Schulleitungen kritisieren hohe Belastung trotz kleiner Fortschritte (Quelle: Canva)
Düsseldorf. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellte auf dem Deutschen Schulleitungskongress vergangene Woche die von Forsa durchgeführte deutschlandweite Umfrage vor, welche die Sicht der Schulen aus der Perspektive der 1.311 teilnehmenden Schulleitungen analysiert. Dabei wurde ermittelt, dass die Zufriedenheit der Schulleitungen in 2024, trotz andauernder struktureller Probleme in den Schulen, gestiegen ist und somit das Corona Motivationstief überwunden hat.
Ein Grund für den gestiegenen Optimismus ist die leichte Verbesserung der Situation beim Lehrkräftemangel. 47 Prozent der Schulleitungen berichten, keine offenen Stellen zu haben, was eine Steigerung um 11 Prozentpunkte gegenüber 2022 (36 Prozent) darstellt. Auch die Zahl der Schulen mit drei oder mehr offenen Stellen ging von 22 Prozent (2022) auf 15 Prozent (2024) zurück. Gleichzeitig ist der Anteil der Schulleitungen, die sich stark vom Lehrkräftemangel betroffen fühlen, von 43 Prozent (2022) auf 31 Prozent zurückgegangen. Dennoch haben nur zwei Prozent den Eindruck, in der Zukunft nicht mehr vom Lehrkräftemangel betroffen zu sein.
Der Personalmangel im Schulwesen ist jedoch nicht nachhaltig gelöst, sondern es wird versucht, diesem mit einer Scheinlösung entgegenzuwirken. Denn die offenen Stellen werden immer häufiger von Personen ohne originäre Lehrkräfteausbildung, wie Seiteneinsteiger:innen und Lehramtsstudierenden gefüllt. Ihr Anteil in den Schulen verdoppelte sich von 37 Prozent (2022) auf 68 Prozent (2024). Inwiefern dies die Unterrichtsqualität beeinflusst, ist noch nicht bekannt, weshalb auch noch nicht beurteilt werden kann, ob dies eine langfristige Lösung für den Lehrkräftemangel ist.
Trotz der kleinen Fortschritte würden 50 Prozent der Schulleitungen ihren Beruf nicht weiterempfehlen, denn viele grundlegende Probleme für Schulleitungen bestehen trotzdem weiter. Viele Schulleitungen berichten von hoher Belastung durch steigende Verwaltungsarbeit (95 Prozent), steigendes Aufgabenspektrum (94 Prozent), die Forderung, dass Schulen alle Probleme lösen sollen (92 Prozent) und die realitätsferne Schulpolitik (92 Prozent). Zudem fehlt nach dem Auslaufen des Digitalpaktes eine Anschlussfinanzierung und somit stockt die Finanzierung von Unterrichtsräumen und digitaler Ausstattung. Dabei geben 10 Prozent der Schulleitungen an, dass sie keinen einzigen Klassensatz an digitalen Endgeräten zur Verfügung stehen haben. Hinzu kommt die Stagnierung vom Ausbau der Ganztagsbetreuung, bei der ein Drittel der Grundschulleitungen angeben, dass kein dem Rechtsanspruch entsprechendes Angebot ab dem Schuljahr 2026/27 sichergestellt ist.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende und Kongressverantwortliche des VBE, Tomi Neckov, betonte bei der Präsentation der Ergebnisse, dass die Motivation der Schulleitungen wieder steigt, dennoch würde die Hälfte der Schulleitungen ihren Beruf nicht weiterempfehlen und dies muss ein Alarmzeichen für die Politik sein. Somit zeigt die Umfrage, dass trotz kleinerer Fortschritte ein erheblicher Reformbedarf besteht, um die langfristigen strukturellen Probleme im Bildungssystem zu lösen. Dazu muss eine umfassende Strategie entwickelt werden, um dauerhafte negative Folgen für die Bildungsqualität und die Zufriedenheit der Schulleitungen zu verhindern.