Schule durch Schüleraugen: Wie ein 13-Jähriger das System verbessern will

Auf dem Bild ist Jonathan Bork vor einem abstrakten Hintergrund zu sehen.

Jonathan Bork setzt sich für hybride Bildung ein. (Quelle: Privat)

Unsere Schulen platzen aus allen Nähten, Kinder wie Ida, Theo oder Linus erleben täglich Frust. Dabei gibt es eine Lösung. Der 13-jährige Jonathan Bork, der in Duisburg zur Schule geht und Physik studiert, hat ein Konzept dafür entwickelt, das es dank hybridem Lernen Kindern mit verschiedenen Lernständen, Mobbingopfern, Kindern mit Neurodivergenz, Kindern mit Behinderungen und anderen Herausforderungen ermöglicht inklusiv gemeinsam zu lernen.

Um den gesellschaftlichen Herausforderungen zukünftig Stand halten, brauchen wir Menschen, die kritisch, reflektiert und motiviert in die Zukunft schauen und bereit sind, sich auf diese Herausforderungen einzulassen. Dies gelingt am besten durch gute Bildung und ein gutes Bildungssystem. Leider sieht die Bildungsrealität für Kinder und Jugendliche derzeit anders aus.

Da sitzt beispielsweise Anton erst im Vortragsunterricht und füllt anschließend Arbeitsblätter aus. Wenn er mal schneller fertig ist, langweilt er sich. Er spricht dann mit Ida, die neben ihm sitzt und der auch langweilig ist. Weil Anton und Ida sich unterhalten, kann Theo sein Arbeitsblatt nicht mehr ausfüllen. Es ist ihm einfach zu laut. Theo hat Fragen, viele Fragen, er versteht nicht, was er machen soll. Durch den Lärm hindurch, versucht er seiner Lehrkraft Fragen zu stellen, diese ist aber damit beschäftigt, Linus etwas zu erklären und gleichzeitig Anton und Ida zu sagen, dass sie bitte ruhig sein sollen. Später wird das Arbeitsblatt besprochen. Ida, die in dem Fach auf 1 steht, langweilt sich bei der x-ten Frage von Theo. Sie hat schon keine Lust mehr, zuzuhören. Sie interessiert sich sehr für das aktuelle Thema, will recherchieren, Neues erfahren, aber: Sie darf nicht. Linus versteht derweil nur Bahnhof, aber weil niemand Zeit hat, ihm genau zu erklären, was er machen soll, schaltet auch er gedanklich ab. Eva ist alles einfach nur zu laut und wuselig, sie quält sich durch die Stunde bis es endlich zur Pause schellt.

Die Lösung: hybride Bildung

Diese und ähnliche Frustszenarien erleben tausende Kinder täglich in Deutschlands Schulen. Und mit ihnen erleben das die Lehrkräfte. Durch die nur so von Problemen durchseuchte Integration bzw. die fehlende Inklusion sowie die fehlende Chancengerechtigkeit und Digitalisierung gehen letztendlich alle kaputt, vor allem aber die Schülerinnen und Schüler. Wir pressen Schülerinnen und Schüler wie Puzzleteile in ein Puzzle an Schulsystem, wo einige gar nicht reinpassen. Doch das muss nicht sein und dafür gibt es keine Ausrede: Es gibt Lösungen und diese finden in Wissenschaft und Forschung bereits hohen Zuspruch. Eine Lösung ist: Hybride Bildung.

So würde hybride Bildung Ida und ihren Mitschülern helfen

Ida wäre plötzlich nicht mehr langweilig. Sie würde in den Fächern, in denen sie gut ist oder keine Hilfe benötigt, in Studyhalls lernen und recherchieren dürfen.  Ein funktionierendes Endgerät hinge nicht vom Geldbeutel der Eltern ab: In ihrer Schule ´ könnte man sich Endgeräte ausleihen, die dort ohnehin jahrelang verstaubt sind und die nun endlich durch den Digitalpakt 2.0 funktionieren würden. Ida könnte stundenweise überall lernen und forschen: Zuhause, auf dem Schulhof, in einem gemeinsamen Lernraum, im Flur, alleine, zu zweit, mit vielen. Sie dürfte über den Tellerrand hinaussehen, lernen richtige von falschen Infos im Internet zu unterscheiden und würde so auch später nicht mehr auf Fakenews reinfallen. Ihre Ergebnisse würde sie in Präsenzstunden der Klasse präsentieren und alle würden gemeinsam diskutieren. Vielleicht hätte sie Antworten auf Fragen, die auch andere haben, aber die man früher nicht stellen durfte? 

