Bildungsinfluencerin Hilal Ebcin findet: "Eine Bildungsmesse sollte für demokratische Werte und eine offene Gesellschaft stehen." (Quelle: Canva)
Die Präsenz der AfD auf der größten Bildungsmesse Europas, der Didacta, löst massive Kritik aus (Lehrer News berichtete). Ein breites Bündnis aus verschiedenen Organisationen, wie die Bundesschülerkonferenz, der Bundeselternrat, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Greenpeace, VBE, Teachers or Future und andere, mahnt die Veranstalter: Die Didacta “trägt große Verantwortung und sollte sich entschieden gegen Rechtsextremisten positionieren. Die AfD ist in Teilen eine rechtsextremistische Partei”, teilt die GEW auf ihrer Webseite mit. In ihrer Erklärung mit dem Untertitel “Bildung statt Hetze – kein Forum für Rechtsextreme” bezeichnet das Bündnis es als “fatalen Fehler”, wenn sich die AfD auf der Didacta als Hauptaussteller präsentieren dürfte. Besonders im Kontext des Messe-Leitthemas ‘Demokratiebildung’ sei es laut der Erklärung untragbar, “einer derart extremen Partei eine solche Plattform zu geben“.
Die GEW und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatten bereits zuvor offiziell Beschwerde bei der didacta eingelegt. In dem Brief heißt es: “Mit Blick auf die jüngste Geschichte halten wir den Schritt, dieser Partei eine Plattform auf Europas führender Bildungsmesse zu bieten, für höchst unangemessen.” Der Didacta Verband hatte in einem Statement darauf verwiesen, dass die Messe Stuttgart als Ausrichter der Messe agiert. “Als Unternehmen in öffentlicher Trägerschaft ist die Messe Stuttgart gesetzlich verpflichtet, allen Ausstellenden eine Teilnahme zu ermöglichen, sofern deren Inhalte nicht gegen geltendes Recht verstoßen.“ Nachdem die Antwort des Didacta Verbandes die offenen Fragen aus Sicht von GEW und VBE nicht ausreichend klären konnte, wird nun von den beiden Gewerkschaften an die Messe Stuttgart als Ausrichter appelliert.
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, gibt in einem Statement bekannt: “Wir nehmen irritiert zur Kenntnis, dass der Didacta Verband als ideeller Ausrichter entschieden hat, politische Parteien kurz vor der Bundestagswahl auf der Didacta zuzulassen.” Im schulischen Bereich sei es gängige Praxis, Parteien vor Wahlen nicht einzuladen, um einen neutralen Raum für politische Bildung zu gewährleisten. Auf der Didacta als ‘Erwachsenenveranstaltung‘ hätte sich der Philologenverband die Möglichkeit einer Diskussionsrunde zu Fragen der Demokratiebildung vorstellen können – jedoch nicht die Zulassung von Wahlkampfständen, die den Eindruck eines politischen Missbrauchs der Veranstaltung erwecken können. “Auch wenn die aktuelle Gestaltung der Didacta nicht unseren Erwartungen entspricht, bleiben wir weiterhin bereit, uns insbesondere auch beim aktuellen Thema Demokratiebildung differenziert und wo nötig wehrhaft aktiv in Gespräche über entsprechende Bildungsfragen einzubringen”, so Lin-Klitzing. Voraussetzung dafür sei ein respektvoller Umgang und demokratischer Konsens aller Beteiligten im Einklang mit Artikel 1 des Grundgesetzes.
Nicht nur Verbände und Organisationen aus dem Bildungsbereich üben Kritik an der Entscheidung der Didacta, auch Bildungsinfluencer:innen äußern sich kritisch. Die Lehrerin für die Fächer Geschichte, Philosophie, DaZ und Sozialwissenschaften und Sonderpädagogin Hilal Ebcin, die sich auf ihrem Instagram-Kanal besonders mit den Themen Offenheit und Diversität im Schulkonzept beschäftigt und neben Tipps für den geregelten Lehreralltag auch Denkanstöße für verschiedene Religionen und Kulturen gibt, sieht in der Präsenz der AfD auf der Didacta ein fatales Signal. “Eine Bildungsmesse sollte für demokratische Werte und eine offene Gesellschaft stehen – die AfD hingegen steht für Spaltung, Hetze und Wissenschaftsfeindlichkeit. Dass die Didacta ihr eine Bühne bietet, ist nicht nur enttäuschend, sondern auch gefährlich. Ich hätte mir eine klare Haltung seitens der Veranstalter gewünscht.”
Auch Hülya Atasoyi, Lehrerin für Mathematik und Englisch, setzt sich auf ihrem Instagram-Kanal engagiert gegen Diskriminierung und Rassismus im Schulalltag ein. Atasoyi sagt: “Ich finde es sehr problematisch, dass die AfD als Hauptaussteller auf der Didacta vertreten sein wird. Ihre politischen Positionen widersprechen oft den Werten einer offenen und demokratischen Bildung.” Die Entscheidung der Veranstalter, der AfD eine solche Plattform zu bieten, sei laut Atasoyi inakzeptabel und gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die Entscheidung der Didacta, der AfD eine Plattform auf der größten Bildungsmesse Europas zu bieten, stößt auf breite Kritik aus verschiedenen Bildungsorganisationen, Verbänden und Influencern. Die Kritiker:innen argumentieren, dass die AfD in Teilen eine rechtsextremistische Partei sei und ihre Präsenz auf einer Messe mit dem Leitthema “Demokratiebildung” ein fatales Signal sende. Besonders in einer Zeit, in der politische Neutralität und der demokratische Konsens in Bildungseinrichtungen wichtig sind, wird die Entscheidung als untragbar angesehen (Lehrer News berichtete). Viele fordern eine klare Haltung der Veranstalter:innen und sehen die Entscheidung als gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Werte einer offenen, demokratischen Gesellschaft.