Die Petition zur Abschaffung unangekündigter Tests sorgt für Gesprächsstoff in Bayern (Quelle: Canva)
München. Eine Petition gegen unangekündigte Schultests in Bayern sorgt für Diskussionen. Die 17-jährige Schülerin Amelie N. aus München fordert mit ihrer Online-Petition die Abschaffung sogenannter “Exen” und unangekündigter Abfragen im Freistaat. Bisher haben mehr als 27.000 Menschen unterschrieben und damit das Ziel von 30.000 Unterschriften fast erreicht. Unterstützt wird sie dabei von Bildungsexpert:innen, Gewerkschaften und dem Forum Bildungspolitik in Bayern. Ziel der Petition ist es, unangekündigte Leistungsnachweise aus der bayerischen Schulordnung zu streichen und durch alternative Prüfungsformen zu ersetzen, um eine positive Lern- und Fehlerkultur für ein Lernen ohne Angst zu etablieren.
Unangekündigte Tests, sogenannte “Exen” oder Stegreifaufgaben, sind in Bayern fakultativ. Die Lehrkräfte entscheiden eigenverantwortlich, ob und wann sie durchgeführt werden. Amelie N. schildert jedoch, dass diese Praxis bei vielen Schüler:innen zu Unsicherheit und Stress führen. “Besonders das unangekündigte Abfragen vor der ganzen Klasse sorgt bei vielen für Stress und Panik”, sagt die Schülerin. Das führe dazu, dass oft nur das Kurzzeitgedächtnis trainiert werde, was den eigentlichen Lerneffekt hemme. Amelie berichtet, dass Fünftklässler:innen bereits auf dem Pausenhof darüber sprechen, ob sie an diesem Tag ausgefragt werden.
Die Petition findet breite Unterstützung aus der Bildungspolitik. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), fordert eine Neuausrichtung der Leistungsbewertung an den Schulen. “Es ist an der Zeit, dass wir über ein neues Leistungsverständnis in unseren Schulen sprechen”, so Fleischmann. Sie betont, dass Schule nicht nur Wissen, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen vermitteln müsse, die sich nicht durch Exen abfragen ließen.
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes, argumentiert, dass unangekündigte Tests die Schüler:innen auf unerwartete Herausforderungen im späteren Leben vorbereiten. “In einer Leistungsgesellschaft würden auch nach der Schule unangekündigt Situationen entstehen, in denen ich Leistung bringen muss”, betont er. Auch Ministerpräsident Markus Söder machte deutlich, dass er die Exen nicht abschaffen wolle: “Exen und Abfragen werden natürlich bleiben”.
Amelie N. plant, die Petition “in den nächsten Monaten” in den Bayerischen Landtag einzubringen, mit dem Ziel, das Schulgesetz zu ändern. Trotz der ablehnenden Haltung von Teilen der Politik bleibt Amelie optimistisch. “Es sollte nicht auf Freiwilligkeit beruhen, dass man diese Rituale durchführt. Es sollte eine bayernweit einheitliche Regelung geben”, betont sie. Ob die Exen in Bayern tatsächlich abgeschafft werden, bleibt abzuwarten. Fest steht aber, dass die Petition eine bundesweite Diskussion über Sinn und Zweck unangekündigter Tests angestoßen hat.