“Lehrer, die haben einen easy Job, halbtags arbeiten, lange Ferien, das ist beneidenswert.” Ungefähr so ist das Bild, das viele Menschen, die selbst keine LehrerInnen sind, vom Lehrerberuf haben. Die Realität sieht anders aus, tatsächlich sind viele LehrerInnen überlastet.
Erschöpfung und Burnout im Arbeitskontext sind mit ungünstigen Erlebens- und Verhaltensmustern assoziiert. Diese ungünstigen Muster zeigen sich bei LehrerInnen durch die spezifischen Anforderungen des Lehrerberufes besonders häufig. Häufiger als bei Berufen, die man normalerweise mit großer Belastung assoziiert, z.B. Pflegeberufe oder unter ExistenzgründerInnen. Dies konnte eine großangelegte Studie zeigen, welche die Belastungssituation im Lehrerberuf sowie die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen an ca. 20000 LehrerInnen, Lehramtsstudierenden und Referendaren untersuchte.
Diese Belastungen sorgen für hohe Raten frühzeitiger Pensionierungen und Dienstunfähigkeit unter LehrerInnen, als Folge von psychischen und psychosomatischen Problemen. Fast ironisch klingt dann die Tatsache, dass die Inanspruchnahme professioneller Unterstützung in Form von Psychotherapie eine Gefährdung der Verbeamtung zur Folge haben kann. Doch wodurch genau sind diese ungünstigen Muster geprägt, welche dazu führen, dass LehrerInnen belastet sind, und das in einem solchen Ausmaß? Und was kannst du tun, wenn du selbst überlastet bist?
Ob psychische Probleme entstehen, hängt vom individuellen Umgang mit beruflichen Herausforderungen ab. Hier kann zwischen zwei Erlebens- und Verhaltensmustern unterschieden werden, welche im Arbeitskontext ungünstig sind.
LehrerInnen mit diesem Muster zeichnen sich durch ihr äußerst hohes berufliches Engagement aus. Die Arbeit stellt einen sehr wichtigen Teil des eigenen Lebens dar. Verausgabungsbereitschaft und Anforderungen an die eigene Person sind hoch. Gleichzeitig bestehen Probleme, sich zu distanzieren, was mit einer inneren Unruhe und Angespanntheit in Verbindung steht.
Bei LehrerInnen mit diesem Muster ist das berufliche Engagement eher gering ausgeprägt, die Verausgabungsbereitschaft mäßig. Es besteht eine ausgeprägte Tendenz zur Resignation, da Probleme nicht offensiv bewältigt werden. Auch hier nehmen LehrerInnen eine innere Unruhe und Unausgeglichenheit wahr. Berufliches Erfolgserlebens bleibt aus, die allgemeine Lebenszufriedenheit ist gering.
Doch was macht den Lehrerberuf eigentlich so anstrengend? Es handelt sich um verschiedene Anforderungen, deren Kombination zur Überlastung führen, wenn LehrerInnen ungünstig mit diesen Anforderungen umgehen.
Sie müssen sozial sensitiv sein, aber auch robust. Empathisch und ein partnerschaftliches Verhältnis zu Schülern pflegend, aber auch durchsetzungsfähig sein. Sich auf einzelne Schüler fokussieren, aber auch immer die ganze Klasse im Blick haben. Hohes Fachwissen besitzen, aber auch eine hohe pädagogische Eignung. Beruflich stark engagiert sein, aber auch starke Wurzeln im Privatleben haben.
Doch wie äußert sich eigentlich der ungünstige Umgang mit beruflichen Belastungen, der dazu führt, dass sich LehrerInnen überlastet fühlen? Das kann sich in leicht depressiver Verstimmung, Grübeleien, Antriebsmangel, anhaltender negativer Stimmung oder hohem Stresserleben zeigen. Wenn LehrerInnen überlastet sind kann das aber auch in einem Burnout resultieren. Dann liegen folgende Symptome vor:
Menschen mit Burnout fühlen sich also ausgebrannt, ihre Leistungsfähigkeit fällt ab, bis hin zur Apathie. Außerdem können depressives und aggressives Verhalten sowie erhöhte Suchtgefährdung mit einem Burnout einhergehen.
