Ein Leben für Gerechtigkeit – Martin Luther King als Inspiration für Unterrichtsthemen (Quelle: Wikimedia Commons)
Am dritten Montag im Januar wird in den USA jedes Jahr das Leben von Martin Luther King Jr. gefeiert. Der 20.01.2025 ist Martin Luther King Day und bietet somit eine ideale Gelegenheit, um im Unterricht nicht nur über die Bürgerrechtsbewegung in den USA, sondern auch über aktuelle Themen wie Zivilcourage, strukturelle Gewalt und gesellschaftliche Veränderungen zu sprechen. Dabei kann reflektiert werden, welche Parallelen zwischen Kings Vision und heutigen Herausforderungen bestehen.
Um den Unterricht nicht nur informativ, sondern auch anschaulich zu gestalten, haben wir für euch Unterrichtsmaterialien zusammengestellt, die Themen wie Kings Biografie, seine berühmte Rede “I Have a Dream”, sowie interaktive Übungen beinhalten.
Martin Luther King Junior, geboren 1929 in Atlanta, wuchs in einer religiösen Familie auf und engagierte sich aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen mit der Rassentrennung schon früh gegen Rassismus. Nach seinem Studium der Soziologie und Theologie arbeitete er als Pfarrer in Montgomery. Nebenher setzte er sich gemeinsam mit seiner Frau Coretta Scott King für Bürgerrechte ein.
Mitte der 1950er Jahre begannen in den USA die ersten Proteste gegen die Rassentrennung. In Montgomery, Alabama, weigerten sich Schwarze, ihre Plätze im Bus für Weiße zu räumen. Der damals 26-jährige Martin Luther King Jr. wurde zum Leiter der Organisation des Busboykotts durch die Southern Christian Leadership Conference (SCLC). Der 381 Tage dauernde Boykott war erfolgreich: Der Oberste Gerichtshof erklärte die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln für verfassungswidrig.
Nach diesem Erfolg widmete sich King verstärkt dem Einsatz für Bürgerrechte. Er gab seinen Posten in Montgomery auf und zog nach Atlanta, von wo aus er im ganzen Süden friedliche Protestaktionen organisierte und Reden hielt. Trotz mehrerer Verhaftungen kam er auf Betreiben von Präsident John F. Kennedy wieder frei.
Martin Luther Kings Mut und Einsatz für die Rechte der Schwarzen führten zu einer breiten gesellschaftlichen Bewegung. Am 28. August 1963 versammelten sich über 250.000 Menschen, darunter auch Weiße, zum friedlichen “Marsch auf Washington”, bei dem King seine berühmte Rede “I have a dream” hielt – ein Meilenstein der Bürgerrechtsbewegung. Für sein Engagement erhielt er 1964 den Friedensnobelpreis.
Am 4. April 1968 wurde er in Memphis von einem Attentäter erschossen, was landesweite Unruhen mit zahlreichen Toten und Zerstörungen auslöste. Bis heute gilt Martin Luther King als eine bedeutende Persönlichkeit im Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Sein Vermächtnis wird deshalb in den USA jedes Jahr mit einem Feiertag gewürdigt.
Die Beschäftigung mit Martin Luther King und seinem Einfluss auf die Bürgerrechtsbewegung bietet viele Möglichkeiten, den Unterricht spannend und lehrreich zu gestalten. Durch einen fächerübergreifenden Ansatz, der die Fächer Deutsch, Geschichte, Politik und Musik kombiniert, können die Schüler:innen sowohl historische als auch kulturelle Aspekte dieser Zeit entdecken und in Verbindung bringen.
Als Einstieg kann zunächst ein Steckbrief über Martin Luther King angelegt werden, damit die Schüler:innen einen Überblick über sein Leben gewinnen. Der Steckbrief könnte Daten und Fakten wie Geburtsdatum, Herkunft, Familie, Bildungsweg und die wichtigsten Errungenschaften enthalten. Kostenloses Material hierfür stellt das lehrerbüro zur Verfügung.
Um seine Rolle in der Bürgerrechtsbewegung besser zu verstehen, kann zusätzlich seine Biografie analysiert werden. Hierzu können eure Schüler:innen Schlüsselmomente in seinem Leben und Kampf für Gleichberechtigung und Gewaltfreiheit identifizieren. Beispielsweise könnte der Montgomery-Busboykott, der Marsch auf Washington oder die Verleihung des Friedensnobelpreises thematisiert werden. Das Goethe-Institut stellt dazu kostenlose Arbeitsblätter zur Verfügung.
