Mehr digitale Kompetenz, weniger psychische Belastung: Die Vision der Bundesschülerkonferenz

Ein Schüler sitzt im Dunkeln vor einem Laptop.

Digitalisierung endet nicht mit der Anschaffung von Tablets und Smartboards. (Quelle: Canva)

Bildung zwischen Tradition und Fortschritt: Herausforderungen und Perspektiven

Unser Bildungssystem steht an einem Wendepunkt: Einerseits eröffnen die Fortschritte der Digitalisierung innovative Möglichkeiten, andererseits stellen die psychischen und sozialen Belastungen der Schüler*innen Schulen und Politik vor immense Herausforderungen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Bildung mehr ist als Technik und Noten. Sie soll junge Menschen auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Leben vorbereiten - ein Ziel, welches durch die richtigen Maßnahmen erreichbar ist.

Bildung zwischen Tradition und Fortschritt: Herausforderungen und Perspektiven

Unser Bildungssystem steht an einem Wendepunkt: Einerseits eröffnen die Fortschritte der Digitalisierung innovative Möglichkeiten, andererseits stellen die psychischen und sozialen Belastungen der Schüler*innen Schulen und Politik vor immense Herausforderungen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Bildung mehr ist als Technik und Noten. Sie soll junge Menschen auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Leben vorbereiten - ein Ziel, welches durch die richtigen Maßnahmen erreichbar ist.

Digitalisierung: Fortschritt mit angezogener Handbremse

Der Digitalpakt Schule sollte den Grundstein für eine digitale Zukunft legen. Doch in der Praxis blieb er weit hinter den Erwartungen zurück. Mit dem Digitalpakt 2.0 bot sich die Chance, frühere Fehler zu korrigieren. Allerdings reicht ein Gesamtvolumen von fünf Milliarden Euro nicht aus, um alle Schulen nachhaltig zu digitalisieren. Besonders in strukturschwachen Regionen bleiben weiterhin erhebliche Defizite vorhanden. Die Bundesschülerkonferenz (BSK) fordert daher eine schnellere, unbürokratische und zielgerichtete Bereitstellung der Mittel.

Zudem wird die fehlende Verpflichtung zu Fortbildungen für Lehrkräfte als weiteres Hindernis kritisiert. Denn Digitalisierung endet nicht mit der Anschaffung von Tablets und Smartboards. Ohne die notwendigen Kompetenzen bleiben diese Geräte im Unterricht oft ungenutzt. Verpflichtende Schulungen für Lehrkräfte sind entscheidend, um digitale Medien nachhaltig zu integrieren und den Schüler*innen die digitalen Fähigkeiten zu übermitteln, die sie in einer zunehmend virtuellen Welt dringend benötigen.

Darüber hinaus müssen Schulen bei der Entwicklung individueller Medienkonzepte unterstützt werden, die ihre spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse berücksichtigen. Dies würde nicht nur die technische Ausstattung verbessern, sondern ebenfalls die Medienkompetenz von Lehrkräften und Schüler*innen fördern und gleichzeitig aktuellen Herausforderungen wie Cybermobbing und Fake News entgegenwirken.

Mentale Gesundheit: Der Mensch im Mittelpunkt

Neben der Digitalisierung rücken die psychischen Belastungen von Schüler*innen zunehmend in den Fokus. Das aktuelle Bosch-Schulbarometer verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf: Viele Jugendliche kämpfen mit Stress, Überforderung und den Nachwirkungen der Pandemie. Die Bundesschülerkonferenz (BSK) fordert daher umfassende Maßnahmen zur Stressprävention und den Ausbau der Schulpsychologie.

Ein wichtiger Ansatz ist die Anpassung der Leistungsbewertung: Noten allein können den individuellen Lernfortschritt oft nicht ausreichend widerspiegeln. Ergänzungen wie verbales Feedback oder Wortzeugnisse wären ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus ist der Ausbau der Schulsozialarbeit sowie die Schaffung multiprofessioneller Teams essenziell, um Schüler*innen nachhaltig zu unterstützen und ihre mentale Gesundheit zu stärken.

Bildungsgerechtigkeit: Die Basis für eine chancengleiche Zukunft

Die BSK setzt sich dafür ein, Bildungsgerechtigkeit als Fundament für eine chancengleiche Zukunft zu stärken. Noch immer werden die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen stark durch den sozialen und ökonomischen Hintergrund ihrer Familien bestimmt. Um dies zu ändern, braucht es gezielte Förderprogramme, die sozial benachteiligte Schüler*innen aktiv unterstützen.

Nicht nur die Bereitstellung kostenloser Lehrmaterialien, sondern auch eine verbesserte finanzielle Förderung von Schulen in strukturschwachen Regionen sind dazu notwendig. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Inklusion. Bildungsangebote müssen für alle zugänglich sein, unabhängig von physischen oder sozialen Einschränkungen. Barrierefreie Schulgebäude und ein inklusiver Unterricht sind unverzichtbar, um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu schaffen.

Schule als sozialer Lebensraum

Schule ist weit mehr als ein Ort der Wissensvermittlung. Sie ist ein sozialer Raum, in dem junge Menschen notwendige Kompetenzen für ihr Leben entwickeln. Projekte, wie Schulparlamente, Planspiele oder Kulturprojekte ermöglichen es Schüler*innen, Demokratie zu erleben und Verantwortung zu übernehmen. Die BSK fordert deshalb, solche Angebote flächendeckend zu fördern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Ernährung an Schulen. Gesunde, ausgewogene Mahlzeiten können nicht nur die Konzentrationsfähigkeit der Schüler*innen verbessern, sondern fördern langfristig auch einen gesunden Lebensstil. Ein flächendeckendes Angebot an kostenfreien oder kostengünstigen Schulmahlzeiten wäre ein bedeutender Schritt in diese Richtung.

Fazit: Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft und darf nicht von sozialen oder regionalen Gegebenheiten abhängen. Die Herausforderungen, vor denen unser Bildungssystem steht, sind groß - von der Digitalisierung über die mentale Gesundheit bis hin zur Bildungsgerechtigkeit. Doch diese Herausforderungen bieten auch enorme Chancen, die es zu nutzen gilt.

Es liegt uns allen, diese Chancen zu ergreifen und Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Denn nur durch Investitionen in Bildung investieren wir in die Zukunft unserer Gesellschaft.

Kurzvita

Tilda Skerra ist Mitglied im Bundessekretariat der Bundesschülerkonferenz. Diese ist die ständige Konferenz der Landesschülervertretungen der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (BSK).

Wir bedanken uns bei der Bundesschülerkonferenz für ihren Beitrag und möchten hinzufügen, dass der Inhalt des Artikels nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wiedergibt.

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