Linus hätte endlich mehr Zeit, sich mit seiner Lehrkraft auszutauschen. Die Klasse wäre leerer und sie hätte endlich Zeit für ihn. Die Fragen, die er stellen könnte, hätten auch andere und dadurch, dass es so viel ruhiger im Raum wäre, könnten sich auch alle besser konzentrieren. Eva könnte sich stundenweise zurückziehen, wenn ihr alles zu viel und zu laut wäre. Sie könnte sich darauf verlassen: Das Lernmaterial ist immer online zu finden, auch wenn sie mal krank wäre, müsste sie nicht die halbe Klasse anrufen, um eventuell einen Teil des Unterrichtsstoffes zu erhalten. Alle kämen zu jederzeit online an Unterrichtsmaterial und auch Ida würde ihre Recherchen gerne auf die Lernplattformen hochladen. Der Fundus an Wissen würde ganz automatisch immer größer werden. Es würden also insgesamt alle voneinander profitieren.

So funktioniert hybride Bildung

Wir brauchen echte Inklusion und nicht nur Integration, bei der aktuell alle Menschen in ein System gepresst werden, dass den Herausforderungen schon seit vielen Jahren nicht mehr Stand hält. Wir müssen die Digitalität endlich gewinnbringend, mit guten Konzepten effizient nutzen. Hierfür eignet sich hybride Bildung. So könnte man sie umsetzen: Familien und Schulen entscheiden in quartalsweisen Gesprächen gemeinsam, welche Stunden das Kind in Präsenz und welche in Studyhalls absolviert werden können. Studyhalls sind: Ausgewählte Räume, Zuhause, Schulhöfe, Aulen, also quasi jeder Ort, an dem man sich Wissen aneignen kann. In Teamanwesenheitsstunden werden Ergebnisse vorgetragen und reflektiert. Die Schulen stellen stets die Themen der jeweiligen Unterrichtsfächer online zur Verfügung. Wenn möglich, werden schulinterne Wissensforen digital zur Verfügung gestellt. Durch den Digitalpakt 2.0 werden bereits vorhandene digitale Endgeräte funktional eingerichtet und den Kindern und Jugendlichen gratis zur Verfügung gestellt, ebenso werden endlich alle Schulen internetfähig gemacht. 

Vorteile hybrider Bildung

Ob das so schnell und so einfach umsetzbar ist? Ja, das ist es und es ist sogar kostengünstig. Viele Bundesländer arbeiten inzwischen mit dieser Art der offenen Lernstruktur. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), aber auch andere Institutionen empfehlen hybride Bildung bereits, etliche Bundesländer gehen jetzt durch entsprechende Gesetzesänderungen die richtigen Schritte. Durch Unterstützung von Stiftungen und Verbänden wie der Bertelsmann-Stiftung, der Telekom-Stiftung, der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e. V. (DGhK), und der Unterstützung des Bildungssoziologen Aladin El-Mafaalani und dem OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher konnte ich das Konzept schon weit verbreiten und optimieren. Ich spreche in Landtagen und bei Kongressen und Festivals über hybride Bildung. Mobbingopfer, Kinder mit Neurodivergenz, Kinder mit Behinderungen können mit diesem Konzept inklusiv gemeinsam lernen. Kein Kind muss sich mehr langweilen, die intrinsische Motivation wird gestärkt, Kinder, die Hilfe brauchen, haben endlich mehr Möglichkeiten, diese bei den Lehrkräften in Anspruch zu nehmen. Kranke Kinder erhalten stets online einen Überblick über die Unterrichtsthemen. Lehrkräfte werden entlastet, weil Klassen stundenweise kleiner und ruhiger sind. Ich freue mich immer sehr über Unterstützung! Wenn Sie möchten, schaut mal auf meiner Homepage www.hybridebildung.de vorbei.                               

Kurzvita

Mein Name ist Jonathan Bork. Ich bin ein 13-jähriger Schüler, Autor und Speaker aus Duisburg, besuche dort die zehnte Klasse des Landfermann-Gymnasium und setze mich seit März 2023 für hybride Bildung ein. Außerdem studiere ich seit Oktober 2024 an der Uni Duisburg-Essen Physik.

Wir bedanken uns bei Jonathan Bork für seinen Beitrag und möchten hinzufügen, dass der Inhalt des Artikels nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wiedergibt.

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