Anschließend könnt ihr im Klassenverband darüber diskutieren, welchen persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen er bewältigen musste und wie sein Handeln die Bürgerrechtsbewegung beeinflusste. In diesem Zuge könnt ihr mit euren Schüler:innen tiefer in Themen wie die Bürgerrechtsbewegung, die Rassentrennung in den USA und Kings berühmte Rede “I have a dream” eintauchen.
Ergänzend können historische Texte, Fotos oder Dokumente analysiert werden, um ein Verständnis für die politische Situation der damaligen Zeit zu entwickeln. Darüber hinaus können Diskussionen oder kreative Aufgaben, wie z.B. die Gestaltung eines Plakates, das Thema ausbauen.
Für einen Überblick über das Leben von King eignet sich auch das YouTube-Video MrWissen2go. Daraufhin können eure Schüler:innen ein Kreuzworträtsel bearbeiten, um ihr Wissen über die Bürgerrechtsbewegung oder die historischen Ereignisse der 1960er Jahre zu erweitern.
Um die Intentionen von Martin Luther King besser zu verstehen, könnt ihr gemeinsam einen Ausschnitt aus seiner Rede “I have a Dream” anhören. Anschließend analysieren eure Schüler:innen die Sprache, die Botschaft und die Bedeutung der Rede und diskutieren, warum sie so einflussreich war.
Ergänzend können Hintergrundinformationen zur Entstehung der Rede und zu den historischen Umständen des “Marsches auf Washington” gegeben werden. Darüber hinaus könnt ihr als Lehrkraft anregende Fragen stellen, z.B. welche Forderungen die Streikenden hatten und warum Kings Vision auch heute noch relevant ist.
Die Schüler:innen könnten zudem eigene Träume und Visionen für eine gerechtere Gesellschaft formulieren und präsentieren, um einen persönlichen Bezug zur Rede herzustellen. Abschließend könnten Vergleiche zu anderen berühmten Reden oder Bewegungen gezogen werden, um Kings Einfluss auf die Weltgeschichte in einen Kontext zu setzen und zu verdeutlichen.
Je nach Klassenstufe kann auch ein Verständnis für strukturelle Gewalt erarbeitet werden (ab Jahrgangsstufe 7). Dies kann beispielsweise durch das Wahrnehmungsspiel “Knack‘ den Schokoriegel” gelingen. Das Bistum Speyer bietet dazu kostenloses Material an.
In der Übung “Knack den Schokoriegel” lernen Jugendliche, wie widersprüchliche Aufträge Konflikte und Gewalt auslösen können, und reflektieren, wie sie selbst in solchen Situationen reagieren würden.
Dazu bilden die Schüler:innen Paare, wobei die eine Hälfte von euch als Lehrkraft vor die Tür gebeten wird. Dort erhalten sie den Auftrag: “Holt euch den Schokoriegel von eurem Partner. Ihr braucht ihn unbedingt und vollständig.” Die andere Hälfte bleibt im Raum und bekommt den gegensätzlichen Auftrag: “Beschütze den Schokoriegel. Niemand darf ihn berühren, und er muss unversehrt bleiben. Du bist dafür verantwortlich.” Ohne weitere Hinweise führen die Paare die Übung aus. Anschließend werden die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet: Welche Strategien wurden genutzt, um das Ziel zu erreichen? Kam es zu Konflikten? Wenn ja, warum – wegen eines Schokoriegels?
Die Übung verdeutlicht, dass widersprüchliche Aufträge oft zu Konflikten führen können und regt dazu an, über Möglichkeiten nachzudenken, wie solche Dilemmata gelöst werden können. Dabei wird deutlich, dass eine kompromisslose Verteidigung der eigenen Position oft nicht zu einer gemeinsamen und gewaltfreien Lösung führt.
