Bildung in der Krise: Projekte, die Perspektiven schaffen

Stefan Maier und Zain Alabidin Al-Khatir von Hoffnungsmacher e.V.

Gemeinsam mit Hoffnungsmacher e.V. setzen Stefan Maier (links) und Zain Alabidin Al-Khatir (rechts) ein Zeichen für Bildung in Darfur (Quelle: Die Hoffnungsmacher)

Jedes fünfte Kind weltweit, insgesamt rund 400 Millionen, wächst in einem Land auf, das von Krieg, Konflikten und Krisen geprägt ist. Der Zugang zu Bildung bleibt ihnen dadurch häufig verwehrt. Besonders betroffen sind Kinder aus Regionen wie Gaza, dem Sudan, der Demokratische Republik Kongo, Afghanistan und Myanmar. 

Nach Schätzungen der UNESCO haben mehr als 250 Millionen Kinder keinen Zugang zu Primar- und Sekundarschulen. Mit weitreichenden Folgen: Fehlender Zugang zu Bildung zementiert Abhängigkeiten, verhindert Berufschancen und wird von Machthabern wie beispielsweise den Taliban strategisch genutzt, um gesellschaftliche Kontrolle weiter auszubauen und Chancengleichheit gezielt zu unterdrücken (Lehrer News berichtete).

Doch es gibt Wege, Hoffnung zu schaffen: Zahlreiche Organisationen setzen sich mit innovativen und wirkungsvollen Projekten dafür ein, diesen Kindern Perspektiven zu eröffnen und ihnen unter schwierigsten Bedingungen Bildung und Schutz zu ermöglichen.

Die Hoffnungsmacher e.V.: Schulbau im Sudan

In vielen Ländern des globalen Südens sind die Lebensbedingungen durch Hunger, Krieg und Umweltkatastrophen so prekär, dass das Bleiben nicht möglich ist. Der gemeinnützige Verein “Die Hoffnung Macher e.V.” setzt genau hier an, mit dem Ziel, die Situation vor Ort durch Bildung zu verbessern. Mit dem Grundsatz, dass Bildung Chancen eröffnet und die Selbstständigkeit stärkt, bauen und betreiben sie gemeinsam mit lokalen Partnern Schulen, stellen Lernmaterialien zur Verfügung, kümmern sich um die Gesundheitsvorsorge der Kinder und fördern die Weiterbildung der Lehrkräfte. 

Im Januar 2023 wurde ein besonderes Projekt gestartet: Der Bau einer Schule im sudanesischen Darfur. Initiiert von Stefan Maier, einem ehemaligen ARD-Reporter mit langjähriger Erfahrung in der Berichterstattung aus Krisengebieten, und Zain Alabidin Al-Khatir, einem aus Darfur stammenden Geflüchteten und mittlerweile deutscher Staatsbürger. Nach intensiver Planung reiste das Team im März 2023 nach Darfur, wo sie gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft den Schulbau begannen. Trotz der erneuten Eskalation eines Konflikts im Land wenige Wochen später, durch den Millionen Menschen fliehen mussten, führten die Bewohner:innen von Karakoulle den Bau mit großem Einsatz zu Ende.

Inzwischen ist die Schule fertiggestellt und das Projekt wurde zur Grundlage für weitere Pläne, Menschen im globalen Süden durch die Entwicklung bedarfsgerechter Bildungsangebote neue Chancen zu eröffnen. Hoffnungsmacher e.V. zeigt eindrucksvoll, dass Bildung Veränderung ermöglicht.

UNICEF: “Living Schools”

UNICEF setzt sich mit weltweiten Projekten dafür ein, benachteiligten Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. In Bildungsprojekten werden Schulen mit Lernmaterialien ausgestattet, Schulräume verbessert und Kinder in Konfliktregionen wie Kamerun, Afghanistan oder Bangladesch mit Schulzelten und Hilfsgütern unterstützt. Ziel ist es, Schulbildung als Schlüssel zur Überwindung von Armut zu fördern und Mädchen und Jungen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.

