Abbruchquoten im Lehramtsstudium: Wie Bundesländer bei der Lehrkräfteausbildung abschneiden (Quelle: Canva)
Berlin. 41 Prozent der angehenden Lehrkräfte brechen ihr Studium vorzeitig ab. Zu diesen Ergebnissen kommt der Stifterverband in seiner Analyse “Lehrkräfte-Trichter-Länderausgabe”. Dieser alarmierende Wert verdeutlicht eine zentrale Herausforderung im Bildungssektor, die durch den ohnehin bestehenden Lehrkräftemangel verstärkt wird. Prognosen zufolge könnten in den kommenden zehn Jahren zwischen 68.000 und 81.000 Lehrkräfte fehlen.
Trotz der anhaltenden Attraktivität des Lehramtsstudiums – etwa jede zwölfte Person, die ein Studium beginnt, entscheiden sich dafür – brechen immer noch zu viele angehende Lehrkräfte ihre Ausbildung vor dem Berufseinstieg ab. Zwischen 2019 und 2023 begannen jährlich im Durchschnitt etwa 47.400 Personen ein Lehramtsstudium, während im gleichen Zeitraum rund 27.800 Studierende ihren Abschluss erreichten. Ein erheblicher Teil der angehenden Lehrkräfte bricht das Studium also vorzeitig ab, insbesondere in den ersten Semestern.
Die Abbruchquote wurde auch für die zweite Phase der Lehrkräfteausbildung, das Referendariat, erfasst. Hier wurden auch Quereinsteiger:innen berücksichtigt, die zu Beginn dieser Phase die Möglichkeit haben einzusteigen. Die Abbruchquote liegt bei fünf Prozent und entspricht damit ungefähr dem Anteil der Quereinsteiger:innen. Allerdings fehlen konkrete Daten darüber, ob die Abgänge überwiegend auf Quereinsteigende oder auf Absolvent:innen des Lehramtsstudiums zurückzuführen sind.
Die vom Stifterverband zur Verfügung gestellten Daten ermöglichen einen Vergleich zwischen den Bundesländern, um Herausforderungen in den einzelnen Phasen der Lehrkräfteausbildung zu erkennen.
Besonders alarmierend ist die Situation in Berlin: Hier brechen zwei von drei Studierenden ihr Lehramtsstudium vorzeitig ab, was einer Schwundquote von 64 Prozent entspricht und bundesweit den Höchstwert darstellt. Generell ist der Schwund im Lehramtsstudium in Ostdeutschland höher, zeigt sich aber auch in einigen westlichen Bundesländern wie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen deutlich.
Auch Bayern, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen liegen über dem bundesweiten Durchschnitt und weisen hohe Zahlen auf.
Die hohen Abbruchquoten zu Beginn des Lehramtsstudiums lassen sich unter anderem darauf zurückführen, dass die Studierenden in dieser Phase häufig noch unsicher in ihrer Fächer- und Berufswahl sind. Umso bedenklicher ist es, dass in sieben Bundesländern auch in späteren Studienphasen mindestens 20 Prozent der angehenden Lehrkräfte ihr Studium abbrechen. Besonders drastisch ist dies in Sachsen-Anhalt, wo sogar ein Drittel der Studierenden in der zweiten Hälfte des Studiums aufgibt.
Neben den Studienabbrüchen, die den größten Anteil am Schwund ausmachen, dürfte auch der Wechsel in ein anderes Bundesland eine bedeutende Rolle spielen. Gerade in der zweiten Studienhälfte gewinnt die Mobilität der Studierenden zwischen den Bundesländern zunehmend an Bedeutung. Zwar fehlen genaue Daten zur Häufigkeit von Studienortwechseln, doch Veränderungen in den Zu- und Abgangszahlen, insbesondere zwischen benachbarten Regionen, lassen auf eine solche Mobilität schließen. Vermutlich durch den Zustrom aus anderen Bundesländern verzeichnen das Saarland, Baden-Württemberg und Brandenburg eine höhere Zahl an Absolvent:innen, als zur Mitte des Studiums registriert waren.
Die Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität im Stifterverband, Bettina Jorzik, weist darauf hin, dass Hochschulen jetzt verstärkt darauf hinarbeiten müssen, dass Studierende das Studium erfolgreich absolvieren. “Das kann funktionieren, indem die Ausbildungsqualität und der Theorie-Praxis-Bezug gestärkt werden. Durch eine attraktivere Lehramtsbildung mehr Menschen für den Beruf zu begeistern, benötigt allerdings Zeit und hilft nicht, den aktuellen Lehrkräftemangel zu beseitigen”, so Jorzik.