Nach der Übung könnte eure Klasse Kings Prinzip der Gewaltfreiheit (Nonviolence) als Konfliktstrategie diskutieren. Die Schüler:innen könnten überlegen, welche Möglichkeiten es gäbe, den Konflikt um den Schokoriegel friedlich zu lösen, ohne die vorgegebenen Aufträge zu verletzen. Zudem könnte analysiert werden, wie Kings widersprüchliche Anforderungen – etwa den Widerstand gegen die Rassentrennung und den Wunsch nach gesellschaftlichem Frieden – durch gewaltfreie Proteste in Einklang brachte.
Vor oder nach der Übung könnten Zitate von Martin Luther King eingebracht werden, um den Bezug herzustellen, z. B.: “Darkness cannot drive out darkness; only light can do that. Hate cannot drive out hate; only love can do that.” Die Schüler:innen könnten reflektieren, wie dieses Zitat auf das Dilemma im Spiel angewandt werden könnte.
Der Coming-of-Age-Film Der Traum spielt im Jahr 1969 auf der dänischen Insel Fünen und erzählt die Geschichte des 13-jährigen Frits Johansen. Inspiriert von Martin Luther Kings Rede “I Have a Dream” und den gesellschaftlichen Umbrüchen der Bewegung in den 1968er Jahren, beginnt Frits, sich gegen das autoritäre und gewaltsame System seines tyrannischen Schuldirektors Lindum-Svendsen aufzulehnen. Der Film thematisiert die Auseinandersetzung zwischen alten Hierarchien und neuen, demokratischen Werten, zeigt verschiedene Formen des Protests und betont die Kraft von Zivilcourage und gewaltfreiem Widerstand. Frits entwickelt dabei nicht nur persönliches Selbstbewusstsein, sondern bringt auch Veränderung in seine Gemeinde.
Der Film lässt sich vielseitig in den Unterricht integrieren, indem er thematische Bezüge zu verschiedenen Fächern herstellt. Im Deutschunterricht bietet sich die Analyse von Figuren wie Frits oder seiner Mutter an, bei der eure Schüler:innen deren Eigenschaften, Entwicklungen und Motivationen herausarbeiten. Darüber hinaus kann die Rede von King als Grundlage dienen, um rhetorische Stilmittel zu analysieren und über die Bedeutung von Sprache im Kampf für gesellschaftliche Veränderungen zu diskutieren. Kreative Schreibaufgaben, wie das Verfassen eines fiktiven Zeitungsartikels zum Tod von Martin Luther King, fördern zudem die Reflexion über historische Ereignisse.
Im Musikunterricht können Lieder von The Beatles, Jerry Lee Lewis oder Elvis Presley analysiert werden, um den Zusammenhang zwischen Musik und den gesellschaftlichen Umbrüchen dieser Zeit aufzuzeigen. Die Schüler:innen können die Bedeutung von Gospel, Blues und Soul im Kontext der Bürgerrechtsbewegung diskutieren und diese musikalischen Genres mit späteren Stilrichtungen wie Rock oder Punk vergleichen.
Im Fach Geschichte und Politik bietet der Film die Möglichkeit, die Bürgerrechtsbewegung in den USA und die gesellschaftlichen Veränderungen Ende der 1960er Jahre wie die Studentenunruhen, den Vietnamkrieg oder den Kampf um Frauenrechte zu thematisieren. Durch Gruppenarbeit könnten eure Schüler:innen Ereignisse wie die Sklavenbefreiung oder die Hippiebewegung recherchieren und in einer Collage darstellen. Außerdem könnten sie Gesetzestexte und Verordnungen aus dieser Zeit analysieren, um die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf die Gesellschaft zu verstehen. Methodisch bietet der Film zahlreiche Ansätze, darunter Partner- und Gruppenarbeiten, Rollenspiele oder die Analyse von Filmausschnitten. Alle Materialien dazu findet ihr hier.
Für Lehrkräfte gibt es verschiedene Ansätze, sich fächerübergreifend mit Martin Luther King und seinem Einfluss auf die Bürgerrechtsbewegung zu beschäftigen: von der Analyse seiner Biografie und Rede bis hin zu interaktiven Übungen. Die Vielfalt der Materialien und Methoden ermöglicht es, das Thema individuell an die Bedürfnisse eurer Klasse anzupassen und gleichzeitig einen aktuellen Bezug herzustellen. So könnt ihr nicht nur das Vermächtnis Martin Luther Kings vermitteln, sondern auch dazu inspirieren, die Werte Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Zivilcourage in die heutige Zeit zu tragen.