In dieser ersten Maiwoche ändern wieder viele Bundesländer ihre Corona-Auflagen an Schulen. Unser letztes Update zu den Corona-Regelungen an Schulen ist schon eine Weile her. Infektionsgeschehen und Regelungen haben sich seit dieser Zeit wieder geändert. Insbesondere bei den Tests gibt es Neuerungen. Grund genug für Lehrer News, über die aktuellen Änderungen zu berichten.
Die Grafik stellt den Zeitverlauf der Corona-Neuinfektionen seit Juni 2021 graphisch dar. Es ist unschwer zu erkennen, dass die Zahlen der Neuinfektionen seit Januar 2022, vor allem aufgrund der im Winter wütenden Omikron-Variante, zunächst sehr stark zugenommen haben. Langsam kann jedoch eine Abnahme der Neuinfektionen beobachtet werden. So liegt die aktuelle 7-Tage-Inzidenz vom zweiten Mai, basierend auf Daten des RKI, bei 639,5 Neuinfektionen, während sie Anfang April noch bei ungefähr 1.699,1 lag. Auch das Liniendiagramm oben weist auf eine Abnahme hin. Als Resultat dieser langsam sinkenden Corona-Zahlen haben viele Bundesländer nun beschlossen, ihre Abstands- und Hygieneregelungen zu ändern oder teilweise sogar gänzlich abzuschaffen.
Schleswig-Holstein, Sachsen und Rheinland-Pfalz haben die Testpflicht an Schulen bereits seit Längerem abgeschafft. Diese erste Maiwoche folgen viele Bundesländer diesem Vorbild. In bayerischen Kitas und Schulen laufen diese Woche die Corona-Tests aus. Auch Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Niedersachsen haben sich diesem Beschluss angeschlossen. Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne möchte damit wieder ein Gefühl der Normalität einhergehen lassen und erklärt, dass Kinder und Jugendliche “mit erheblichen Einschränkungen wie Schulschließungen, Wechselunterricht, Maskentragen und Testpflicht” bereits mehr dazu beigetragen haben, andere zu schützen, als viele andere. Gesundheitsminister Holetschek steht dieser Entscheidung ebenfalls positiv gegenüber und betont, dass das Virus durch die bisherigen allgemeinen Tests, Abstands- und Hygieneregeln gut ausgebremst werden konnte. Dennoch warnt der CSU-Politiker: “Vorbei ist die Pandemie trotz der sinkenden Inzidenzwerte noch nicht. Wir müssen uns auf den Fall vorbereiten, dass die Infektionen im Herbst wieder ansteigen und präventive Testungen an Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen erneut notwendig werden.“
Thüringen sieht ein Ende der Testpflicht voraussichtlich am sechsten Mai, außerdem kann die Isolation für Infizierte bereits nach fünf Tagen beendet werden und es entfällt die Quarantäne-Pflicht für Kontaktpersonen. In Hamburg hingegen wurde zwar die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben, jedoch bleiben Tests zweimal die Woche bestehen. Auch in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und im Saarland bleibt die Testpflicht an Schulen bis auf Weiteres dreimal die Woche bestehen. In Baden-Württemberg ist, wie in zahlreichen anderen Bundesländern, bereits vor ungefähr einem Monat die Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft worden, weitere aktuelle Änderungen gibt es bis jetzt jedoch noch nicht.
Obwohl viele Politiker diesen Änderungen der Corona-Maßnahmen positiv entgegenblicken, gibt es Kritik seitens Bildungsgewerkschaften und dem Deutschen Lehrerverband. Lehrverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger kritisiert den Gesundheitsschutz an deutschen Schulen. Er weist auf die Sorge von Familien mit Risikopatienten und vorerkrankten Familienmitgliedern im Haushalt hin, die nun durch die Abschaffung der Testpflicht einem höheren Risiko einer Infektion ausgesetzt sind. Außerdem befürchtet er, dass viele Abschlussschüler aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos Abiturprüfungen versäumen und nachschreiben müssen. Andreas Keller, stellvertretende Vorsitzende der GEW, schätzt die Abschaffung der Testpflicht als “fahrlässig” ein, vor allem nach der Abschaffung der Maskenpflicht. „Diese ist die letzte wirksame Präventionsmaßnahme, die einen Beitrag leistet, die Gesundheit der Beschäftigten, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zu schützen. Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei“, sagte Keller. „Alle Schutzmaßnahmen zu beenden, ist ein Spiel mit dem Feuer, das den Schulen mit der nächsten Welle auf die Füße fallen kann“, so Keller.
Das Testen an Schulen ist jedoch weiterhin freiwillig möglich und wird anlassbezogen unter anderem vom Immunologen Watzl, Leiter des Bereiches Immunologie am Leibniz-Institut Dortmund, empfohlen. Bei Corona-Symptomen oder vor einer Klassenfahrt wäre das Testen weiterhin angemessen. Außerdem erklärt er, dass das grundsätzliche Ziel das Verhindern einer Erkrankung und nicht der Infektion sei – und dass dies am Besten mit einer Impfung erreicht werde. Letztlich rechnet Watzl mit einer höheren Klinikbelastung im Herbst aufgrund von neuer Virusvarianten. Stimmt ihr der Rücknahme dieser Corona-Regelungen zu, oder habt ihr angesichts des aktuellen Verlaufs der Pandemie eure Bedenken? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.