München. Wir sind immer noch in einer Pandemie, obwohl die Maßnahmen kaum noch bemerkbar sind. Aus Sicht der Bildung hat sich der Alltag wieder eingestellt: Alle sind zurück in den Schulen. Alle, bis auf bis auf schwangere Lehrerinnen. Doch weshalb ist diese Gruppe noch immer nicht zurück an den Tafeln?
Seit gut zwei Jahren dürfen schwangere Lehrerinnen nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen. Laut RKI ist das Risiko einer Corona-Ansteckung für Schwangere zu hoch. Der Infektionsverlauf sei bei Schwangeren im Vergleich zu Nicht-Schwangeren schwerer, daher sollten diese besonders geschützt werden. Während die Kolleg:innenen und Schüler:innen zurück in die Schule kehrten, blieben schwangere Lehrerinnen ins Home Office verbannt. Klausuren korrigieren und Videokonferenzen abhalten, sind zwar auch so möglich, aber angesichts des Lehrermangels nicht ausreichend. Denn der Lehrermangel ist zu drastisch: Dieses Jahr fehlten 40.000 Lehrkräfte. Deutschlandweit sind 2.800 schwangere Lehrerinnen nicht im vollen Einsatz. Besonders stark betroffen sind Grundschulen. Daher wird seit Juni über ihre Rückkehr zwischen Kultusministerium und Lehrerverbänden diskutiert. Die BLLV- Präsidentin Simone Fleischmann ist der Meinung: “Es wäre fatal, wenn der Personalmangel höher wiegt als der Gesundheitsschutz“.
Inzwischen lasse das Infektionsgeschehen laut des Ministerrats entsprechende Lockerungen zu. Und auch die Stimmen der schwangeren Lehrerinnen wurden lauter, mit dem Wunsch, wieder in Präsenz unterrichten zu dürfen. Die Allgemeinverfügung ist seit Anfang Oktober aufgehoben. Schulleitungen und schwangere Lehrerinnen hatten gehofft, dass letztere am 4. Oktober wieder zurückkehren dürften. Jedoch erscheinen von Seite des Kultusministeriums 70 Seiten lange Unterlagen, die erklären, wie die Schulleitung die “Gefährdungsbeurteilung” durchführen solle. Die Verantwortung liegt wieder bei den Schulleitungen, die nun “anlassbezogene Gefährdungsbeurteilungen im Laufe der nächsten Zeit durchführen" können. Auch wird kritisiert, dass der akute Lehrermangel Druck auf die Schulleitungen und Lehrkräfte ausübe. Die freiwillige Entscheidung könnte durch diese Krise besonders schwer zu fällen sein.
Unterm Strich liegt die Entscheidung nunmehr tatsächlich bei den schwangeren Lehrkräften, womit sie wieder mehr Selbstbestimmung erhalten. Zudem könnten die wiederkehrenden Lehrkräfte Unterrichtsausfällen entgegenwirken. Dennoch ist die Kommunikationskultur der Kultusministerien gegenüber den Schulleitungen zu kritisieren. Die umfangreichen bürokratischen Auflagen entlasten die Situation keineswegs. Bis schwangere Lehrerinnen tatsächlich wieder unterrichten können, wird es wohl noch dauern.