Hannover. Am vergangenen Sonntag haben in Niedersachsen die Landtagswahlen stattgefunden. Die Abstiegsängste in Zeiten von Inflation und Wirtschaftskrise haben die Wahlentscheidung vieler Menschen geprägt.
Die SPD konnte mit 33,4 Prozent ihre relative Mehrheit verteidigen. Neben der CDU mit 28,1 Prozent und den Grünen mit 14,5 Prozent, erreichte auch die AfD mit 10,9 Prozent ein zweistelliges Ergebnis. Letztere hat ihr Ergebnis bei dieser Wahl im Vergleich zum Jahr nahezu verdoppelt. Die FDP und die Linke haben 4,7 Prozent und 2,7 Prozent erhalten.
Betrachtet man, woher die Stimmen für die jeweiligen Parteien kommen, ist ein deutlicher Generationenbruch zu erkennen. SPD und CDU sind bei den älteren Wähler:innen sehr beliebt. Bei den Wähler:innen über 70 bekam die SPD die Hälfte aller Stimmen. Bei den jungen Wähler:innen sieht das ganz anders aus. Aus der Altersgruppe der 18-bis 24-Jährigen bekamen die SPD und die CDU lediglich 19 Prozent, beziehungsweise 16 Prozent. Am häufigsten gewählt wurden von dieser jüngsten Wählergruppe die Grünen mit 21 Prozent. Die AfD wurde bei den Jüngsten mit 12 Prozent deutlich öfter gewählt, als dies bei den ab 70-Jährigen mit 5 Prozent der Fall ist.
Aber nicht nur das Alter spielt eine wichtige Rolle, wenn man verstehen möchte, welche Bevölkerungsgruppe welche Partei gewählt hat, sondern auch der Bildungsgrad. Die Wähler:innen mit einem hohen Bildungsgrad haben mit Abstand am häufigsten die SPD, die CDU und die Grünen, mit 28 Prozent und zweimal 24 Prozent, gewählt. Bei den Wähler:innen mit einfacher Bildung haben die SPD, die CDU und die AfD, mit jeweils 43 Prozent, 32 Prozent und elf Prozent das beste Ergebnis eingefahren. Der größte Unterschied liegt bei den Prozentsätzen der Grünen. Sie haben von den höher gebildeten Wähler:innen mit 24 Prozent fast fünfmal so viele Stimmen bekommen wie von den einfach Gebildeten mit fünf Prozent.
Ein wichtiger Punkt war in den Wahlprogrammen das Thema Bildung. So fordern die Grünen unter anderem, dass das Prinzip des Sitzenbleibens geändert werden soll, die Schulen sollen saniert werden und ein stärkerer Fokus auf Medienkompetenz, Datenschutz und Netzsicherheit gelegt werden. In dem Wahlprogramm der AfD hingegen ist zum Thema Bildung nicht viel zu finden, sie setzten sich lediglich für ein Kopftuchverbot in Schulen ein, kritisieren das in den Schulen momentan politische Indoktrination stattfinde und setzten sich für die Wiedereinführung des dreigliedrigen Schulsystems ein. Die derzeit in Niedersachsen stattfindende Inklusion an Schulen hält die AfD für einen Irrweg. Weitere bildungspolitische Punkte aus den Wahlprogrammen der Parteien findet ihr hier.
Der Punkt, der den meisten Wähler:innen am wichtigsten war, ist die Ökonomie. Der Großteil der Wähler:innen, 73 Prozent, gaben an, dass sie sich Sorgen machen, dass ihr Einkommen und Wohlstand spürbar sinken wird und dass eine große Wirtschaftskrise bevorsteht. Ein Grund dafür, dass die SPD so gut abgeschnitten hat, ist vermutlich die Personalie Stephan Weil. 63 Prozent der befragten Wähler:innen sind mit seiner Arbeit zufrieden und sehen in ihm einen guten Ministerpräsidenten.
Dass es erneut eine rot-grüne Koalition in Niedersachsen geben soll, stand schnell fest, überwiegen doch die Gemeinsamkeiten der beiden Parteien. Am 13. Oktober sollen erste Gespräche beginnen.