Finanzielle Bildung ist nach wie vor an deutschen Schulen nicht genug in den Unterricht integriert (Quelle: Canva)
Erneut drängt Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) auf die Vermittlung von mehr finanzieller Bildung in Schulen. Im März dieses Jahres hatte sie mit dem Bundesfinanzminister und Parteikollegen Christian Lindner die Initiative Finanzielle Bildung vorgestellt. Um die Finanzkompetenz in Deutschland zu stärken, wurden Eckpunkte festgehalten, inwiefern das Bundesministerium für Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung dieses Vorhaben unterstützen wollen. Die drei Hauptziele sind hier das Erarbeiten einer Finanzbildungsstrategie und eine Finanzbildungsplattform zu schaffen. Außerdem soll die Forschung zu finanzieller Bildung gestärkt werden.
Im August dieses Jahres haben dann die Verantwortlichen die Arbeit an einer nationalen Finanzbildungsstrategie aufgenommen. Aus diesem Grund wurde gemeinsam mit der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, einen Fragebogen entwickelt, um einen Überblick über die bereits bestehenden Finanzbildungsangebote in Deutschland zu erhalten. Dieser konnte anschließend bis zum 8. September 2023 von Akteur:innen im Bereich der finanziellen Bildung ausgefüllt werden. Doch seitdem ist es wieder eher still um das Thema geworden. Vermutlich hat sich Bettina Stark-Watzinger deshalb an diesem Montag im Hessischen Rundfunk geäußert und die nach wie vor unzureichende Behandlung dieses Themas im Unterricht kritisiert. Schließlich stelle die Initiative finanzielle Bildung Unterrichtsmaterialien und weitere Möglichkeiten, um das Thema zu unterrichten. Des Weiteren gelte laut Stark-Watzinger weiterhin das Angebot an die Länder, bei der Umsetzung von finanzieller Bildung stärker zusammenzuarbeiten.
Das ist auch dringend notwendig, denn nach wie vor ist die finanzielle Bildung in Deutschland verbesserungswürdig. Das bestätigt auch die neueste Umfrage der Allianz SE in sieben Ländern. In dieser wurden in Deutschland und sechs weiteren Ländern mehr als 1000 Teilnehmer:innen zu ihrem Finanzwissen befragt. Insgesamt haben nur 16 Prozent der befragten Teilnehmenden in Deutschland mindestens sieben von neun verhältnismäßig einfachen Fragen um die Themen Zinsen, Inflation und Risiko richtig beantworten können und weisen damit ein hohes Finanzwissen auf. 28 Prozent schafften nur höchstens zwei richtige Fragen und zeigten damit eine geringe Finanzkompetenz. Doch Unwissen ist nicht nur in Deutschland vorhanden. Auch in Nachbarländern wie Frankreich, Italien oder Spanien liegen die Werte bei 26 Prozent oder niedriger. Es gibt hier also viel Verbesserungspotential. Allerdings liegt Deutschland mit einem Anteil von 28 Prozent auf dem vorletzten Platz vor den USA. Doch der Mangel an finanzieller Bildung wirkt sich auch auf andere Bereiche aus. Schließlich haben Wissende so ein wichtiges Vertrauen in eigene Entscheidungen. Und da die Ergebnisse der Umfrage der Allianz Gruppe darauf hinweisen, dass dieses Thema keineswegs ein Selbstläufer ist, der sich mit den Jahren und wachsender Erfahrung von selbst löst, ist es wichtig, diese Bildung (weiter) zu fördern.
Neben der persönlichen Entwicklung ist finanzielle Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Schließlich ist es mit mangelndem Wissen über Risiken oder Renditen sowie dem schleichenden Vermögensverlust durch Inflation kaum möglich, die breite Masse für eine vernünftige Altersvorsorge zu mobilisieren. Es ist also wichtig, dass Schüler:innen nicht nur mit Mathe-Formeln wie dem Satz des Pythagoras oder der Mitternachtsformel aus der Schule entlassen werden, sondern ein allgemeines Verständnis und grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Finanzen erlangen. Bei der konkreten Umsetzung lassen sich jedoch auch zwei Jahre nach dem Start der Ampelkoalition mit einem FDP-geführten Bildungsministerium wenig Fortschritte erkennen.