Wenn LehrerInnen überlastet sind, und weiterhin den gleichen Umgang mit Belastungen zeigen, bleibt die Überlastung bestehen. Die hier beschriebene Studie fand über mehrere Messzeitpunkte statt – was sich zeigte war, dass ein Drittel der LehrerInnen, die zuerst einen gesunden Umgang hatten, später zu einem ungünstigen Umgang mit den Arbeitsbelastungen gefunden hatten. LehrerInnen die gleich einen ungünstigen Umgang zeigten kamen später nicht von alleine zu einem gesunden Umgang, sie blieben bei ihrem selbst-überforderndem Umgang oder rutschen in einen resignierten Umgang. Mit fortschreitendem Alter der untersuchten LehrerInnen zeigte sich außerdem eine progressive Verschlechterung.
Die gute Botschaft ist aber: Ein gesunder Umgang kann gefördert und erlernt werden. Er passiert aber nicht einfach so. Albert Einstein drückt es so aus:
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ohne aktives Zutun auch keine Verbesserung zu sehen war.
Schauen wir uns also zunächst an, wie ein gesunder Umgang mit beruflichen Überlastungen aussieht. Auch für LehrerInnen, die einen gesunden Umgang haben, nimmt die eigene Arbeit einen hohen Stellenwert ein, der berufliche Ehrgeiz ist ausgeprägt. Die Verausgabungsbereitschaft ist aber nur mäßig und hält sich ebenso wie das Perfektionsstreben im mittleren Bereich. Es besteht eine gute Distanzierungsfähigkeit und Probleme werden offensiv angegangen. Die Resignationstendenz ist gering. Gleichzeitig ist das allgemeine Wohlbefinden relativ hoch: Innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Erfolgserleben im Beruf, eine hohe Lebenszufriedenheit und das Erleben sozialer Unterstützung sorgen dafür.
Und dieses gesunde beschriebene Muster zeigt verschiedene Ansatzpunkte auf, um einen besseren Umgang mit Belastungen zu erlernen. So gilt es, effektiv zu planen und die eigene Zeit zu managen. Gleichermaßen sollten Probleme systematisch gelöst werden. Dazu ist erforderlich, herauszufinden, was Stress auslöst, unter welchen Bedingungen das der Fall ist, was die Konsequenzen sind, und wie besser damit umgegangen werden kann. So kann zum Beispiel gemeinsam mit einer Psychologin geschaut werden, was alles getan werden kann, um dem eigenen Ziel im Rahmen dieser Probleme näher zu kommen. Außerdem kann die eigene Distanzierungsfähigkeit trainiert werden, um einen besseren Umgang mit Belastungen und daraus resultierenden schwierigen Gedanken und Gefühlen zu finden. Teils kann auch die Verbesserung von Beziehungen im sozialen Umfeld angebracht sein um mehr Unterstützung aus ebenjenem zu erfahren.
Solltest du Hilfe dabei benötigen einen nützlicheren Umgang mit deinen Belastungen zu finden, kann ich dich als Psychologin gerne unterstützen und auf deinem Weg zu einer höheren Arbeits- und / oder Lebenszufriedenheit begleiten. Mein Beratungsangebot kann unkompliziert online und ohne in-Kenntnis-Setzen deines (künftigen) Arbeitgebers in Anspruch genommen werden. Du kannst dich hier über mein Angebot informieren, und mir hier gleich eine Nachricht schreiben.
Ein Gastbeitrag von Nina Uffelmann. Nina lebt mit ihrer Familie in Dänemark, ist Psychologin (M.Sc.) und bietet Psychologische Beratung Online an. Neben ihrem Abschluss als Psychologin ist sie in Methoden der Acceptance Commitment Therapie weitergebildet.