Deutscher Lehrerverband fordert Islamunterricht an Schulen unter staatlicher Aufsicht

Zwei junge Frauen mit Kopftüchern sitzen an einem Tisch. Eine der Frauen sitzt an einem Laptop, die andere schreibt in ein Notizbuch

Viele muslimische Eltern wünschen sich Islamunterricht für ihre Kinder, jedoch hätten sie Zweifel an außerschulischen Angeboten, so der Präsident des Lehrerverbands. (Quelle: Pexels)

Der Deutsche Lehrerverband fordert eine staatliche Ausbildung von Islamlehrer:innen in allen Bundesländern. "Wir müssen einen Islamunterricht unter staatlicher Aufsicht aufbauen", sagte Lehrerverbandspräsident Stefan Düll in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Düll erklärte weiter, dass verpflichtender Ethikunterricht für viele muslimische Eltern nicht ausreichend sei. "Vielmehr drücken sie immer wieder ihren Wunsch aus, dass ihre Kinder eine islamische Unterweisung unter staatlicher Aufsicht, gerne auch an der Schule, erhalten". Allerdings hätten sie oft "berechtigte Bedenken" hinsichtlich der Qualität und der vermittelten Werte bei außerschulischen Angeboten. Einen regulären Religionsunterricht könne es nicht geben, da es hierfür keinen zentralen Ansprechpartner wie bei der katholischen oder evangelischen Kirche gibt, erklärte der Lehrerverbandspräsident.

Laut Düll möchten die Eltern ihre Kinder “im Sinne eines aufgeklärten Islam erziehen und dabei professionelle Unterstützung erhalten, jedoch keine Unterweisung, die von Ländern wie der Türkei oder dem Iran kontrolliert wird”. Daher müssten Angebote unter staatlicher Aufsicht im Einklang mit dem Grundgesetz geschaffen werden, so Düll gegenüber der Zeitung.

Derzeit gibt es an deutschen Schulen keinen einheitlichen Islamunterricht, es herrscht ein Flickenteppich. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg, Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben verschiedene Modellprojekte gestartet. Diese reichen von bekenntnisorientiertem Unterricht in Zusammenarbeit mit islamischen Religionsverbänden bis hin zu bekenntnisneutraler Religionskunde. In den neuen Bundesländern gibt es bisher keine vergleichbaren Angebote. Nur an bayerischen Schulen gibt es islamischen Unterricht bereits als Wahlpflichtfach. Knapp 19.500 Schüler:innen haben im vergangenen Schuljahr daran teilgenommen.

Laut dem Mediendienst Integration sind über eine Million Schüler:innen in Deutschland muslimischen Glaubens. Nur ein kleiner Teil von ihnen, nämlich knapp 70.000 im Schuljahr 2022/23, nimmt jedoch an einem ihrem Glauben entsprechenden Unterricht teil. Die Medienplattform berichtet, dass die Nachfrage nach islamischem Religionsunterricht viel höher ist als das aktuelle Angebot, das unter anderem wegen Lehrermangel begrenzt ist.

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