleich heranziehen, bestehen aus wertvollen, teilweise endlichen Ressourcen wie zum Beispiel Lithium (Akku). Es gibt in der Forschung kein abschließendes Ergebnis, ob und wenn ja, wie viel mehr die Tabletbenutzung im Vergleich zu Papier an Ressourcen spart. Dies liegt daran dass unterschiedliche Tablets auch jeweils unterschiedlich viele Ressourcen gebrauchen und Produktionsfaktoren schwanken können. Nach einem Forschungsprojekt von Armin Mühlematter, in welchem drei Tablets von verschiedenen Herstellern betrachtet wurden, ist eins der drei Tablets ökologischer als Recyclingpapier. Es gibt Kritik, dass der Ressourcenverbrauch der Tablets zu niedrig angesetzt war und keines der drei umweltfreundlicher als Recyclingpapier ist. Der Autor verweist jedoch auf etwas Entscheidendes: das Nutzerverhalten. 

Durch das Wissen und die Umsetzungen eines energieeffizienten Umgangs mit mobilen Geräten kann bis zu 50 Prozent der gebrauchten Energie eingespart werden. Was muss man also beim Kauf und Benutzung von technischen Geräten beachten?

-   Leistung des Geräts an Anspruch anpassen: Mehr Leistung bedeutet einen höheren Energieverbrauch,

-   Stromeffiziente Produkte kaufen (geringer Stromverbrauch teilweise an Labeln erkennbar: Blauer Engel, EU-Energielabel),

-   Akku schonen: Das Gerät am besten zwischen 20 und 80 Prozent Akkustand halten, Ladevorgänge nicht unterbrechen, möglichst nicht über Nacht laden, Ladekabel des Herstellers nutzen, Gerät vor Temperaturextremen schützen,

-   Hersteller unterstützen, die auf Ressourcenverbrauch in der Produktion oder den Lieferketten und der eigenen Stromversorgung achten,

-   Günstig reparierbare Geräte kaufen.

Natürlich muss die Rechnung alle Jahre neu gemacht werden, da die Herstellung technischer Geräte ständig optimiert wird und, in Anbetracht des Trends zu mehr Nachhaltigkeit, Richtung Ressourcensparsamkeit strebt. Generell gilt, je länger das digitale Gerät in Betrieb ist, desto besser die Ressourcenbilanz. Auch wenn durch die im Hintergrund benötigte Infrastruktur aus Rechenzentren und Datenleistungen ständig Energie verbraucht wird, benötigt die Herstellung der meisten Geräte am meisten Ressourcen.

Entlastungspotential für Lehrkräfte – Wenn alle mitmachen

Nicht zuletzt wird durch einen digitalisierten Unterricht auch das Lehrpersonal unterstützt. Die digitalen Hilfsmittel sind, wenn alles richtig läuft, eine Entlastung – sowohl die Vorbereitungszeit, Anstrengung während der Arbeit als auch die totale Arbeitszeit betreffend. Durch die digitale Vernetzung können aufbereitete Lerninhalte einfach mit Kollegen ausgetauscht und auch auf frei verfügbare Lehrinhalte zurückgegriffen werden. Die Aufmerksamkeit der Schüler:innen wird von der Lehrkraft immer wieder auf die mediale Unterstützung gerichtet. Das kann psychischen Stress im Lehrerberuf mindern. Damit durch das Digitalwerden des Unterrichts auch tatsächlich Ressourcen gespart werden, ist es wichtig, dass einheitlich gehandelt wird. Wenn digitale und analoge Lehre nebeneinander laufen und Kollegen die Potenziale nicht ausnutzen, kann es zu einem insgesamt höheren Ressourcenverbrauch kommen.

Versucht eure Schule Ressourcen durch digitale Lösungen zu schonen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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