Ein Beispiel dafür sind die Living Schools in Malawi. Diese verbinden Bildung mit Klimaschutz und nachhaltigem Handeln. In einem der ärmsten Länder der Welt, das stark vom Klimawandel betroffen ist, fördern die Schulen den Anbau von Lebensmitteln in Schulgärten, stellen sauberes Wasser und sanitäre Anlagen bereit, nutzen Solarenergie und schulen Kinder sowie Gemeinden in Hygiene- und Klimaschutzmaßnahmen. Da der Klimawandel auch die Ernährungssituation in Malawi bedroht, soll so die Ernährungssicherheit erhöht werden. Zudem soll das Umweltbewusstsein gefördert werden, um ein gesundes Schulumfeld zu schaffen.

Save the children: Verbesserter Zugang zu Bildung für marginalisierte Mädchen

Save the Children ist eine weltweit tätige Kinderrechtsorganisation, die sich mit Bildungs-, Gesundheits- und Schutzprojekten für eine bessere Zukunft von Kindern in Not engagiert. Eines dieser Projekte setzt sich in Afghanistan für benachteiligte Mädchen und Jungen ein, indem trotz der anhaltenden Krisen und Herausforderungen im Land Zugang zu Bildung ermöglicht wird.

Afghanistan befindet sich in einer anhaltenden Krise, die durch COVID-19, anhaltende Konflikte und ein geschwächtes Bildungssystem verschärft wird. Insbesondere in von Gewalt betroffenen Regionen wie Kunduz leiden Schulen unter Schließungen und gekürzten Lehrplänen. Seit der Machtübernahme der Taliban im Mai 2021 hat sich die Situation weiter verschlechtert: Lehrergehälter bleiben oft unbezahlt und in 28 von 34 Provinzen wird Mädchen der Zugang zu weiterführender Bildung verwehrt. Armut, Ernährungsunsicherheit und fehlende psychosoziale Unterstützung belasten gerade Kinder und Menschen in ländlichen Gebieten zusätzlich.

Das vom BMZ geförderte Projekt setzt sich für qualitativ hochwertige und inklusive Bildung in den Provinzen Kandahar, Faryab und Kabul ein. Es schafft barrierefreie Lernräume, verbessert die Ausstattung der Schulen und fördert lebenspraktische Fähigkeiten für Mädchen und Jungen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bildung von Mädchen, vorwiegend mit Behinderungen, durch Sensibilisierung der Gemeinden und Schulungen. Ziel ist es, die lokalen sozialen Strukturen zu stärken und die Verantwortung schrittweise an die Partner vor Ort zu übertragen, um nachhaltige Fortschritte im Bildungsbereich zu sichern.

War Child: Bildung per Tablet

Das Projekt War Child unterstützt Kinder in den besetzten palästinensischen Gebieten durch Schutzmaßnahmen, psychosoziale Betreuung und den Zugang zu Bildung. Die Projekte konzentrieren sich auf sichere Lernumgebungen, psychische Gesundheit, Kinderschutz sowie den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt, insbesondere für Mädchen. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und Gemeinden werden langfristige Verbesserungen und die Förderung von Resilienz angestrebt.

Die Organisation unterstützt auch Kinder in der Ukraine und Nachbarländern mit innovativen humanitären Programmen wie Notfallunterricht, psychosoziale Unterstützung und Kinderschutz. Projekte wie das EdTech-Programm “Can’t Wait to Learn” und das TeamUp-Programm helfen Kindern, trotz extremer Bedingungen zu lernen und mit den Auswirkungen von Krieg und Flucht umzugehen. 

Can’t Wait To Learn ist ein E-Learning-Programm, mit Lernspielen, die über eine App auf dem Smartphone oder Tablet gespielt werden können. Zur Umsetzung des Programms werden Tablets, entsprechende Software und Solarmodule eingesetzt, um auch Kindern in ressourcenarmen Regionen den Zugang zu ermöglichen. Das Programm bietet Unterrichtsinhalte, Übungen und ein Lernmanagementsystem, um das Bildungssystem in Konfliktgebieten zu ergänzen und das Recht der Kinder auf Bildung vorübergehend zu sichern. Darüber hinaus arbeitet War Child eng mit lokalen Partnern zusammen, um deren Kapazitäten zu stärken und globale politische Veränderungen zum Schutz gefährdeter Kinder voranzutreiben.

Bildung ist mehr als ein Recht – sie ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Die beschriebenen Projekte zeigen, dass Hoffnung, Engagement und innovative Ansätze wichtig sind, um Kindern in Kriegs- und Krisengebieten weiterhin Perspektiven zu geben. 

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